Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Etwas positiver als erwartet

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 4. Quartal 2020 gegenüber dem 3. Quartal 2020 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,3% gestiegen. Im Verlauf des Jahres hatte sich die deutsche Wirtschaft nach dem historischen Einbruch des BIP um 9,7% im 2. Quartal 2020 im 3. Quartal zunächst erholt (+8,5%). Im 4. Quartal wurde diese Erholung durch die zweite Corona-Welle und den erneuten Lockdown zum Jahresende gebremst. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) fiel die Entwicklung des BIP sowohl für das 4. Quartal (+0,3%) als auch für das gesamte Jahr 2020 mit -4,9% (kalenderbereinigt: -5,3%) etwas positiver aus als noch im Januar erwartet.

Inländischer Konsum nimmt deutlich ab, Bauinvestitionen und Exporte wirken stabilisierend

Bedingt durch die Einschränkungen im Zuge des zweiten Lockdowns ab November 2020 gingen die privaten Konsumausgaben im 4. Quartal 2020 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 3,3% gegenüber dem 3. Quartal 2020 zurück. Damit sank der private Konsum weniger stark als im 2. Quartal 2020 (-11,0%). Auch die staatlichen Konsumausgaben verzeichneten im 4. Quartal 2020 einen Rückgang um 0,5% gegenüber dem Vorquartal, nachdem sie in den ersten drei Quartalen des Jahres gestiegen waren. Wachstumsimpulse kamen im 4. Quartal 2020 von den Bauinvestitionen, die preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,8% gegenüber dem 3. Quartal 2020 stiegen.

Der Handel mit dem Ausland nahm zum Jahresende zu und stützte das BIP: Im 4. Quartal 2020 wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt 4,5% mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als im 3. Quartal 2020. Die Importe stiegen mit 3,7% insgesamt etwas weniger stark, da weniger Dienstleistungen importiert wurden als im Vorquartal.

Bruttowertschöpfung in der Industrie im Plus, in Dienstleistungsbereichen im Minus

Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung war im 4. Quartal 2020 um 0,2 % niedriger als im 3. Quartal 2020. Dabei zeigte sich bezogen auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche ein zweigeteiltes Bild: Während die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe (+6,7 %) und im Baugewerbe (+5,2 %) gegenüber dem 3. Quartal 2020 deutlich zulegte, wurde die zwischenzeitliche Erholung in den meisten Dienstleistungsbereichen durch die zweite Corona-Welle zum Jahresende abrupt gestoppt. So sank die Bruttowertschöpfung im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe um 4,4 %, der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit verzeichnete ein Minus von 3,2 %.

Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich noch deutlich im Minus

Im Vorjahresvergleich war das BIP im 4. Quartal 2020 preisbereinigt um 2,7% niedriger als im 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Corona-Krise. Preis- und kalenderbereinigt war der Rückgang mit 3,7 % größer, da rund drei Arbeitstage mehr zur Verfügung standen als ein Jahr zuvor.

Privater Konsum nimmt deutlich ab, Bauinvestitionen und Staatskonsum stützen

Im Vorjahresvergleich war die inländische Nachfrage insgesamt weiterhin deutlich niedriger als im Jahr zuvor. Die privaten Konsumausgaben gingen preisbereinigt gegenüber dem 4. Quartal 2019 um 6,5% zurück, die Investitionen in Ausrüstungen um 6,0%. Stützend wirkten im Vorjahresvergleich lediglich die Bauinvestitionen mit einem Anstieg von 3,0 % und die Konsumausgaben des Staates, die um 2,6 % zulegten.

Die Nachfrage aus dem Ausland war insgesamt geringer als im selben Zeitraum des Vorjahres. Der internationale Warenhandel stabilisierte sich aber zum Jahresende, während die Exporte und Importe von Dienstleistungen zweistellig zurückgingen. Insgesamt wurden im 4. Quartal 2020 preisbereinigt 2,9% weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als im 4. Quartal 2019. Die Importe gingen im selben Zeitraum insgesamt um 5,1% zurück.

Baugewerbe wächst auch gegenüber Vorjahr, alle anderen Wirtschaftsbereiche im Minus

Auf der Entstehungsseite des BIP war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 4. Quartal 2020 in fast allen Wirtschaftsbereichen geringer als ein Jahr zuvor. Die größten Rückgänge gab es mit -18,2% bei den Sonstigen Dienstleistern, wozu unter anderem die Bereiche Unterhaltung und Erholung zählen. Die Bruttowertschöpfung der Unternehmensdienstleister fiel mit -9,1% ebenfalls stark. Im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe sank die Bruttowertschöpfung um 6,3%, wobei besonders das Gastgewerbe einen noch deutlicheren Rückgang zu verzeichnen hatte. Im Verarbeitenden Gewerbe ging die Bruttowertschöpfung nach den zweistelligen Einbrüchen im Sommer weniger stark zurück und lag im 4. Quartal 2020 um 2,0% unter dem Niveau des 4. Quartals 2019. Lediglich im Baugewerbe konnte die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahr zulegen (+5,3%).

Die Bruttowertschöpfung insgesamt ging um 3,6% zurück und damit rund einen Prozentpunkt mehr als das BIP. Der Grund hierfür ist der starke Anstieg der Nettogütersteuern um 5,3%.


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