Blanc & Fischer Familienholding
Umsatz-Rückgang um ein Siebtel

Der Vorstand der Blanc & Fischer Familienholding (von links): Dr. Karlheinz Hörsting, (Mitglied des Vorstands, zeitgleich CEO E.G.O.Gruppe), Frank Gfrörer (Mitglied des Vorstands, zeitgleich CEO BlancoGruppe), Bernd Eckl (Vorsitzender des Vorstands / CEO) und Heiko Pott (Finanzvorstand / CFO). Foto: Blanc & Fischer

„Schwache Märkte fordern starkes Handeln eines engagierten Teams“: Mit diesen Worten charakterisierte Bernd Eckl, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Blanc & Fischer Familienholding, die aktuelle Situation der Oberderdinger Unternehmensgruppe. In der Jahrespressekonferenz gaben Bernd Eckl, der Finanzvorstand Heiko Pott (CFO) sowie die Vorstandsmitglieder Dr. Karlheinz Hörsting (in Personalunion CEO der E.G.O.Gruppe) und Frank Gfrörer (zusätzlich CEO der Blanco-Gruppe) Einblick in ein Jahr mit vielen Herausforderungen für den Konzern, der sich mit seinen Marken Arpa, Atoll, B.Pro, Blanco, E.G.O. und Kugel auf Produkte und Services für den Lebensraum Küche spezialisiert hat.

„Mit dem Geschäftsjahr 2023 können wir nicht zufrieden sein. Trotzdem haben sich rund 8.000 Menschen unter dem Dach von Blanc & Fischer mit großer Energie gegen die Marktentwicklung gestemmt. Zusammen mit einem entschiedenen Handeln der Unternehmensführung bei Kosten, Strukturen und Ausrichtung hat diese gemeinsame Kraftanstrengung das Unternehmen davor bewahrt, mit größerer Wucht getroffen zu werden und gleichzeitig neue Chancen geschaffen“, erklärte Bernd Eckl.

Ende der Sonderkonjunktur und Marktschwäche in Umsatz gespiegelt

Wie CFO Heiko Pott berichtete, ging der Umsatz nach einem Rekordwert von 1,45 Mrd. € im Jahr 2022 im Jahr 2023 um 14,5% auf 1,24 Mrd. € zurück. „Damit liegen wir leicht über dem Niveau vor der Pandemie. Die E.G.O.Gruppe lieferte mit 699 Mio. € erneut den größten Umsatzbeitrag (13% gegenüber Vorjahr). Blanco erzielte im rückläufigen Markt einen Umsatz von 413 Mio. € (16%). B.Pro erreichte Umsatzerlöse von 100 Mio. €, was einem Rückgang von 19% entspricht. Die Umsätze der zusammengefassten Tochtergesellschaften Arpa, Kugel und Atoll lagen mit einem Umsatzvolumen von rund 58 Mio. € 11% unter dem Vorjahreswert“, erklärte Heiko Pott. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spiegelt diese Entwicklung wider: Sie reduzierte sich 2023 laut Pott von 8.707 am Jahresende 2022 auf 7.913 Ende 2023.

Ukrainekrieg, Inflation und Zinssteigerungen bremsen Kaufbereitschaft

Während die Familienholding im Vorjahr noch teilweise von einer Pandemiegetriebenen Sonderkonjunktur bei niedrigen Zinsen und hohen verfügbaren Einkommen profitierte, folgte im Jahr 2023 ein ebenso schneller wie starker Einbruch der Konjunktur in den relevanten Branchen. Auch hier waren äußere Einflüsse der Auslöser, betonte Bernd Eckl: „Durch den Ukrainekrieg kamen ein enormes Maß an Investitionsunsicherheit und ein Schock bei Preisen und Verfügbarkeiten von Energie, Rohstoffen und Materialien. Die darauf folgende Inflation lag im vergangenen Jahr in Deutschland bei 6,0%, im Jahr zuvor waren es in der Spitze sogar 8,7%. Die EZB erhöhte als Reaktion die Leitzinsen auf bis zu 4,5%. Das wiederum hat dazu geführt, dass allein in Deutschland die Baugenehmigungen zwischen dem 1. Quartal 2022 und dem 3. Quartal 2023 um satte 31% gesunken sind. Und auch wenn der Neubau nur rund ein Drittel unseres Küchengeschäfts ausmacht, bremsen allgemeine Unsicherheit und hohe Zinsen die Kaufbereitschaft.“

