Jahresbilanz der deutschen Möbelindustrie 2017
Stabil auf hohem Niveau

Die deutsche Möbelindustrie befindet sich nach wie vor auf einem hohen Umsatz-Niveau und erwirtschaftete im vergangenen Jahr 17,855 Mrd. Euro, was nach den Berechnungen des Verbandes der deutschen Möbelindustrie (VDM) auf Grundlage der Zahlen des Statistischen Bundesamtes einem leichten Rückgang gegenüber 2016 entspricht.

Drei Jahre in Folge – 2014 bis 2016 – ist die deutsche Möbelindustrie kontinuierlich gewachsen und hat sich auf einem hohen Umsatz-Niveau bei etwa 18 Mrd. Euro eingependelt. Auch aus diesem Grund kommentiert Axel Schramm, Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), den jüngsten Rückgang der Umsätze 2017 um 0,6% folgendermaßen: „Auch wenn der Umsatz im vergangenen Jahr auf 17,855 Mrd. Euro zurückging, bedeutet dies nach den zuvor guten Wachstumsjahren 2015 und 2016 – mit satten 6,2% und 3,2% Steigerung –, dass das hohe Niveau fast wieder erreicht werden konnte.“
Stabil auf dem Vorjahresniveau waren die Umsätze der Büro- und Ladenmöbelhersteller, die 2017 4,021 Mrd. Euro erwirtschafteten und damit ein kleines Plus von 0,3% einfuhren. Die Umsätze im Inland gingen dabei um 3,3% auf 3,074 Mrd. Euro nach oben. Im Ausland schlägt dagegen ein Minus von 8,2% zu Buche (947 Mio. Euro). Ebenfalls steigende Umsätze haben die Wohnmöbelhersteller – das größte Segment der deutschen Möbelindustrie – zu verzeichnen (+1,6%). Allerdings mit differierenden Tendenzen im Vergleich zu den Büro- und Ladenmöbeln, da die Wohnmöbelhersteller im Ausland ein Plus von 4,7% (2,525 Mrd. Euro) erzielten, während die Umsätze in Deutschland in etwa konstant bei 4,837 Mrd. Euro (+0,1%) auf dem Niveau aus 2016 lagen.
Die übrigen Segmente der deutschen Möbelindustrie lagen 2017 unter den jeweiligen Werten aus dem Vorjahr. Die Matratzenhersteller – deren Lage wir ausführlicher im Sleep-Teil dieser Ausgabe auf Seite 66 beleuchtet haben – setzten 871 Mio. Euro (-3,6%) um, die sich aus 745 Mio. Euro (-2,9%) im Inland und 126 Mio. Euro (-7,5%) im Ausland zusammensetzen. Auch die Küchenmöbelhersteller mussten 2017 nach Jahren des teilweise starken Wachstums einen Rückgang um 3,8% auf insgesamt 4,616 Mrd. Euro hinnehmen, wobei 2,777 Mrd. Euro (-5,8%) im Inland 1,839 Mrd. Euro (-0,7%) im Ausland gegenüberstehen. Allerdings wird die Bilanz des Statistischen Bundesamtes durch die Alno-Insolvenz verzerrt, durch die am Jahresende nur noch 50 Betriebe ihre Umsätze meldeten – nach 54 im ersten Halbjahr. Von den Polstermöbelherstellern meldeten 2017 30 Betriebe ihre Umsätze und kamen zusammen auf 984 Mio. Euro (-2,5%).

Konzentration steigt weiter

Damit erzielten die Polstermöbler 2017 rund 33 Mio. Euro Umsatz pro Betrieb, was den höchsten Wert nach den Küchenmöbelherstellern ergibt, die mit rund 87 Mio. Euro Umsatz pro Betrieb klar an der Spitze innerhalb der deutschen Möbelindustrie stehen (vgl. Grafik 1). Durchschnittlich erwirtschaftet jeder Betrieb der Branche rund 36 Mio. Euro, was in erster Linie an dem hohen Wert der Küchenmöbelhersteller liegt. Vor zehn Jahren erwirtschafteten die Betriebe der deutschen Möbelindustrie noch rund 30 Mio. Euro pro Betrieb. Das liegt zum einen an den insgesamt gestiegenen Umsätzen der Branche. Zum anderen an Betriebsschließungen innerhalb der vergangenen zehn Jahre, wie die steigende Konzentration zeigt (vgl. Grafik 2): Zählte die deutsche Möbelindustrie 2007 – das Jahr der Schieder-Pleite – noch insgesamt 561 Betriebe, so waren es 2017 nur noch deren 492. Besonders deutlich wird die Entwicklung am Segment der Polstermöbelhersteller, wo sich die Zahl der Betriebe in Deutschland von 54 im Jahr 2007 auf 30 im Jahr 2017 fast halbierte.

