Zukunftsinitiative Möbellogistik (ZimLog)
Möbelbranche startet bundesweite Initiative

Die Vorbereitungsarbeiten waren intensiv, am 18. Februar erfolgte nun der offizielle Auftakt der branchenübergreifenden „Zukunftsinitiative Möbellogistik“ (Zimlog) im Kristallsaal der Koelnmesse. Eingeladen hatten die Initiatoren VHK Herford, AMÖ, BVDM sowie HDH/VDM. Der Projektleiter der Brancheninitiative Prof. Paul Wittenbrink, HWH, Experte in Fragen innerbetrieblicher und prozessorientierter Logistikprozesse, hob nach den einführenden Worten von Gastgeberin Katharina C. Hamma von der Koelnmesse diesen wichtigen Aspekt von Zimlog immer wieder auf den Schild: Nahezu alle und oft seit Jahren bekannte Logistikprobleme der Branche seien nur übergreifend und gemeinsam lösbar.

Defizit: fehlende Koordination

Die wichtigsten Handlungsfelder seien verbesserte Koordination innerhalb der Prozesskette, Einführung von Logistikstandards und IT-basierter Vernetzung, Aufbau von Sendungsstrukturen, Ausschöpfung der Möglichkeiten des Internets, Kosten- und Reklamationssenkungen, Optimierung vorhandener Strukturen und im Außenwarenverkehr, Fahrermangel sowie spürbare Entspannung des Brennpunktes ‚Rampe‘.

Wittenbrink stellte heraus, dass zwar viele der Wertschöpfungspartner in sich logistisch optimiert seien, eine Abstimmung zwischen- bzw. untereinander jedoch kaum erfolge. Gerade die Behebung dieses Defizits fehlender Koordination sei Chance und wichtiger Schutz vor einem zunehmend übermächtigen Wettbewerbsdruck aus dem Ausland.

Birgit Faßbender, Referentin im Bundesministerium für Verkehr appellierte an die versammelten rund 150 Branchenvertreter, alle Kraft für diese Initiative zu mobilisieren – man könne ein bundesweites „Leuchtturmprojekt“ werden!

Mit der Frage „Wann kommt mein Sofa?“ brachte Rolf Ostermann, Geschäftsführer Ostermann und Begros, aus Handelssicht das Grundproblem auf den Punkt: Der Kunde ist mental durch Internethändler „verwöhnt“ und erwartet gleich schnelle Lieferzeiten für ein Buch wie für ein Möbel. Dem stehe nicht nur der Variantenreichtum von Möbeln aller Segmente entgegen – Stichwort „Individualisierung“. Die Branche müsse künftig konkret benennen können, wann das ersehnte neue Möbel geliefert werde.

Michael Stiehl, Geschäftsführer Rauch Möbelwerke, stellte die fehlende Standardisierung innerhalb der Prozesskette als weiteres Manko heraus. Allein die nach wie vor verbreitete Bestell-Kommunikation via Fax und E-Mail sei ein echter „Gau“ – für die Industrie wie für die Kunden. Ein weiterer für die geplante Branchenlösung sprechender Fakt sei die in sich geschlossene Selbstoptimierung einzelner Partner der Wertschöpfungskette. Da diese aber ohne übergreifende Koordination zu vermehrten Störungen bei den beteiligten Partnern führe, bleibe unter dem Strich der wirksame Effekt „Null“, der Kunde verspüre Frust statt Verbesserung.

Acht-Punkte-Plan für die „Vision 2020“

Einen ganzen Berg ungelöster Herausforderungen stellte Ingrid Grube von Röhr Logistic aus Sicht eines Möbelspediteurs vor. Fehlende Planbarkeit, Lieferavise der Industrie minus einen Tag vor Verladung, ein fehlender einheitlicher Liefer-Barcode, kaum vorhandene Schnell-Entlademöglichkeiten für Kleinteile, fehlende Entladehilfen an der Rampe – vom Umgang miteinander dort ganz zu schweigen: Diese nur wenigen Beispiele beeindruckten die Zuhörer mindestens ebenso wie der Verweis, dass allein 2015 und nur Röhr-bezogen über 14.000 Wartestunden bzw. 1,2 Mio. Euro direkte Zusatzkosten an der Rampe entstanden seien. Grubes Wünsche daher an Zimlog: Abholavis der Industrie zwei Wochen vor Produktions-Ende, 100%ige Liefergenauigkeit, Schnellabnahme-Möglichkeiten, maximal 30 Minuten Wartezeit an der Rampe, Entladehilfe durch Handelspersonal sowie einheitliche Barcodes in der Branche.

Fazit von Wittenbrink: In der von ZimLog formulierten „Vision 2020“ sind acht wichtige Punkte fixiert, die viele dieser vorgenannten Forderungen aufgreifen. Mit der geplanten Aufnahme der operativen Arbeit im März habe man sich ein überaus ehrgeiziges Zeitfenster von lediglich fünf Jahren gesetzt. Bisher haben jeweils etwa eine Handvoll Unternehmen der Möbelindustrie, des Handels und des Speditionsgewerbes ihre feste Beteiligung an Zimlog zugesagt.

Zudem berichtete Dietmar Weber, Iwofurn, über die Notwendigkeit einer durchgängigen EDI und einer Branchenklassifizierung aller Haupt- und Fachsortimente. Besonders die in elektronischer Form kaum abrufbaren Lagerbestandsberichte, Lieferavise, Abverkaufszahlen oder Stammdaten mache den Beteiligten das Leben schwer. Wenn rund 30% aller Aufträge unklar seien und die Kommunikation untereinander mit Unterbrechungen von etwa einer Woche erfolge, dann verschenke die Möbelbranche das Geld mit vollen Händen.







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