Bilanz 2016
Weiter auf Kurs

Die deutsche Möbelindustrie bestätigt nach einem starken Jahr 2015 auch 2016 ihren Aufwärtstrend und erzielte mit 3,2 Prozent Wachstum auf knapp 18 Milliarden Euro Umsatz ein gutes Ergebnis. Damit wurden auch die Erwartungen des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) übertroffen, der für 2016 ein moderates Wachstum von etwa einem Prozent prognostizierte. So gut sich die deutsche Möbelindustrie insgesamt auch im internationalen Vergleich behauptet, sie hat dennoch einige Herausforderungen – verursacht durch hohe Importe oder die weltweite politische Lage – zu meistern.

Die deutsche Möbelindustrie kann sich über den dritten Umsatzzuwachs in Folge freuen. Nach 1,9% im Jahr 2014 und starken 6,1% im Jahr 2015 ordnet sich das Jahr 2016 mit 3,2% in der Mitte ein. Damit wächst der Umsatz der Hersteller auf 17,96 Mrd. Euro an.
„Insbesondere nach dem erfolgreichen Jahr 2015 war es nicht einfach, auf diesem hohen Niveau in 2016 eine nochmalige Steigerung zu erwirtschaften. Aber mit der Innovation, Qualität und Zuverlässigkeit unserer Unternehmen haben wir uns national wie international erfolgreich geschlagen“, so der Hauptgeschäftsführer des VDM, Dirk-Uwe Klaas.
Den größten Umsatzanstieg gegenüber 2015 verzeichnete dabei das Segment der Büro- und Ladenmöbel mit 6,5% auf knapp 4 Mrd. Euro. Der Löwenanteil dieses Wachstums wurde mit einem Plus von 8,3% im Inland erzielt.
Auch die Wohnmöbel ohne Polstermöbel, der klar größte Fachzweig der deutschen Möbelindustrie, konnten in 2016 um 2,4% zulegen und beendeten das Jahr mit 7,3 Mrd. Euro Umsatz. Die Polstermöbler mussten hingegen erneut sinkende Umsatzzahlen (-2,7%) hinnehmen.
Die Küchenmöbelhersteller, der zweitgrößte Fachzweig, blieben auch 2016 auf Kurs und erwirtschafteten ein gutes Plus von 4,4%, wofür vor allem der Umsatz im Ausland verantwortlich war (+9,4%). Insgesamt steht für die Küchenmöbler ein Umsatz von 4,8 Mrd. Euro in den Büchern.
Den größten Umsatzrückgang musste dagegen die Matratzenindustrie mit einem Minus von 3,7% hinnehmen. Allerdings war das Jahr 2015 mit einem Plus von 21,9% auch sehr gut, sodass sich das Ergebnis für 2016 wieder etwas relativiert. Der Rückgang ist auch vor allem auf die Umsätze auf dem deutschen Markt zurückzuführen, die 4,4% niedriger lagen als noch im Vorjahr. Die Auslandsumsätze stagnierten  auf dem Vorjahresniveau.

Export erreicht Rekordwert

Die Ausfuhren des deutschen Möbel­außenhandels haben dagegen mit einem Umsatz von 10,4 Mrd. Euro und einem Plus von 1,3% gegenüber 2015 ein neues Rekordjahr hinter sich.
Besonders Küchenmöbel (+10,5%) sowie Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel (+4,7%) erreichten 2016 ein sehr gutes Exportergebnis. Ladenmöbel (-8,3%) und Matratzen (-5,4%) wurden dagegen im letzten Jahr weniger ausgeführt als 2015.
Die wichtigsten Abnehmerländer (vgl. Tabelle 1) für deutsche Möbel bleiben nach wie vor Frankreich mit einem Exportvolumen von 1,3 Mrd. Euro (+2,2%), die Schweiz mit 1,2 Mrd. Euro (-0,2%) und Österreich mit 1 Mrd. Euro (+1,5%).
Erfreulich positiv entwickelten sich die Ausfuhren nach Großbritannien, Belgien, Polen, Italien und Dänemark. Gleichzeitig gingen die Exporte in wichtige außereuropäische Märkte wie die USA, China und Russland zurück. Sorgen bereite der Branche vor allem die Zunahme der protektionistischen Tendenzen rund um den Globus, die sich negativ auf die Exporte in Länder außerhalb der EU auswirken dürfte, sowie der bevorstehende Brexit, der „spätestens 2017 und in den Folgejahren unsere Ausfuhren – schon alleine durch Wechselkursschwankungen erheblich behindern wird“, so Klaas.

