Deutscher Handel
Unternehmen wollen Preise anheben
München. Im Handel wollen wieder mehr deutsche Unternehmen ihre Preise anheben. In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate laut dem Münchner Ifo-Institut anziehen und über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank liegen. Die Ifo-Preiserwartungen sind im November jedoch leicht auf 15,6 Punkte gesunken, nachdem sie im Oktober noch bei 16,0 lagen. Dies sei vor allem auf das Produzierende Gewerbe und die Dienstleister zurückzuführen.
Im Einzelhandel stiegen die Preiserwartungen auf 26,4 Punkte nach 21,9 im Oktober. Vor allem bei Nahrungsmitteln und Getränken gab es einen kräftigen Anstieg auf 50,8 Punkte, nach 39,7 im Oktober. Die Preiserwartungen in den konsumnahen Dienstleistungsbranchen setzten ihren Rückgang hingegen fort und erreichten 15,8 Punkte, nach 18,5 im Oktober. Das ist der niedrigste Wert seit März 2021 und nur noch wenig höher als der durchschnittliche Saldo in den Jahren 2005 bis 2019 (14,6 Punkte).
„Der Rückgang bei den Dienstleistern ist eine gute Nachricht für die weitere Inflationsentwicklung, denn dort war der Preisauftrieb aufgrund ihres hohen Lohnkostenanteils bis zuletzt der wichtigste Inflationstreiber“, erklärt Timo Wollmershäuser, Konjunkturchef beim Ifo Institut. „Allerdings sorgen eine Reihe von Sondereffekten dafür, dass die Inflation im kommenden Jahr zunächst über 2% bleiben wird. Allein der Anstieg des CO2-Preises für Benzin, Heizöl und Gas sowie die Verteuerung des Deutschlandtickets, des Briefportos und der privaten Krankenversicherungen werden die Inflation um 0,3 Prozentpunkte erhöhen.“
Im Verarbeitenden Gewerbe und bei den unternehmensnahen Dienstleistern sanken die Preiserwartungen auf 6,6 bzw. 21,6 Punkte nach 7,1 bzw. 22,0 im Oktober. Im Bauhauptgewerbe gab es einen Rückgang auf minus 6,7 Punkte, nach minus 3,9 im Oktober. Damit wollen mehr Bauunternehmen ihre Preise senken als erhöhen.
Die Punkte bei den Ifo Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Preise senken wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei +100 Punkten. Würden alle ihre Preise senken wollen, läge er bei −100. Der Saldo wurde saisonbereinigt. Das Ifo Institut fragt nicht nach der Höhe der geplanten Preisänderung.