Brigitte Küchen
Trauer um Rolf Frickemeier

Der frühere Geschäftsführer und Inhaber von Brigitte-Küchen Rolf Frickemeier ist am 24. Februar 2025 im Alter von 92 Jahren verstorben. Er gehörte zu einer Generation von Unternehmern, die mit Innovationsgeist, Weitblick und großem persönlichem Einsatz die Küchenmöbelindustrie über Jahrzehnte hinweg maßgeblich prägten. Mit Rolf Frickemeier verliert die Möbelbranche eine prägende Unternehmerpersönlichkeit.
Geboren 1932 als ältester Sohn von Rudolf Frickemeier, wuchs Rolf Frickemeier früh in das Familienunternehmen hinein. Sein Großvater, Hermann Frickemeier, hatte das Unternehmen 1922 als „H. Frickemeier Möbelwerke“ in Herford-Sundern gegründet. Von 1952 bis 1954 absolvierte Rolf Frickemeier eine Tischlerlehre im elterlichen Betrieb, besuchte anschließend die Höhere Handelsschule und stieg danach ins Unternehmen ein. Mit frischen Ideen trieb er die Modernisierung der Firma voran: Er baute den Vertrieb aus, modernisierte die Fertigung und ließ in einer leer stehenden Halle zusätzlich Polstermöbel fertigen. Für ihn galt stets das Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht.“
1964 entschied sich das Unternehmen für eine neue Ausrichtung: Die „H. Frickemeier Möbelwerke“ wurden in „Brigitte-Küchen“ umbenannt – inspiriert von einem der beliebtesten Mädchennamen der 1960er-Jahre. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen bereits 100 Mitarbeiter. Doch das Wachstum erforderte neue Perspektiven. Gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Siegfried erkannte Rolf Frickemeier, dass der ursprüngliche Standort in Sundern nicht mehr genügend Platz für die Expansion bot. Ende der 1960er-Jahre fiel daher die Entscheidung, den Betrieb nach Hiddenhausen-Bustedt zu verlegen. 1972 wurden dort die neuen Produktionshallen fertiggestellt. Die Verwaltung verblieb zunächst in Sundern, bis 1985 schließlich der komplette Betrieb am neuen Standort konzentriert wurde. Unter der Leitung von Rolf und Siegfried Frickemeier wuchs das Unternehmen weiter: Die Produktionsfläche erstreckte sich bald auf rund 70.000 Quadratmeter, und über 330 Beschäftigte arbeiteten für Brigitte-Küchen.
Das Jahr 1982 markierte einen schweren Verlust: Sein Bruder Siegfried verstarb, mit dem er das Unternehmen gemeinsam geführt hatte. 1989 folgte der Tod seines Vaters Rudolf Frickemeier. Trotz dieser Rückschläge führte Rolf Frickemeier das Unternehmen mit Entschlossenheit weiter.
Der Hiddenhauser Unternehmer war nicht nur ein Geschäftsmann, sondern auch ein Mensch, dem seine Familie und seine Mitarbeiter besonders am Herzen lagen. Er sorgte stets dafür, dass seine Angehörigen ein Dach über dem Kopf hatten und war auch für seine Mitarbeiter eine verlässliche Stütze.
Neben seiner Arbeit war Sport eine große Leidenschaft von Rolf Frickemeier. Er spielte Fußball und liebte Ski- und Tennissport. Besonders hing sein Herz am FC Schalke 04, was für seine Generation nicht ungewöhnlich war. Ein besonderes Hobby war das Segeln: 1992 erfüllte er sich einen lang gehegten Traum und kaufte das Segelboot „Brigitte“, mit dem er viele Stunden auf der Ostsee verbrachte. Erst 2008, mit 76 Jahren, entschied er sich, das Boot aufzugeben.
2018 setzte Brigitte-Küchen auf Wachstumskurs und plante, Marktanteile des angeschlagenen Küchenherstellers Alno/Wellmann zu übernehmen. Doch die Expansion brachte finanzielle Schwierigkeiten mit sich. 2019 sollte ein Umsatz von 60 Millionen Euro erreicht werden, doch das Vorhaben scheiterte. Als das Unternehmen in Schieflage geriet, zeigte sich erneut Frickemeiers unternehmerische Entschlossenheit:
Mit 86 Jahren übernahm er selbst noch einmal die Geschäftsführung, um eine Restrukturierung voranzutreiben. Doch die Herausforderungen, unter anderem durch die Corona-Pandemie, waren zu groß. 2020 musste Brigitte-Küchen Insolvenz in Eigenregie anmelden.
Das Familienunternehmen wurde schließlich vom Berliner Investor Kairos übernommen und durch Steffen Liebich weitergeführt. Seiner Tochter Manuela Bonhaus zufolge war es ihm besonders wichtig, dass das Unternehmen erhalten bleibt. Selbst im Ruhestand hielt er engen Kontakt zu vielen früheren Mitarbeitern.