Außenhandelsbilanz leicht verbessert

Jedes zweite Polstermöbel in Deutschland stammt mittlerweile aus Polen, das in diesem Segment ein Gesamtimportvolumen von 972 Mio. Euro vorzuweisen hat. In Summe schlugen im Polstermöbelbereich Einfuhren von 2,035 Mrd. Euro zu Buche. Demgegenüber stehen Ausfuhren von 714 Mio. Euro, womit der Polstermöbelbereich unverändert das größte Außenhandelsdefizit inneralb der deutschen Möbel­industrie aufweist.
Insgesamt lag das Bilanzdefizit 2017 bei -1,99 Mrd. Euro – 2007 waren es nur -0,09 Mrd. Euro (vgl. Grafik 6). Im Vergleich zu 2016 ging das Defizit allerdings leicht zurück, da im deutschen Möbelaußenhandel die Einfuhren um 0,3% auf 12,563 Mrd. Euro zurückgingen. Die Ausfuhren lagen bei 10,567 Mrd. Euro (+0,1%) hingegen in etwa auf dem Vorjahresniveau. Entscheidenden Anteil daran hatte einmal mehr die Küchenmöbelindustrie, deren Exporte 2017 bei 1,933 Mrd. Euro lagen, was einem Plus von 1,8% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Importe in diesem Bereich gingen dagegen im gleichen Zeitraum um 3,2% auf 103 Mio. Euro zurück. „Damit ist die deutsche Küchenmöbelindustrie – wieder einmal – das einzige Teilsegment unserer Branche mit einem deutlichen Exportüberschuss“, so Dr. Lucas Heumann, Geschäftsführer der Fachverbände der Möbelindustrie in Herford. Besonders die Exporte von Küchenmöbeln in die zwei wichtigsten Zielmärkte Frankreich (+7,5%) und Niederlande (+11,3%) konnten im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs aufwarten.
Damit wirtschaftete die deutsche Küchenmöbelindustrie auch entgegen dem allgemeinen Trend in der gesamten deutschen Möbelindustrie, deren Exporte in die wichtigsten Zielländer Frankreich (-1,4%), Schweiz (-2,6%) und Österreich (-2,4%) allesamt unter den Werten aus 2016 lagen (vgl. Tabelle 1). Den größten Anstieg unter den zehn wichtigsten Absatzmärkten im Ausland hatte die deutsche Möbelindustrie in den USA mit einem Plus von 14,0% zu verzeichnen. Hier bleibt allerdings abzuwarten, welche Auswirkungen die aktuelle Diskussion um Strafzölle auf Einfuhren ausländischer Produkte in die Vereinigten Staaten weiterhin haben wird.
Unter den wichtigsten Ursprungsländern von nach Deutschland importierten Möbeln bauen die Top 3 Polen (+1,6%), China (+4,1%) und Tschechien (+8,5%) ihre vorherrschende Position weiter aus (vgl. Tabelle 2) und sind mittlerweile für 54,9% aller Möbel­importe verantwortlich. Aus allen anderen Ländern der zehn wichtigsten Möbelimportnationen wurden 2017 hingegen weniger Möbel nach Deutschland eingeführt.

Zukunft liegt im Export

Mit Blick auf die Zukunft der deutschen Möbelindustrie hält Dr. Heumann „die Intensivierung der Exportaktivitäten im Ausland“ für besonders wichtig, denn „nach unseren Analysen erwarten wir für den Inlandsmarkt in den nächsten Jahren nur geringfügige Wachstumstendenzen und obendrein einen starken von der Nachfragemacht des Handels diktierten Preisdruck.“ Derzeit liegt die Exportquote der deutschen Möbelindustrie bei 32,4%. Auch für VDM-Präsident Schramm „entwickelt sich das Auslandsgeschäft zu einem wichtigen Standbein für unsere Hersteller“. Für 2018 rechnet Schramm „mit einem Umsatz in ähnlicher Größenordnung – mit dem Potenzial zu einem kleinen Plus.


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