Go west!

Kaum ein größerer Möbelmarkt weltweit zeigt aus der Sicht der deutschen Möbelindustrie in den letzten Jahren eine bessere Performance als der der USA. Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres wurden dort Möbel „Made in Germany“ im Wert von rund 360 Mio. Euro abgesetzt, das Wachstum im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum betrug beachtliche 24,3%.

Im Gesamtjahr 2015 dürfte der Wert der deutschen Möbelexporte nach Berechnungen des VDM auf rund 485 Mio. Euro ansteigen. Der US-amerikanische Absatzmarkt ist für die deutschen Hersteller von Küche, Polster & Co. seit Jahren fest in der Top 10 Liste der wichtigsten Märkte verankert. Mit dem aktuellen „Wachstumsschub“ dürften die USA allerdings erstmals am – zugegeben aktuell etwas schwächelnden – belgischen Markt vorbeiziehen und auf Platz 6 vorrücken.

Was sind die Gründe für diese erfreuliche Entwicklung? Zwar stellen die USA nach dem rapiden Wachstum des Möbelabsatzes in China in den vergangenen Jahren nur noch den weltweit zweitgrößten Möbelmarkt dar, jedoch wird ein Großteil der dort verkauften Möbel traditionell importiert. 

Mit einem Möbelimportwert von 22,2 Mrd. Euro sind die USA nach wie vor der weltgrößte Möbelimporteur. Damit importiert das Land über 10 Mrd. Euro mehr als Deutschland, der zweitgrößte Möbelimporteur. 

Fast drei Viertel der US-Möbelimporte stammen aus Asien und hier insbesondere aus China, gefolgt von Vietnam, Malaysia, Taiwan, Indonesien und Indien. Das restliche Viertel entfällt auf die Nachbarländer Kanada und Mexiko und dann auf die europäischen Lieferländer, vor allem Italien, Deutschland und Polen.

Die deutschen Möbelprodukte stehen bei den amerikanischen Konsumenten hoch im Kurs und sind in erster Linie im Premiumsegment des Marktes angesiedelt. Wie der beigefügten Grafik zu entnehmen, konnten die deutschen Möbelhersteller ihre Ausfuhren in die USA von 177 Mio. Euro im Jahr 2000 auf nunmehr rund 485 Mio. Euro steigern, dies entspricht einem Anstieg um das Dreifache innerhalb der letzten 15 Jahre. 

Die Immobilienkrise und die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 gingen am US-amerikanischen Möbelmarkt damals nicht spurlos vorbei, die deutschen Möbelausfuhren brachen im Jahr 2009 um rund 7% ein. Jedoch erholten sich die USA schneller davon als die restlichen Staaten, bereits im Jahr 2011 übertraf der Exportwert der deutschen Möbelhersteller den Vorkrisenwert. In den darauffolgenden Jahren wurde der Möbelkonsum schrittweise ausgeweitet.

Der aktuelle Möbelboom in Richtung USA könnte zusätzlich noch einem anderen Umstand geschuldet sein. War die Währungsrelation zwischen US-Dollar und Euro in den vergangenen Jahren nahezu konstant und schwankte um den Wert von 1,30 Dollar/Euro, so flutete die Europäische Zentralbank die Märkte im Jahr 2015 mit billigem Geld. Die Währungsrelation verschob sich in Richtung 1,10 Dollar/Euro, was einer Abwertung der europäischen Währung im Vergleich zum US-Dollar um rund 16% gleichkam. 

Dieser Effekt dürfte die deutschen Möbelausfuhren in die USA noch einmal deutlich gepusht haben. Zum Ende des vergangenen Jahres hat die US-Notenbank zudem den Leitzins erstmalig nach der Finanzkrise erhöht und sie damit auch symbolisch abgeschlossen. Damit verteuert sich der Dollar im US-Binnenmarkt und europäische Importe werden nochmals an Attraktivität gewinnen.

Angesichts der wachsenden Bedeutung des US-Möbelmarktes für die deutschen Möbelhersteller stellt sich auch die Frage nach einer geeigneten Exportstrategie. 

Wer über Export nachdenkt, gelangt schnell zur Idee einer Messebeteiligung vor Ort. Die Messelandschaft in den USA ist relativ heterogen. Zu den wichtigsten Möbel- und Einrichtungsmessen gehören die zweimal jährlich im Januar und im Juli veranstaltete „Las Vegas Market“ in Nevada und die ebenfalls zweimal im Jahr im April und im Oktober stattfindende „High Point Market“ in North Carolina. 

Einmal jährlich findet im Mai die de-  signorientierte International Contemporary Furniture Fair in New York statt.

Im Dezember 2015 fiel mit der Kooperationsvereinbarung zwischen Informa – als Veranstalter der „Dwell on Design“ in Los Angeles – und der Koelnmesse der Startschuss für das neue Auslandsmesse-Projekt der imm cologne. Die „Dwell on Design“ Los Angeles gehört mit rund 30.000 Besuchern und rund 350 Ausstellern zu den größten Möbel- und Einrichtungs-Design-Messen in den USA.

Neben dem großen Angebot der Aussteller ist die „Dwell on Design“ in Los Angeles die stärkste US-Informations- und Networking-Plattform für Architekten, Planer und Designer. 

Die nächste Ausgabe der Dwell on Design und damit erste Kooperationsshow mit der imm cologne findet vom 24. bis 26. Juni 2016 statt. 

Der VDM stellt Ihnen gerne die relevanten Informationen zum US-Möbelmarkt zur Verfügung. 

Sofern das Interesse der deutschen Möbelindustrie an „Go West“ groß genug ist, ist es sinnvoll, die Messe als vom Auslandmesse-Programm des Bundes (AMP) finanziell geförderte Messe für das Jahr 2017 oder 2018 beim Bundeswirtschaftsministerium zu beantragen. 

Damit wäre ein erschwinglicher „German-Pavillon“ auch in Los Angeles realisierbar. Wir bitten daher die interessierten Unternehmen um einen kurzen Hinweis.

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