Deutscher Einzelhandel
Händler planen vermehrt Umstrukturierungen

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Frankfurt am Main. Mehr als jeder dritte Händler (36%) in Deutschland will eine Restrukturierung noch bis Ende 2024 umgesetzt oder begonnen haben. Vier von fünf Einzelhändlern (83%), die eine Restrukturierung planen, ziehen auch eine strategische Neuausrichtung ihres Unternehmens in Betracht. Die Hälfte (50%) berücksichtigt in der Planung gezielt Arbeitsplatzabbau als wichtige Maßnahme, um Kosten zu senken. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung des Marktforschungsinstituts Verian im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch in den Branchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter und Handel.

Etwa ein Drittel (36%) der Handelsunternehmen, die sich bereits in der Restrukturierung befinden, baut bereits aktiv Arbeitsplätze ab. Die Hälfte (50%) der Befragten, die aktuell eine Restrukturierung ins Auge fassen, plant eine Personalreduktion. Die größte Hürde für eine erfolgreiche Neuausrichtung ist gleichzeitig das Halten und Rekrutieren von Arbeitskräften – das haben 84% der Handelsunternehmen angegeben, die aktuell eine Restrukturierung durchführen oder planen. Dabei stößt vor allem der Handel im Vergleich zur Industrie auf größere Herausforderungen. Denn bei denjenigen, die bereits in der Restrukturierung sind, haben dies sogar 91% angegeben. In der Industrie sehen das Problem des Haltens und Neu-Rekrutierens mit zwei Drittel (66%) der Befragten deutlich weniger.

Eine weitere zentrale Herausforderung stellen aus Sicht der Händler Refinanzierungen dar. Dies ist einerseits auf das aktuelle Zinsumfeld zurückzuführen, andererseits auf gestiegene Anforderungen der Finanzierer infolge des strukturellen Marktwandels. Entsprechend stoßen zwei Drittel der Händler (66%) auf große beziehungsweise sehr große Herausforderungen, während dies in der Industrie weniger als die Hälfte (45%) der befragten Unternehmen angeben. Dennoch kommuniziert die Hälfte (48%) der kurzfristig zu refinanzierenden Handelsunternehmen nicht verstärkt mit den jeweiligen Finanzierern.

Weitere Maßnahmen, die Händler in der Restrukturierung jetzt angehen wollen, sind: Bereinigung des Portfolios (92%), verstärktes Liquiditätsmanagement (67%) und Rückstellung von Investitionen (jeweils 58%), Verringerung der Einkaufsmengen/Vorordervolumina (42%), verstärkte Abverkaufsmaßnahmen (50%). An Filialschließungen arbeiten zwar aktuell nur neun Prozent der Befragten, 17% wollen dies aber bei weiteren geplanten Maßnahmen angehen. 83% der Unternehmen mit Restrukturierungsplänen ziehen eine strategische Neuausrichtung in Betracht, 64% derjenigen, die sich bereits in der Restrukturierung befinden, arbeiten daran.

Insgesamt schätzt der Non-Food-Einzelhandel in Deutschland die wirtschaftliche Lage laut der Studie noch negativer ein als die Industrie. Fast die Hälfte (48%) der Händler rechnet mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung als im Vorjahr (vgl. Industrie: 34%), 60% erwarten eine Zunahme von Insolvenzen im Handel (vgl. Industrie: 42%), jeder dritte Händler (34%) erwartet eine „Insolvenzwelle“ (vgl. Industrie: 21%) unter Händlern und Lieferanten. Ein Viertel der Befragten (24%) sieht sich selbst „existenziell bedroht“, wenn branchenweite Insolvenzen im erwarteten Umfang eintreten (vgl. Industrie: 9%).

Quelle: FTI-Andersch German Economic Pulse 2024 / Verian

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