Deutsche Polstermöbelindustrie
Umsatzplus von rund 8 Prozent erwartet

Die deutsche Polstermöbelindustrie ihren Umsatz von Januar bis Juli 2022 um 16% auf 665 Millionen Euro gesteigert. Das berichtete Leo Lübke, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie, auf der Jahrespressekonferenz in Herford. „Die positive Umsatzentwicklung in den ersten sieben Monaten ist auf Preiseffekte infolge der gestiegenen Material- und Energiepreise sowie auch auf Mengensteigerungen zurückzuführen“, erläuterte VdDP-Geschäftsführer Jan Kurth. Seit Juni schwäche sich die Nachfrage allerdings spürbar ab. Im Juli verzeichnete die Polstermöbelindustrie erstmals in diesem Jahr einen Umsatzrückgang (minus 0,77%) gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Branche stehe angesichts des schwächeren Konsumklimas und der weiter steigenden Kosten für Rohstoffe, Vormaterialien, Logistik und Energie vor sehr herausfordernden Monaten, so Kurth. Die Wachstumsimpulse kamen in den ersten sieben Monaten vor allem vom Heimatmarkt. So zog der Inlandsumsatz von Januar bis Juli um 22,6% auf 444 Millionen Euro an. Der Auslandsumsatz wuchs um 4,7% auf 221,5 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund ging die Exportquote auf 33,33% (Vorjahr: 37,9) zurück. Ausbauen konnten die Polstermöbelproduzenten ihr Geschäft unter anderem in der Schweiz (plus 12,5%), dem wichtigsten Auslandsmarkt, und dem auf Rang drei platzierten Frankreich (plus 1,7%). Deutlich zweistellige Steigerungen gelangen im Vereinigten Königreich (plus 36%) – infolge der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU nun der fünfwichtigste Exportmarkt – und in den Vereinigten Staaten (plus 43%), dem wichtigsten Absatzmarkt für Möbel Made in Germany außerhalb Europas. Auffällig ist zudem das Plus von 18,5% bei den Ausfuhren nach China. Rückgänge waren dagegen im Exportgeschäft mit Österreich, den Niederlanden, Belgien, Italien und Polen zu verzeichnen. Dynamisch entwickelten sich auch die Importe von Polstermöbeln (plus 12,2%) nach Deutschland. Das mit Abstand wichtigste Lieferland stellt nach wie vor Polen dar. Die Einfuhren aus dem Nachbarland kletterten um 11% und machten rund 40% an den Gesamtimporten aus. Die Importe aus dem zweitplatzierten China lagen um 29% über dem Vorjahreszeitraum, wobei hier die deutliche Verteuerung von Möbeln aus chinesischer Produktion eine maßgebliche Rolle spielt. China kommt damit auf einen Anteil von knapp 28% an den Gesamtimporten.
Das wirtschaftliche Umfeld für die deutsche Polstermöbelindustrie mit ihren 4170 Beschäftigten (minus 5,5%) in 29 Betrieben trübt sich immer stärker ein. „Die Auftragsbestände schmelzen allmählich ab“, beschrieb Lübke die aktuelle Entwicklung in der Branche. Zwar liegt der Auftragseingang im Zeitraum Januar bis August 2022 noch immer um knapp 17% über dem Vorjahr; eine Auslastung für die kommenden Wochen ist damit gesichert. Doch seit Juni entwickelt sich die Nachfrage stark rückläufig, wie verbandsinterne Erhebungen zeigen. Nach einem Minus von 21,3% im Juni und einem Rückgang von 38,4% im Juli schrumpfte der Auftragseingang auch im Monat August - und zwar um 29,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Die Verunsicherung der Verbraucher aufgrund des rasanten Anstiegs der Energiekosten und der Lebensmittelpreise macht sich auch in unserer Branche deutlich bemerkbar“, sagte Lübke. Die Branche reagiert unterdessen mit verschiedenen Maßnahmen auf die Störungen in den Lieferketten, die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hervorgerufen wurden. Knapp 60% der Hersteller planen eine stärkere Diversifikation ihrer Beschaffung, etwa durch einen vermehrten Einkauf auf dem Heimatmarkt oder innerhalb der Europäischen Union, wie eine interne Umfrage der Möbelverbände ergeben hat. Am problematischsten erweist sich der Umfrage zufolge derzeit die Beschaffung in Asien. Als Ursache gilt die restriktive Coronapolitik in China. Als größte Herausforderungen benennen die befragten Unternehmen neben den erhöhten Material- und Energiekosten vor allem die Lieferfähigkeit der Vorlieferenten, Nachfrageinbrüche und die Personalgewinnung. Die Unternehmen seien auf eine schnelle Weitergabe der Preissteigerungen für Rohstoffe, Vormaterialien, Logistik und Energie in der Kette angewiesen, betonte Kurth. Bei den staatlichen Entlastungspaketen dürften vor dem Hintergrund der explodierenden Strom- und Gaspreise auch weniger energieintensive Branchen wie die Möbelindustrie nicht außer Acht gelassen werden.
„Die deutsche Polstermöbelindustrie sieht sich derzeit – wie die deutsche Wirtschaft insgesamt – erschwerten Rahmenbedingungen gegenüber“, sagte Lübke. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten lasse sich die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nur schwer abschätzen. Dank des Auftragspolsters rechnet der VdDP für das Gesamtjahr 2022 trotz der derzeitigen Nachfrageabschwächung mit einem Umsatzplus von rund 8%.


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