Experten-Slot Restrukturierung & Insolvenz
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Expertenbeitrag: Der Ablauf der Sanierung eines Krisenunternehmens

Experten Beitrag

Wenn sich eine Krise im Unternehmen verfestigt, dann ist schnelles Handeln gefragt. In unserem Artikel „Rechtzeitig umsteuern, um Krisen zu vermeiden“ haben wir die möglichen Ursachen für kritische Situationen dargestellt. Die Sanierung eines Unternehmens ist ein Prozess, der strategisches Geschick, rechtliche Präzision, betriebswirtschaftliche Expertise, operative Umsetzung und intensive Kommunikation erfordert. Gerade in der Möbelbranche, die durch spezifische Marktanforderungen und hohe Wettbewerbsintensität geprägt ist, muss in Krisensituationen besonders umsichtig und zielorientiert agiert werden. Um eine Sanierung erfolgreich zu gestalten, ist ein strukturiertes und konsequentes Vorgehen erforderlich, das zunächst die unternehmerische Situation als auch Position aller Beteiligten analysiert und bei der Umsetzung berücksichtigt.

Wie der Sanierungsprozess abläuft

Der erste Schritt im Sanierungsprozess besteht immer in einer umfassenden und ungeschminkten Analyse. Zunächst wird geprüft, wie gravierend die Krise ist und welche Ursachen ihr zugrunde liegen. Ein Unternehmen kann sich in verschiedenen Krisenstadien befinden, angefangen bei einer strategischen Krise, die häufig durch fehlende Marktanpassung verursacht wird, bis hin zur Liquiditätskrise, bei der akuter Kapitalmangel herrscht. Diese Analyse bildet die Grundlage für alle weiteren Entscheidungen und erlaubt eine zielgerichtete Planung der Sanierungsmaßnahmen.

Sobald die Ursachen der Krise identifiziert sind und der eigene wirtschaftliche Status des Unternehmens bestimmt ist, wird gemeinsam ein Sanierungskonzept entwickelt. Dieses Konzept muss nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens neu definieren, sondern auch rechtliche Aspekte berücksichtigen. Insbesondere im Hinblick auf Sanierungsalternativen wie beispielsweise ein StaRUG Verfahren sowie mögliche Insolvenzantragspflichten ist eine enge Zusammenarbeit mit rechtlichen Beratern essenziell. Ein solides Sanierungskonzept enthält konkrete strategische, operative und finanzielle Maßnahmen, um die Krise zu bewältigen, und zeigt Wege auf, wie das Unternehmen langfristig wieder erfolgreich am Markt agieren kann.

In der anschließenden Umsetzungsphase geht es darum, die geplanten Maßnahmen konsequent und zeitnah zu realisieren. In der Möbelbranche kann dies zum Beispiel eine Optimierung der Produktionsprozesse, die Anpassung des Produktportfolios oder die Neuausrichtung des Vertriebs bedeuten. Parallel dazu müssen alle rechtlichen Schritte eingeleitet werden, etwa die Verhandlung mit Gläubigern oder langfristigen Geschäftspartnern. Der Prozess endet mit einer Stabilisierungsphase, in der die erreichten Fortschritte gesichert und überwacht werden, um einen nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten.

Wichtige Faktoren in der Sanierungsphase

Auch für Unternehmen der Möbelindustrie ist es entscheidend, frühzeitig auf Krisensignale zu reagieren. Sobald sich erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Schieflage zeigen, wie etwa ein rückläufiger Umsatz oder schwindende Margen, sollte aktiv gegengesteuert werden. Ein zentrales Element der Sanierungsphase ist die Sicherstellung der Liquidität. Ohne ausreichende Mittel können weder Sanierungsmaßnahmen umgesetzt noch notwendige Investitionen in die Zukunft getätigt werden.

Ebenso wichtig für eine erfolgreiche Sanierung ist ein klares Leitbild für die Zukunft des Unternehmens. In der Sanierungsphase dient dieses Leitbild als Orientierung für alle Beteiligten und legt die strategische Richtung fest, die das Unternehmen zur Überwindung der Krise einschlagen soll. In der Möbelbranche könnte dies bedeuten, sich auf nachhaltigere Materialien zu fokussieren, neue Zielgruppen zu erschließen, Produktinnovationen voranzutreiben und alternative Herstellkonzepte zu entwickeln.

Rechtlich müssen die Geschäftsführer darauf achten, dass sie ihre Pflichten erfüllen, insbesondere im Hinblick auf die Sanierungs- und Insolvenzantragspflicht. Werden diese verletzt, können erhebliche persönliche Haftungsrisiken entstehen. Eine kompetente rechtliche Beratung ist daher unverzichtbar, um sicherzustellen, dass alle Schritte im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben erfolgen.

