EHI Retail Institute
Kartenzahlung wächst weiter

Die Barzahler in Deutschland haben ihre Gewohnheiten in den Coronajahren deutlich verändert und sind auch nach der Pandemie größtenteils dabeigeblieben. Sie zahlen weiterhin am liebsten mit Karte – und zwar mit der Girocard. Die Kartenzahlung insgesamt erreicht erstmals 300 Mrd. Euro Gesamtumsatz im stationären deutschen Einzelhandel. „Die erheblichen Anteilsgewinne, die während Corona zu verzeichnen waren, werden aktuell noch weiter ausgebaut, in einem stärkeren Umfang als in den Jahren vor der Pandemie“, erklärt Horst Rüter, Mitglied der Geschäftsleitung und Zahlungsexperte im EHI, beim diesjährigen Payment Kongress in Bonn mit über 600 Teilnehmern.

Anteile der Zahlungsarten

Der Anteil des Bargelds am inflationsbedingt stark gewachsenen Gesamtumsatz im deutschen Einzelhandel (465 auf 485 Mrd. Euro) sinkt 2023 um weitere 2,0 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 35,5 Prozent. Gut 172 Mrd. Euro wurden an den Kassen bar bezahlt. Der Umsatz mit Karte hingegen wächst auf fast 300 Mrd. Euro und macht nun 61,8 Prozent aus. Nur noch 2,1 Prozent entfallen auf den Rechnungs-/Finanzkauf, der Rest auf Sonstige (Gutscheine u. ä.).

Anteile der Kartenzahlungen

Beim Plastikgeld hat eine Karte klar die Nase vorn. Die Girocard liegt mit 42,4 Prozent des Gesamtumsatzes deutlich vor Kreditkarten im klassischen Sinne (8,6 Prozent) und deren neuen Debitvarianten (4,1 Prozent). Vor allem Visa Debit und mit Abstrichen auch Debit Mastercard weisen aktuell allerdings zum Leidwesen der Händler das größte Wachstum auf. Ihr Anteil lag im Vorjahr noch bei 2,9 Prozent. Allerdings sind die Services teuer und in größeren Teilen des Mittelstands daher gar nicht akzeptiert. Das Sepa-Lastschriftverfahren – unterschriftbasiert ebenfalls auf Basis der Girocard – hält sich beim Vorjahreswert von 6,1 Prozent. Nach dem Terminalausfall von 2022 hatte eine Reihe auch großer Händler das Lastschriftverfahren als Notfalllösung bei technischen Problemen vorgehalten und ist dabeigeblieben.

Transaktionen

Der Blick auf die Entwicklung der steigenden Transaktionszahlen zeigt, dass die Kundschaft den physischen Einkauf im Geschäft mit den sozialen Interaktionen wieder verstärkt nutzt. Gab es in 2021 mit 16,6 Mrd. Einkäufen das niedrigste Level, stieg die Zahl in 2022 auf 17,9 Mrd. und landete in 2023 mit einem großen Sprung bei 19,55 Mrd. Damit ist das relativ konstante Vor-Corona-Level von rd. 20 Mrd. Transaktionen pro Jahr im stationären Einzelhandel fast wieder erreicht und der Wachstumskurs des E-Commerce weiter gebremst. Kundinnen und Kunden kauften zwar wieder deutlich häufiger ein, gaben pro Einkauf trotz Inflationseffekten aber weniger aus. Die durchschnittlichen Einkaufsbeträge über alle Zahlungsarten – und auch in den meisten Branchen und Betriebstypen des Lebensmittelhandels - sind in 2023 rückläufig. Gemessen an den Transaktionen hat Bargeld nach wie vor die Nase vorn. 58,3 Prozent dieser 19,55 Mrd. Einkäufe wurden immer noch bar beglichen, 40,4 Prozent mit Karte.

Cash Back

Ein weiterhin sehr beliebter Service ist die Bargeldauszahlung an der Kasse, das sogenannte Cash Back. Das Volumen ist in 2023 auf 12,31 Mrd. Euro gestiegen (2022: 10,23 Mrd. Euro). Die Unternehmen, die heute Cash Back anbieten - vor allem Lebensmittelhandel, Drogeriemärkte und Baumärkte - zahlen aktuell 13,3 Prozent ihres vereinnahmten Bargelds wieder an ihre Kunden aus. Wenn die Bargeldquote dieser Unternehmen von momentan 30-35 Prozent weiter rückläufig sein sollte, wird es in einigen Fällen schwierig werden, diesen Service vollumfänglich aufrecht zu erhalten. Dann müsste Bargeld von Versorgern „zugekauft“ werden, was bei den eh schon erheblichen Gebühren von insgesamt 17,23 Mio. Euro in 2023, die der Handel für Cash Back an die Banken abführen musste, eine zusätzliche Belastung bedeuten würde und für viele Händler nicht mehr umsetzbar wäre.


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