Importdruck bleibt

Auch der hohe Importdruck bleibt in der deutschen Möbelindustrie weiterhin bestehen. 2016 wuchsen die Einfuhren mit einem Plus von 2,1% gegenüber dem Vorjahr einmal mehr stärker als die Ausfuhren. „Zwar hat sich diese – in den letzten Jahren teils starke – Entwicklung verlangsamt. Aber in 2016 ist die Quote der Möbel ausländischer Herkunft im deutschen Handel um weitere 2% auf nunmehr 64% gestiegen“, sagt Klaas.
Das Gros der Möbeleinfuhren kommt dabei nach wie vor aus Polen, China und Tschechien (vgl. Tabelle 2), die zusammen für über 50% der Importe verantwortlich sind.
Während Polen (+7,4%) seine Spitzenposition weiter ausbaut, sind die Importe aus China mit einem Minus von 0,6% leicht rückläufig, womit Tschechien (+12,7%) aufholt. Ebenfalls deutlich mehr Möbel stammten 2016 aus Rumänien und der Türkei. Die Einfuhren aus Frankreich (-12,5%) nahmen hingegen ab.
Insgesamt hat sich das Bilanzdefizit des deutschen Möbelaußenhandels seit 2007 beinahe stetig erhöht und lag 2016 bei rund 2 Mrd. Euro, womit der höchste Stand in den letzten zehn Jahren erreicht wurde.
In den einzelnen Segmenten wurden im letzten Jahr einzig weniger Matratzen importiert. Die Einfuhren von Ladenmöbeln (+16,1%) und Polstermöbeln (+7,4%) stiegen dagegen am stärksten im Jahresvergleich.

Konzentration und Produktivität steigen weiter

Gerade am Beispiel der Polstermöbelindustrie lässt sich auch die immer größer werdende Konzentration in der heimischen Möbelindustrie ablesen.
Erwirtschafteten die deutschen Polstermöbler 2006 noch 2,6 Mrd. Euro in 87 Betrieben, so fertigten 2016 noch 29 Betriebe in diesem Segment in Deutschland und erzielten einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Die Anzahl der Beschäftigten fiel in diesem Zeitraum ebenfalls von 13.661 im Jahr 2006 auf 4.284 im letzten Jahr. Insgesamt waren 2016 84.150 Menschen, aufgeteilt auf 498 Betriebe, in der deutschen Möbelindustrie beschäftigt. 2006 waren es noch 91.753 Arbeitnehmer in 565 Betrieben.
Die Produktivität stieg in diesem Zeitraum von 28,3 Mio. Euro Umsatz pro Betrieb im Jahr 2006 auf 36,1 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Damit gehen die sinkenden Betriebs- und Beschäftigtenzahlen einher mit steigender Produktivität. Diese Entwicklung ist zum einen darauf zurückzuführen, dass arbeitsintensive Segmente wie die Polstermöbelproduktion in Niedriglohnländer ausgelagert oder die Produkte direkt importiert werden. Zum anderen ist die steigende Produktivität ein Indiz für die immer weiter fortschreitende Automatisierung in der deutschen Möbelindustrie.

Optimismus dank Bautätigkeit

Für 2017 rechnet die Bundesregierung mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4%, nachdem die deutsche Wirtschaft 2016 noch um 1,9% gewachsen war. Pessimismus sei allerdings dennoch nicht angebracht, da der Grund für den Rückgang vor allem die geringere Zahl an Arbeitstagen 2017 sei.
Überhaupt werde der Erfolg der deutschen Möbelindustrie „maßgeblich von der Bautätigkeit beeinflusst, da fertiger Wohnraum eingerichtet werden will. Die Bautätigkeit wächst deutlich höher als die Gesamtwirtschaft und dies wird uns in 2017 helfen“, führt Klaas aus.
Im Zeitraum von Januar bis November 2016 wurde der Bau von 340.000 Wohnungen genehmigt, was den höchsten Stand in den ersten elf Monaten eines Jahres seit 1999 und eine Steigerung von 23% gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet.
2017 könnte sich dieser Trend fortsetzen, „zumal auch die Bundespolitik das Thema Wohnungsbauförderung für sich neu entdeckt hat und mit dafür Sorge tragen wird, dass mehr Häuser und Wohnungen gebaut werden. Schon jetzt ist erkennbar, dass die Parteien im bevorstehenden Bundestagswahlkampf mit dem Thema punkten wollen“, so Klaas weiter.
Die tendenziell weiterhin hohe Bautätigkeit, „außergewöhnlich hohe Qualität mit dem Anspruch besonderer Nachhaltigkeit und hervorragendes Design, das auch international stark nachgefragt wird“, sind für Klaas Gründe für „ein weiteres moderates Wachstum.“

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