Fachkräftemangel
Was tun, wenn die Baby Boomer in Rente gehen?

Rudolf Ostermann, Thaddäus Rohrer und Martin Mainka von Trub (v.l.). Foto: TRUB

Der Fachkräftemangel bleibt in der Möbelbranche akut – trotz Einwanderung und dem zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Hinzu kommt der demografische Faktor. Laut einer Datenerhebung der Personal- und Unternehmensberatung Thaddäus Rohrer (Trub) ist das Durchschnittsalter in leitenden Positionen in der Branche bei über 50 Jahren.

In der Möbelbranche liegt das Durchschnittsalter von 3.560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Leitungsfunktion (Abteilungsleiter bis Vorstand) bei genau 52,3 Jahren. Es ist laut Trub zwar nicht ungewöhnlich, dass das Durchschnittsalter von Personen mit Führungsverantwortung höher liegt, weil bei entsprechenden Jobs auch eine längere Ausbildungszeit und in der Regel mehrere Karriere-Steps vorhergehen. Der jetzt ermittelte Wert signalisiere dennoch Handlungsbedarf an vielen Stellen, denn die Generation der Baby-Boomer erreicht nun das Rentenalter oder steht kurz davor, weshalb sich der daraus resultierende Engpass weiter verschärfe.

Der relativ hohe Altersdurchschnitt lasse den Rückschluss zu, dass überwiegend Menschen mit viel Berufserfahrung in Führungspositionen gebracht würden. Allerdings gebe es keine Garantie dafür, dass ein Mensch mit viel Führungserfahrung automatisch auch eine gute Führungskraft sei. „Wir sehen, dass es sich lohnt, in junge Menschen zu investieren und sie gezielt zu einer Führungspersönlichkeit zu entwickeln. Studien zeigen, dass es keinen statistischen Zusammenhang zwischen Führungserfahrung und Führungsqualität gibt. Mit anderen Worten: Es ist durchaus möglich, 20 Jahre lang schlecht zu führen. Deshalb ist die Förderung junger Talente so wichtig und eine wichtige Maßnahme gegen den Fachkräftemangel auf Leitungsebene“, sagt Thaddäus Rohrer.

Hoffnung hegen die Personalberater darüber hinaus in Bezug auf Themen wie Künstliche Intelligenz oder eine reformierte Einwanderungspolitik, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken können: Künstliche Intelligenz (KI) kann automatisierte Prozesse und Arbeitsabläufe einführen, um die Produktivität zu steigern und die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden zu verringern. Sie kann auch bei der Identifizierung und Ansprache potenzieller Talente helfen, indem sie Daten analysiert und Kandidaten mit den erforderlichen Fähigkeiten identifiziert.

Von besonderer Bedeutung angesichts der anstehenden Generationswechsel: Wenn erfahrene Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, geht wertvolles Wissen und Fachkenntnis verloren. Hier kann KI helfen, Wissen zu erfassen, zu dokumentieren, zu speichern und somit für zukünftige Mitarbeiter zugänglich machen. „Bei alldem ist aber wichtig zu beachten, dass KI nicht als Ersatz für Fachkräfte gedacht ist, sondern als Unterstützung und Ergänzung, um Engpässe zu bewältigen und Arbeitsprozesse zu optimieren. Sie wird das Problem aber nicht lösen“, sagt Senior Berater Martin Mainka.

Eine weitere Entlastung der Fachkräftesituation liege in einer gezielten und reformierten Einwanderungspolitik: Es sei längst überfällig, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, um hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, um offene Stellen zu besetzen. Dies könne den Bedarf an spezialisierten Fähigkeiten in verschiedenen Branchen decken und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken.

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer empfahl zuletzt eine Größenordnung von 1,5 Millionen Zuwanderern pro Jahr, um abzüglich der beträchtlichen Abwanderung jedes Jahr 400.000 neue Bürger zur Verfügung zu haben und so die Zahl der Arbeitskräfte zu stabilisieren.


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