Fachverband Matratzenindustrie
Umsatz- und Absatzrückgang bei Matratzenherstellern

Auch im zweiten Jahr mit Corona hatte die deutsche Matratzen- und Textilindustrie neben den mittlerweile „normal“ gewordenen pandemiebedingten Widrigkeiten wieder mit logistischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen, wie z.B. mit stockender Rohstoffversorgung und explodierenden Materialpreisen. Das teilen der Fachverband Matratzenindustrie und das Kompetenzzentrum Textil- und Sonnenschutz aus Wuppertal jetzt in ihrer Bilanz zum Jahr 2021 mit.

Die Preise für PU-Schaum, Federkerne oder Verpackungsmaterialien aus Papier und Pappe sowie Kunststoff stiegen seit Ende 2020 kontinuierlich an. Holz, Aluprofile, Latexkerne sowie Garne und Farbstoffe/Textilhilfsmittel wurden als weitere Preistreiber identifiziert. Dies gipfelt in Preissprüngen im zweistelligen Prozentbereich, die sich letztendlich auch bei den Verbrauchern niederschlagen. "Leider zeigt sich, dass sich Teile des Großhandels und der Vorlieferanten unsolidarisch verhalten und die schwierige wirtschaftliche Situation offensichtlich dafür nutzen, ihre Margen zu verbessern", so der Fachverband Matratzenindustrie.

Die Engpässe und Preisexplosionen bei den Vorprodukten haben die Stimmung der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe über das Jahr hinweg unterschiedlich stark negativ belastet. Bereits Ende 2021 waren die Erwartungen der Unternehmen, was ihre Geschäftslage im ersten Halbjahr 2022 betrifft, aufgrund der scheinbar nicht enden wollenden Pandemie eher pessimistisch. Mit Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts hat sich diese Einschätzung dramatisch verschlechtert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist auf den historisch niedrigen Wert von 90,8 Punkten gefallen und hat damit den Rückgang bei Ausbruch der Coronapandemie im März 2020 übertroffen. Die Unternehmen rechnen mit harten Einschnitten, wie weiterhin steigenden Energie-, Material- und Rohstoffpreisen und sich verschärfenden Lieferengpässen. Der weitere, kriegsbedingte Preissprung von +22 % beim Rohöl im März gegenüber Februar 2022 und die steigenden Logistikprobleme durch fehlende LKW-Fahrer und abnehmende Container-Frachtraten aus Fernost bestätigen dies. Da ein Ende der Preissteigerungen nicht absehbar ist, ist damit zu rechnen, dass diese Mehrbelastungen innerhalb der Wertschöpfungskette weitergegeben werden müssen.

Die Verbraucher investierten 2021 weiterhin in die Neugestaltung ihres Zuhauses, jedoch verhaltener als im ersten Coronajahr, da Reisen und Freizeitaktivitäten wieder eher möglich waren. 2022 werden nun Preissteigerungen bei den Produkten des täglichen Lebens, Energiekosten sowie die kontinuierlich steigende Inflationsrate aller Voraussicht nach dafür sorgen, dass Verbraucher ihren Konsum einschränken. Dies wird vermutlich auch die deutsche Matratzen- und Textilindustrie zu spüren bekommen, so die EInschätzung aus der Verbandszentrale.

Die Matratzenhersteller haben das zweite Jahr unter Coronabedingungen mit einem Absatzrückgang von -10,4 % und einem Umsatzminus von -4,8 % gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen. Die einzelnen Quartalsergebnisse 2021 gleichen dabei einer Berg- und Talfahrt, beginnend im 1. Quartal mit einem drastischen Umsatzminus von -24,2 %, im 2. Quartal (nach Ende des langen Lockdowns) mit einem soliden Umsatzplus von +11,3 %, gefolgt von einem leichten Umsatzverlust von -1,6 % im 3. Quartal und schließlich mit einem Umsatzzuwachs von +3,9 % im 4. Quartal.

Auf Gesamtjahresebene stehen bei den Technologien einzig Sonstige, zu denen vor allem Wasserbetten und Kindermatratzen gehören, mit einem Umsatzplus von 13,5 % auf der Gewinnerseite. Die anderen Technologien mussten Umsatzrückgänge hinnehmen: Schaum - 5,8 %, Latex -6,3 %, TFK -10,6 % und Bonnell -16,5 %. Bei den Warengruppen sind Topper mit +17,2 % Gewinner, während Unterfederungen -8,6 % Umsatz verloren haben.

Bei den Heimtextilien zeigte sich eine starke Nachfrage bei den textilen Bodenbelägen und den Möbelstoffen. Textile Bodenbeläge konnten ihren Absatz um +5,2 %, den Umsatz sogar um +23,1 % steigern. Möbelstoffe legten mit +28,5 % beim Absatz und +21,3 % beim Umsatz deutlich zu. Ein beachtliches Ergebnis für beide Produktsparten, die vorrangig im Hotelgewerbe, Automotive-/Flugzeugbereich sowie im Büro-/Ladenbau zum Einsatz kommen. Offensichtlich wurde hier der Lockdown genutzt, um zu investieren und zu renovieren. Dabei ist die verstärkte Nachfrage vor allem auf das wieder angezogene Exportgeschäft zurückzuführen. Insgesamt verzeichnen die Heimtextilien ein Umsatzplus von 10,4 % - ein Indiz dafür, dass auch im zweiten Coronajahr die Gestaltung des Zuhauses als Rückzugsort bei den Verbrauchern ein wichtiges Thema war.

Die Hersteller von maßgefertigtem innenliegendem Sicht- und Sonnenschutz starteten das Jahr 2021 mit einem Umsatzplus von 5,1% (3,1% beim Absatz). Der positive Trend setzte sich im 2. Quartal mit einem soliden Plus von 18,3% beim Umsatz (Absatz +14,3%) fort. Im zweiten Halbjahr brachen die Umsätze ein, das dritte Quartal verzeichnete ein leichtes Umsatzminus mit 0,4% (Absatz -3,5%), das vierte Quartal folgte mit einem starken Umsatzeinbruch im zweistelligen Bereich von 10,6% (Absatz -13,9%). Im Gesamtjahr 2021 wurde eine Umsatzsteigerung von 2,9 % bei gleicher Absatzmenge erzielt. Einzige Gewinner sind Insektenschutz und Wabenplissee, die anderen Produktgruppen haben sich negativ entwickelt. 

Auch wenn das Gesamtjahr 2021 für die drei Branchen unterschiedlich erfolgreich war - aufgrund der Unvorhersehbarkeit der weiteren politischen und wirtschaftlichen Entwicklung blicken sie unsicher in die Zukunft. Für viele Hersteller ist die aktuelle Lage existenzbedrohend. So ist es zur Sicherung der Industrien erforderlich, dass Zulieferer, Hersteller und Händler an einem Strang ziehen. Das Kompetenz-Zentrum Texil + Sonnenschutz unterstützt seine Mitglieder mit seinem Know-how, um gut durch diese Krise zu kommen.


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