Halbjahresbilanz der deutschen Möbelindustrie
Wachstum bestätigt

Die deutsche Möbelindustrie wächst weiter und bestätigt mit einem leichten Umsatz-Plus von 0,5% im ersten Halbjahr 2017 das starke Ergebnis aus dem Vorjahreszeitraum, als ein Anstieg von 4,9% realisiert werden konnte. Dies gab der Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) Axel Schramm unter Berufung auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes bekannt.

Im ersten Halbjahr 2017 hat die deutsche Möbelindustrie rund 9 Mrd. Euro umgesetzt und liegt um 0,5% über dem Umsatz-Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Damit befindet sich die deutsche Möbelindustrie im vierten Jahr in Folge auf Wachstumskurs. „Als wichtige Umsatzstütze für unsere Hersteller erwies sich im laufenden Jahr das Auslandsgeschäft. Der Auslandsumsatz der deutschen Möbelhersteller stieg im ersten Halbjahr um 1,7% und damit wesentlich stärker als der Inlandsumsatz, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stagnierte“, so VDM-Präsident Axel Schramm.

Nachfragebelebung aus Asien

Fast ein Drittel der Möbelexporte gingen im ersten Halbjahr 2017 in Nicht-EU-Länder. Besonders Wachstumsmärkte wie China (+27,6%) und Indien  (+32%) spielen für die deutsche Möbelindustrie eine immer wichtigere Rolle. „Hieran kann man deutlich ablesen, dass die Exportbemühungen unserer Hersteller im außereuropäischen Ausland Früchte tragen und sich die Abhängigkeit von den Märkten in der EU tendenziell verringert“, so Schramm.
Der Exportumsatz in den EU-Ländern verringerte sich im ersten Halbjahr 2017 um 1,7%. Wichtige Absatzländer der deutschen Möbelindustrie wie Österreich (-3,7%), die Niederlande (-3,5%) und Belgien (-1,3%) führten weniger Möbel aus Deutschland ein. Positive Zahlen kommen dagegen aus Frankreich, dem wichtigsten Abnehmer deutscher Möbel. Um 1,6% konnte hier der Exportumsatz gesteigert werden. Auch der polnische (+9%), der tschechische (+2,9%) und der dänische Markt (+5,4%) entwickelten sich aus Sicht der deutschen Möbelindustrie positiv.
Der Absatzmarkt in Großbritannien ist für die heimischen Möbelproduzenten nach dem Brexit hingegen bereits schwieriger geworden. Im bisherigen Jahresverlauf verringerten sich die Möbelausfuhren nach Großbritannien um 2%. Auch die Möbelexporte in Richtung USA gingen nach einem starken Wachstum in den vergangenen Jahren wieder zurück. „Dies liegt an der zunehmend protektionistischen Handelspolitik der USA“, kommentiert Schramm die Entwicklung.
Nichtsdestotrotz liegt die Industrieexportquote – der Anteil der von den heimischen Möbelherstellern direkt in das Ausland gelieferten Ware am Gesamtumsatz der Branche – nach dem ersten Halbjahr 2017 auf einem neuen Rekordhoch von 32,2% und 0,5% über dem ersten Halbjahr 2016. „Seit der Jahrtausendwende konnte die Exportquote damit mehr als verdoppelt werden“, sagt Schramm.
Besonders gute Umsätze im Ausland erzielten in den ersten sechs Monaten Wohnmöbel mit einem Plus von 7,0%, während Büro- und Ladenmöbel (-7,5%) sowie Matratzen (-7,8%) Umsatzrückgänge im Ausland registrierten. Kumuliert liegt der Auslandsumsatz der deutschen Möbelindustrie in den ersten sechs Monaten 2017 bei 2,893 Mrd. Euro.

Stagnation im Inland

Im Inland setzte die deutsche Möbelindustrie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 6,097 Mrd. Euro um, was beinahe gleichbleibenden Erlösen  gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht (-0,1%).
Die einzelnen Segmente entwickelten sich dabei recht unterschiedlich. Während der Inlandsumsatz mit Büro- und Ladenmöbeln um 6,0% ebenso zulegte wie der Umsatz mit Matratzen (+1,3%), verzeichneten Küchenmöbel (-4,2%) und besonders Polstermöbel (-8,1%) tendenziell hohe Einbußen der Erlöse am heimischen Markt.

Uneinheitliche Entwicklung

Diese unterschiedlichen Trends finden sich auch in der Gesamtbetrachtung der deutschen Möbelindustrie im ersten Halbjahr 2017 wieder.
Von den rund 9 Mrd. Euro Umsatz hat das größte Segment der deutschen Möbelindustrie, die Wohnmöbel, einen Anteil von 3,762 Mrd. Euro und konnte bis Juni 2017 um 2,4% gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 zulegen (vgl. Grafik 2). Auch Büro- und Ladenmöbel liegen bei einem Umsatz von 1,877 Mrd. Euro insgesamt im positiven Bereich (+2,4%), wobei sich besonders das Teilsegment der Laden- und sonstigen Objektmöbel (+7,5%) gut entwickelte.
Einbußen nach beständigem Wachstum in den letzten Jahren musste das zweitgrößte Segment der deutschen Möbelindustrie, die Küchenmöbel, hinnehmen. 2,4% lagen die Umsätze im ersten Halbjahr unter denen aus dem Vorjahr, sodass 2,383 Mrd. Euro mit Küchenmöbeln umgesetzt werden konnten. Während dies nun ein erster Dämpfer nach Jahren des Wachstums für die Küchenmöbelindustrie war, sind die Erlöse mit Polstermöbeln schon länger rückläufig. Auch der aktuelle Berichtszeitraum macht da keine Ausnahme und zeigt ein Minus von 5,3% bei einem Umsatz von 0,509 Mrd. Euro. Das kleinste Segment der deutschen Möbelindustrie, die Matratzen, haben sich mit 0,458 Mrd. Euro etwa auf dem Vorjahresniveau eingependelt.