13 Mio. € allein in Oberderdingen investiert

„Natürlich stecken wir angesichts der schwierigen Marktbedingungen nicht den Kopf in den Sand: Wir entwickeln mit Hochdruck innovative Produkte und Dienstleistungen, die echten Mehrwert bringen und die Küche der Zukunft mitgestalten. Bei der Digitalisierung und der Integration Künstlicher Intelligenz in unsere Produkte, Services und Prozesse haben wir das Tempo weiter gesteigert und wir investieren weiterhin in erheblichem Umfang. Auch mit einer zukunftsfähigen Konzernstruktur und einem klaren Konzept für Nachhaltigkeit im Kerngeschäft haben wir wichtige Voraussetzungen für künftiges Wachstum geschaffen“, sagte der Vorstandsvorsitzende. So habe die Blanc & Fischer Familienholding 2023 viele Millionen Euro investiert – auch am Standort Oberderdingen. Neben Investitionen in Produktionsmittel nannte er die Modernisierung des E.G.O.Gebäudes „Vertex“ im Mühlweg – ein Projekt, in das allein knapp 3 Mio. € geflossen sind. Blanco hat im August 2023 das neue Blanco Unit Innovation Center bezogen – das neue Kreativzentrum, in das in den Jahren 2022 und 2023 fast 4 Mio. € investiert wurden. Außer weiteren Investitionen auf dem Blanco-Gelände hat vor einigen Wochen zudem ein grundlegender Umbau des Blanco-Showrooms begonnen. Im Mittelpunkt steht dabei das Brand Experience Center, eine neue Markenwelt, die zum Jubiläumsjahr 2025 die Produkte und Lösungen rund um die Blanco UNIT ins rechte Licht setzen wird. „Das Gesamtvolumen der Investitionen am Standort Oberderdingen im Zeitraum 2022 bis 2025 liegt damit im niedrigen zweistelligen MillionenEuroBereich“, betonte Bernd Eckl. „Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort, zur Region und zu unseren Beschäftigten vor Ort.“

Parallel dazu baut die Familienholding ihre internationale Präsenz aus, weil die Märkte in Asien und Amerika in Zukunft deutlich stärker wachsen sollen als die in Deutschland und Europa. „Um internationales Geschäft voranzutreiben, braucht es ein klares Verständnis der lokalen Bedarfe und die Mittel, darauf regional reagieren zu können. Nicht zuletzt gilt es, mit internationalen Fertigungsnetzwerken sicherer, flexibler und effizienter zu werden. Derzeit baut beispielsweise E.G.O. Werke in Mexiko und Polen. In Summe haben wir im Jahr 2023 weltweit knapp 70 Mio. € investiert – und damit 5,5% unseres Umsatzes. Das unterstreicht, dass wir von unserer Positionierung und zukünftigem Wachstum überzeugt sind.”

Innovationen von allen Tochtergesellschaften

Der CEO stellte stellvertretend eine Reihe von Innovationen aus den einzelnen Tochterunternehmen vor. Blanco hat das neue Blanco Drink.System Choice entwickelt, das mit frei wählbaren Filterfunktionen und Zusätzen kaltes, sprudelndes und kochendes Wasser ermöglicht. E.G.O. hat nach den Aussagen Bernd Eckls einen genialen Ansatz bei einer Filterfunktion für Mikrofasern im Waschvorgang gefunden. Bei B.PRO sorge zukünftig eine automatisierte, intelligente Lösung dafür, dass beispielsweise in Krankenhäusern oder Pflegeheimen je nach Ernährungsplan der jeweiligen Patientinnen und Patienten Margarine oder Butter aufs Speisetablett fallen. ARPA habe seine EngineeringKompetenz genutzt für die nahtlose Einbindung eines Dunstabzugs im Kochfeld eines Kunden. Eine Lösung, die sogar den German Design Award gewonnen hat. Bernd Eckl: „Natürlich macht uns das stolz.“

Das gelte auch für die Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit, sagte Vorstandsmitglied Frank Gfrörer. Aus dem Credo: „Sustainability is how we run our core business“ sei mittlerweile ein struktureller Ansatz entwickelt worden. Frank Gfrörer: „Heute morgen haben wir unseren Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, der in Anlehnung an GRIStandards strukturierter denn je unsere Aufstellung, unsere Kennzahlen und unsere Aktivitäten rund um das Thema Nachhaltigkeit berichtet. Mit Blick auf die regulatorischen Änderungen wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung zukünftig noch deutlich umfangreicher und formaler werden. Insofern haben wir das Jahr 2023 als Übergangsjahr genutzt und eine konkrete Roadmap erarbeitet, welche Nachhaltigkeitsthemen mit Blick auf unser Kerngeschäft wesentlich sind und wie wir sie adressieren wollen.“

Bereit zu wachsen

Vorstandsmitglied Dr. Karlheinz Hörsting ging unter anderem auf die laufenden Gespräche zu möglichen Anpassungsmaßnahmen bei der E.G.O.Gruppe in Oberderdingen ein. „Die Verhandlungspartner sind insgesamt zufrieden mit dem Verlauf und den Ergebnissen der Gespräche. Stand heute ist geplant, diese zeitnah den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorzulegen. Bereits seit letztem Jahr arbeiten wir intensiv an Strukturen und Prozessen, haben die Effizienz in Produktion und administrativen Bereichen gestärkt sowie hohe Materialbestände abgebaut. Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir sind bereit, wieder zu wachsen.“


zum Seitenanfang

zurück