Deutscher Handelskongress 2018
HDE-Präsident fordert Politik für die Digitalisierung des Mittelstandes

Zur Eröffnung des Deutschen Handelskongresses am heutigen Mittwoch, den 14. November, in Berlin forderte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser beim Besuch des Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier bessere Rahmenbedingungen für die Digitalisierung des mittelständischen Einzelhandels.

„Der Konsum bleibt auch weiterhin eine wesentliche Stütze der Konjunktur. Doch die Schere zwischen großen und kleinen Handelsunternehmen geht weiter auseinander“, so der HDE-Präsident. Algorithmen, künstliche Intelligenz und Big Data haben im Handel den größten Strukturwandel seit Einführung der Selbstbedienung ausgelöst. „Innovationen gibt es nicht zum Nulltarif. Besonders der Mittelstand fühlt sich da schnell abgehängt. Deshalb muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen.“

Laut Sanktjohanser könnten eine Reform der Gewerbesteuer und eine faire Verteilung der Energiewendekosten dafür sorgen. „Der mittelständische Händler hierzulande steht praktisch im direkten Wettbewerb mit den Onlineriesen, die mit einer ungeheuren Marktmacht, teils unter Umgehung hiesiger Standards und Steuergesetze, rund um die Uhr den Markt aufmischen“, so der HDE-Präsident weiter.

Deshalb müsse dem Umsatzsteuerbetrug auf Online-Plattformen schnellstens Einhalt geboten werden. Zudem gelte es, für Produkte aus Nicht-EU-Ländern, die über Onlineplattformen auf den deutschen Markt kommen, hiesige Standards beim Verbraucherschutz durchzusetzen. Dringend geboten sei auch die Stärkung der Kaufkraft. Zentrale Forderungen von Sanktjohanser sind die Abschaffung der kalten Progression und des Solidaritätszuschlags. Der Innenstadt-Handel braucht außerdem funktionierende Infrastrukturen – digital und im Straßenverkehr: „Geschäfte in den Citys erleben Frequenzverluste. Da helfen nur attraktive Innenstädte, die für Kunden und Lieferanten gut zu erreichen sind. Fahrverbote sind Gift für den Handel“, so der HDE-Präsident.

Künstliche Intelligenz als Chance für die Branche

Beim Deutschen Handelskongress werden heute und morgen Redner aus Politik und Wirtschaft erwartet. Auch HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth ging in seinem Vortrag auf die Digitalisierung und damit veränderte Kundenansprüche ein: „Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, immer individueller auf Kundenwünsche einzugehen. Das führt aber auch zu steigenden Erwartungen der Verbraucher.“

Um diesen hohen Ansprüchen gerecht zu werden, müssten die Händler auf neueste Technologien zurückgreifen. Die Einsatzfelder von algorithmischen Entscheidungen und künstlicher Intelligenz im Handel seien dabei vielfältig. So werde in der Logistik bereits intelligente Bedarfsplanung vorgenommen, um Lagerbestände und Rücksendungen zu minimieren. Auch das Produktangebot im Online-Handel sei von künstlicher Intelligenz geprägt und richte sich nach den individuellen Bedürfnissen der Kunden.

Im Bereich Service könnten Chatbots 24 Stunden an sieben Tagen die Woche Online Kundenberatung bieten und somit Wartezeiten vermeiden. Künstliche Intelligenz werde im Handel und seiner immer stärker digitalisierten Wertschöpfungskette weiter an Bedeutung gewinnen. Insbesondere für mittelständische Unternehmen aber bestehe dabei die Gefahr der Überforderung. Denn die kleineren Unternehmen könnten die nötigen Investitionen in Hardware und Expertise nicht alleine stemmen. „Hier ist Kooperation gefordert. Verbundgruppen können in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen“, so Genth weiter.


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