Konstante Beschäftigung

Die Matratzenindustrie beschäftigt mit 4.013 Menschen in 33 Betrieben auch die wenigsten Arbeitnehmer in der deutschen Möbelindustrie. Die meisten Frauen und Männer, nämlich 37.748, arbeiten in den 236 Betrieben der Wohnmöbel-Sparte. Den klar höchsten Umsatz pro Betrieb erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2017 mit 44,131 Mio. Euro die Küchenmöbelindustrie (vgl. Grafik 1) in 54 Betrieben mit  16.104 Angestellten. Insgesamt sind in der deutschen Möbelindustrie in 493 Betrieben (-1,5%) 83.800 Menschen (-0,3%) beschäftigt, auf die ein durchschnittlicher Umsatz von 107 Tsd. Euro pro Beschäftigten entfällt.

Außenhandelsdefizit sinkt leicht

Erfreuliche Zahlen kommen für die ersten sechs Monate von den Einfuhren des deutschen Möbelaußenhandels. Nachdem die deutschen Möbeleinfuhren im ersten Halbjahr 2016 noch um 1,8% auf 6,605 Mrd. Euro gestiegen waren, sanken sie von Januar bis Juni  2017 um 2,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 6,453 Mrd. Euro.
Auch hier ist zu beobachten, dass die Einfuhren aus den EU-Ländern sinken (-1,8%). Polen bleibt zwar nach den deutlichen Zuwächsen der letzten Jahre weiterhin das wichtigste Möbelherkunftsland, verlor aber im aktuellen Zeitraum 3,7% (vgl. Tabelle 2). Trotzdem kommt mittlerweile jedes vierte nach Deutschland importierte Möbel von dort. Außerdem sanken insbesondere aus Frankreich (-9,3%), Italien (-8,2%), Österreich (-6,9%) und Rumänien (-6,4%) die Möbeleinfuhren, während die asiatischen Importe um 9,3% zulegten (vgl. Grafik 4).
Besonders China, das nach Polen zweitwichtigste Importland, schickte bis Juni wieder 6,8% mehr Möbel nach Deutschland. Auch die Möbeleinfuhren aus Vietnam, dem mittlerweile zweitwichtigsten Lieferanten aus Asien, gewinnen mit einem Plus von 3,4% im aktuellen Berichtszeitraum immer mehr an Bedeutung.
Gleichzeitig hat der asiatische Raum im ersten Halbjahr 2017 auch 3,8% weniger Möbel aus Deutschland eingeführt (vgl. Grafik 3). Im europäischen Raum sind die deutschen Möbelexporte zwar insgesamt leicht angestiegen (+1,0%), allerdings wurde besonders in den größten Abnehmerländern weniger Umsatz als im ersten Halbjahr 2016 generiert (vgl. Tabelle 1).
Insgesamt sanken die Ausfuhren des deutschen Möbelaußenhandels um 1,7% auf 5,249 Mrd. Euro, sodass sich für das erste Halbjahr 2017 ein leicht reduziertes Außenhandelsdefizit von 1,146 Mrd. Euro (-3,1%) ergibt.
„Der steigende Anteil der Möbel ‚made in Ger­many‘ im heimischen Handel und der Erfolg deutscher Möbelhersteller im Ausland sind der Qualität, der Liefer­zuverlässigkeit, dem Design und der Individualität unserer Produkte zu verdanken. Die deutschen Hersteller beherrschen die Abläufe und die Logistik oft besser als ihre internationalen Wettbewerber. Dies sind wichtige Kaufargumente für den Verbraucher – ob in Stuttgart, in St. Petersburg oder in Shanghai“, so Schramm.

Prognose „verhalten positiv“

Die Vorzeichen für die weitere Entwicklung der Branche bewertet der VDM-Präsident als „verhalten positiv“. „Die deutschen Verbraucher bleiben wei­terhin positiv gestimmt und gehen davon aus, dass die heimische Konjunktur im weiteren Verlauf des Jahres sogar noch einen Gang hochschalten kann“, so Schramm. Die von der GfK gemessenen Konjunktur- und Einkommenserwartungen sind im Juli 2017 noch einmal gestiegen. Die Anschaffungsneigung musste dagegen im Juli leichte Abschläge hinnehmen, allerdings von einem historisch hohen
Niveau. Für das Konsumklima im September prognostiziert die GfK sogar den höchsten Stand seit Oktober 2001. Auch „der Beitrag der Auslandsmärkte zum Umsatz der deutschen Möbelindustrie dürfte im zweiten Halbjahr positiv bleiben“, sagt Schramm.
Etwas verhaltener läuft in den letzten Monaten die Bautätigkeit, die sich „in den kommenden Monaten zunehmend dämpfend auf die Möbelnachfrage auswirken“ könnte, schätzt Schramm die Lage ein.
„Vor diesem Hintergrund gehen wir für das Gesamtjahr von einem Umsatzplus von bis zu einem Prozent aus“, so Schramm abschließend.


zum Seitenanfang

zurück