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Expertenbeitrag: Visuelle Suchmaschinen fordern Möbelhandel heraus

Der folgende MÖBELMARKT-Experten-Beitrag wird Ihnen von zur Verfügung gestellt. Form, Stil und Inhalt liegen allein in der Verantwortung des Autors Dr. Daniel C. Schmid. Die hier veröffentlichte Meinung kann daher von der Meinung der Redaktion oder des Herausgebers abweichen.

Möbel und Preise lassen sich sekundenschnell vergleichen

Die Digitalisierung eröffnet dem Möbelhandel neue Perspektiven. Möbelanbieter kommen jedoch nicht darum herum, ihre Produkte auch im Internet anzubieten. Denn Experten gehen davon aus, dass in vielen Produktsegmenten der E-Commerce auch umsatzmäßig gleichbedeutend mit dem Verkauf über den stationären Handel werden wird.

Der Verkauf über das Internet stellt den klassischen Möbelhändler vor viele neue Aufgaben. Händler sind gezwungen, sich mit ganz neuen Themen auseinanderzusetzen. Denn es zeigt sich, dass Bewährtes, was 50 Jahre für Erfolg gesorgt hat, morgen nicht mehr funktioniert.

Das Marketing verändert sich

Der Möbelhändler muss beispielsweise künftig ganz neue Marketinginstrumente einsetzen. Die Marketingabteilungen werden immer weniger Prospekte erstellen und verteilen, sondern sich bald nur noch um E-Mail-Marketing-Kampagnen, um die Ansprache von Zielkunden über Retargeting oder um SEO kümmern. Ferner muss sich das Handelsunternehmen permanent die Frage stellen, auf welchen Plattformen es mit welchen Produkten vertreten sein will.

Daraus ergeben sich an den Einkauf und den Vertrieb neuen Anforderungen. Durch die Präsenz der Möbel im Internet werden einerseits kurze Lieferzeiten immer wichtiger, andererseits steht der Preis noch mehr im Fokus. Preise für einzelnen Produkte werden immer transparenter und vergleichbarer. Wenn ein Produkt zu einem überhöhten Preis angeboten wird, ist es unverkäuflich. Andere Branchen, wie z. B. die Unterhaltungselektronik, kennen das Problem. Media Markt oder Saturn müssen täglich die Preise ihrer Ware ändern. Auch Tankstellen sind gezwungen, mehrmals am Tag die Preise anzupassen. In hart umkämpften Märkten kann sich kein Unternehmen leisten, ein Produkt zu teuer anzubieten.

Eigenmarken schützen nicht vor Vergleichbarkeit

Die bisherigen Verkaufsstrategien im stationären Handel, dem Kunden möglichst Hersteller und Produktname nicht zu nennen oder auf Eigenmarken zu setzen, um den Preisvergleich zu erschweren, wird künftig immer weniger funktionieren. Der Kunde wird im Möbelhaus ein Foto vom Sofa mit seinem Smartphone machen und im selben Moment den Preis im Internet erfahren. Dies ist keine Fiktion, sondern bereits jetzt Realität. Die Hamburger Onlineplattform Moebel.de hat vor wenigen Tagen eine App auf den Markt gebracht, die das ermöglicht. Die sogenannte "Product Cam" ist ein neues Feature, dass Online-Shopping von Möbeln und den Preisvergleich ab sofort noch einfacher macht. Die App ist in einer Minute kostenlos herunterzuladen und sofort einsatzbereit. Der Kunde macht mit der Smartphone-Kamera ein Bild vom Sofa und wenige Sekunden später werden auf dem Display Angebote ähnlicher Sofas von verschiedenen Anbietern inklusiv Preis angezeigt. Der Kunde kann das Angebot im Geschäft mit Angeboten aus über 3 Millionen Produkte der ca. 250 angeschlossenen Shops vergleichen. Auch wenn im Moment noch manches Produkt nicht richtig erkannt wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis alle Möbel identifiziert und deren Preise verglichen werden können. Google und Bing setzen in den USA die visuelle Bildsuche bereits seit einiger Zeit erfolgreich ein. Es wird nicht mehr lange dauern, bis diese Funktion auch den deutschen Konsumenten zur Verfügung steht.

Visuelle Bildsuche verstärkt Wettbewerb

Die Technik der visuellen Bildsuche wird den Wettbewerb zwischen den Anbietern nochmals verstärken. Für den Möbelhändler heißt das, dass er sein Produktangebot und seine Preise permanent überprüfen muss. Er muss in der Lage sein, die Preise flexibel anzupassen und auch sein Sortiment schnell zu ändern. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist hierbei unerlässlich. Für den Einkauf, Vertrieb und Marketing entstehen eine Vielzahl neuer Aufgaben. Die Trennung der einzelnen Aufgabenbereiche wird zunehmend verschwinden und immer mehr Entscheidungen werden künftig vom Computer getroffen.


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