Deutsche Möbelindustrie
Wirtschaftliche Erholung deutet sich an

Die deutsche Möbelindustrie hat im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Umsatzrückgang um 9,8% verzeichnet. „Die Corona-Pandemie hat auch in der deutschen Möbelindustrie tiefe Spuren hinterlassen“, erläuterte Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) und der Möbelfachverbände, auf der heutigen Pressekonferenz zur wirtschaftlichen Situation der Branche. „Doch scheinen die Einbußen für unsere Branche im Gesamtjahr nach aktuellem Stand überschaubar zu bleiben.“

Nach einem drastischen Umsatzeinbruch infolge des Lockdowns konnte der Negativtrend mit Beginn des Monats Juni gestoppt werden. Die teilweise bereits seit Mai überraschend positive Entwicklung der Auftragseingänge erlaube trotz aller nach wie vor vorhandenen Unsicherheiten einen optimistischen Blick nach vorne.

Die aktuell vorhandenen Anzeichen für eine Erholung in der Möbelindustrie lassen sich laut Kurth auf drei Aspekte zurückführen: Über die Zeit des Lockdowns und der Handelsschließungen habe sich ein Nachholbedarf in den Haushalten aufgebaut. Für Impulse sorge zudem die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer und die Verschiebung von Budgets von Urlauben und anderen Freizeitaktivitäten zugunsten von Möbeln.

Das 1. Halbjahr der Branche im Überblick

In den vergangenen Monaten unterlag der Geschäftsverlauf corona-bedingt erheblichen Schwankungen: Nach einem weitgehend stabilen Umsatzverlauf im Jahr 2019 und einer vielversprechenden imm cologne im Januar kündigten sich in der deutschen Möbelindustrie bereits im Februar die Vorboten der aufkommenden Coronakrise ab. „Mit der Ausbreitung des Coronavirus in China und den daraufhin verhängten Lockdown-Maßnahmen in Asien gerieten die internationalen Lieferketten nicht nur in Asien, sondern auch in Europa zunehmend ins Stocken“, so Kurth. Die zu Jahresbeginn robuste Möbelkonjunktur in Deutschland zeigte sich davon zunächst wenig beeindruckt – der Umsatzrückgang im ersten Quartal 2020 betrug im Vergleich zum Vorjahresquartal lediglich 2,6%.

Spätestens mit dem Ausbruch des Coronavirus in Deutschland und der daraufhin verordneten Schließung des Möbeleinzelhandels wirkte sich die epidemiologische Lage nun auch unmittelbar auf die Möbelkonjunktur aus. Die Umsätze der Möbelhersteller brachen aufgrund des fehlenden Auftragseingangs im April um 28,7% und im Mai um 23,3% ein. Nach der Wiedereröffnung der Möbelhäuser ging es allerdings überraschend schnell wieder aufwärts: Im Juni lagen die Umsätze der Möbelhersteller bereits um 2,2% über dem Wert des Vorjahres. Die positive Entwicklung im Juni konnte den dramatischen Umsatzeinbruch im April und Mai allerdings nicht kompensieren – der Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2020 betrug im Vergleich zum Vorjahresquartal 17,2%. In der Summe der ersten sechs Monate betrugen die Umsätze der Branche rund 8,1 Mrd. Euro.

Dabei sank der Inlandsumsatz um 8,2%, während der Auslandsumsatz um 13,2% nachgab. Die Zahl der Unternehmen reduzierte sich im gleichen Zeitraum um 1,6% auf 469. Die Beschäftigung lag mit 83.051 Personen um 1,9% unter dem Niveau des Vorjahres.

Umsatzprognose für 2020 angepasst

Wie die verbandsinternen Umfragen zeigen, sind die Unternehmen nach dem Ende des Lockdowns von Monat zu Monat zuversichtlicher geworden. In der jüngsten, gerade abgeschlossenen Umfrage rechnen inzwischen 42% der befragten Möbelhersteller damit, ohne Umsatzeinbußen durch das Jahr zu kommen. Vor diesem Hintergrund hebt der VDM seine Prognose vorsichtig an und geht nun für das Gesamtjahr nur noch von einem Umsatzminus von bis zu 5% aus. Noch Anfang Juli wurde mit einem Minus von bis zu 10% gerechnet.


zum Seitenanfang

zurück