Möbelverbände NRW
Informationsveranstaltung zum französischen Möbelmarkt

Um einen der wichtigsten Absatzmärkte der deutschen Möbelindustrie – den französischen Möbelmarkt – besser kennenzulernen, haben die Möbelverbände NRW Kooperationspartner aus Frankreich nach Herford eingeladen.

Die Veranstaltung mit dem Titel „Go to France“ besuchten rund 30 Gäste. Verbands-Geschäftsführer Dr. Lucas Heumann unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des französischen Möbelmarktes für die deutsche Möbelindustrie als Exportland Nummer eins. Olaf Pointeau, MBA und Inhaber der Gefrecom Unternehmensberatung (German French Consulting Management), berichtete über Unterschiede zwischen den Möbelländern Deutschland und Frankreich. So seien in der Wertehierarchie französischer Verbraucher Technik, Qualität und Serviceversprechen zu einem Produkt deutlich über dessen Design und Preis angesiedelt. Und weiter: Kaufentscheidungen werden schneller getroffen, aber intensiv vorbereitet. Die Gestaltungsmacht der Kunden, aber auch die des Möbelhandels in Frankreich werde von deutschen Firmen oftmals unterschätzt. Außerdem gebe es auch große Unterschiede im Vertrieb. Der Möbelhandel kenne die „Großfläche“ wie Deutschland faktisch nicht, Fachmärkte wie für Küchen gäbe es kaum. Weitere Besonderheit: Küchen werden häufig über das Mitnahme-Segment und als Einzelmöbel vertrieben, die klassische Einbauküche sei nur bei gut der Hälfte der Haushalte zu finden.

Benoit Girerd, Steuerberater bei der CCM Groupe SFA, konzentrierte sich in seinen Vorträgen auf finanzielle, steuerliche und rechtliche Aspekte des Engagements im französischen Markt. Interessant in diesem Kontext war laut Pressemitteilung beispielsweise, dass die 35-Stunden-Woche oder die hohen Sozialabgaben zwar vorhanden, jedoch relativ zu sehen sind: In Frankreich werde im Regelfall 40 Stunden in der Woche gearbeitet, was bis zu 48 Stunden erweitert werden kann. Und die prozentual höheren Sozialabgaben müssten im Bezug zu geringeren Bruttolöhnen gesehen werden. Wirklich gravierend sind die „extraordinairen“ Spesenregelungen.

Ein Fazit: Obwohl die einzelnen Regionen Frankreichs sehr spezifisch einrichten, werde auf gutes Wohnen insgesamt Wert gelegt. Der Nachholbedarf im Interior Design sei groß, die Chancen damit für deutsche Anbieter beachtlich. Zwei Dinge sollten beachtet werden: Ohne ‚locuteur natif‘ bzw. Muttersprachler wird die Markterschließung in Frankreich schwer. Und: Mit „Möbelmarken“ verbinden Franzosen kaum etwas – wenn doch, dann fast nur mit Herstellern aus dem Inland. Zusammenfassend brachte der angereiste Ehrengast Olivier Rietmann, Bürgermeister der Kommune Jussey, die Veranstaltung der Möbelverbände zu Frankreich auf den Punkt: „Frankreich ist nicht kompliziert, nur ‚ein wenig anders‘ als Deutschland …“

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