Bedürfnisse der Stakeholder in der Sanierungsphase

Die Sanierung eines Unternehmens betrifft eine Vielzahl von Interessengruppen in und um das Unternehmen, die sogenannten Stakeholder. Dazu zählen Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden, Gläubiger und Kapitalgeber. Jede dieser Gruppen hat spezifische Erwartungen und Bedürfnisse, die in der Sanierungsphase berücksichtigt werden müssen. Mitarbeiter wünschen sich vor allem Sicherheit und Klarheit über ihre Zukunft im Unternehmen. Gerade in der Möbelbranche, wo Fachkräfte oft eng und langfristig mit einem Unternehmen verbunden sind, ist eine transparente Kommunikation zum richtigen Zeitpunkt entscheidend, um Ängste abzubauen und das Vertrauen der Belegschaft zu stärken. Lieferanten wollen sicherstellen, dass ihre Forderungen beglichen werden, während Kunden darauf angewiesen sind, dass die Lieferqualität und -sicherheit der Produkte und Dienstleistungen weiterhin gewährleistet ist. Auch Gläubiger und Kapitalgeber haben berechtigte Interessen. Sie benötigen nachvollziehbare Informationen über den Zustand des Unternehmens und die geplanten Maßnahmen, um Vertrauen in die Sanierung zu gewinnen. Eine transparente Finanzplanung und regelmäßige Berichterstattung sind hier unerlässlich. Auch hier ist es wichtig, die richtigen Zeitpunkte und die richtige Tonalität zu treffen.

Mechanismen bei den Stakeholdern

Die wirtschaftliche Krise eines Unternehmens löst oft Unsicherheit und Misstrauen bei den Stakeholdern aus. Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze, während Lieferanten und Gläubiger Maßnahmen ergreifen, um ihre eigenen Risiken zu minimieren. Dies kann zu einer Verschärfung der Krise führen, wenn beispielsweise Lieferanten auf Vorkasse bestehen oder Kunden ihre Bestellungen reduzieren. Um diesen Mechanismen entgegenzuwirken, ist ein aktives Krisenmanagement notwendig. Durch eine frühzeitige und transparente Kommunikation können Ängste abgebaut und Vertrauen zurückgewonnen werden. In der Möbelbranche, die von langfristigen Geschäftsbeziehungen geprägt ist, können persönliche Gespräche mit wichtigen Partnern dazu beitragen, die Basis für eine weitere Zusammenarbeit zu schaffen.

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Die Kommunikation ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren in jeder Sanierung. Sie sollte klar, offen und auf die jeweiligen Stakeholder zugeschnitten sein. Mitarbeiter müssen regelmäßig über den Stand der Sanierung informiert werden, um Gerüchte und Unsicherheiten zu vermeiden. Lieferanten und Kunden erwarten Zuverlässigkeit und eine Perspektive für die Zukunft, während Gläubiger und Kapitalgeber detaillierte Einblicke in die wirtschaftliche Lage und die geplanten Maßnahmen benötigen.

Auch in der Möbelbranche, wo der Ruf eines Unternehmens eine große Rolle spielt, ist auch die externe Kommunikation von Bedeutung. Eine durchdachte PR-Strategie kann verhindern, dass negative Berichte das Vertrauen der Kunden und Geschäftspartner beeinträchtigen. Gleichzeitig sollte der Fokus darauf liegen, die Stärken des Unternehmens zu betonen und die geplanten Schritte zur Krisenbewältigung klar zu kommunizieren.

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Markus Fauser hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim in Stuttgart studiert. Zusätzlich erwarb er an der Universität Heidelberg einen LL.M. (corp. restruc.) im Bereich Unternehmensrestrukturierung und ist Partner bei Anchor Rechtsanwälte in Stuttgart. Markus Fauser ist auf die Tätigkeitsbereiche Sanierungsberatung, Interim Management, Eigenverwaltung und Distressed M&A spezialisiert.

Alexander Reus hat Rechtswissenschaften an der Ludwig Maximilians Universität (LMU) in München und Betriebswirtschaftslehre an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) in München studiert. Er ist Fachanwalt für Sanierungs- und Insolvenzrecht und Partner bei Anchor Rechtsanwälte in München und u.a. Vorstand der Forum 270 - Qualität und Verantwortung in der Eigenverwaltung. Alexander Reus ist vornehmlich in der Sanierungsberatung, Eigenverwaltung und Schutzschirmverfahren tätig.


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