Heimtextil-Blognachrichten
Gast-Beitrag: Furoshiki – auf Tuchfühlung

Japanisch inspirierte Installation auf der Heimtextil

Die Heimtextil zeigt die ganze Bandbreite der Produktions- und Verarbeitungsweisen sowie der Anwendungsgebiete von Textilien. Ausgangsmoment für all diese Bereiche ist oft das Tuch. Ihm schenkt eine außergewöhnliche Installation durch das Atelier ushitamborriello besonderes Augenmerk. Das Gestaltungskonzept stellt das Tuch unter dem Thema „Furoshiki“ in den Mittelpunkt der Inszenierung in Halle 4.2.

Furoshiki bezeichnet in der japanischen Tradition ein quadratisches Tuch, das als Verpackung oder Tragebeutel genutzt wird. „Das Tuch definiert einen Raum, ohne gebaute Strukturen oder Körper zu definieren. Diese Fläche ist Filter, verheißungsvolle Hülle, selbstbewusster Träger verschiedenster Statements und anschmiegsamer Shelter zugleich. Es grenzt ab, ohne auszugrenzen, bleibt durchlässig und macht neugierig. Das alles, als nahezu zweidimensionales Produkt“, beschreibt Ushi Tamborriello die Faszination, die sie zu dem Entwurf für die Expo 2019 inspirierte. „Spannend, wenn dieses flache, flexible Textil sich um ein Objekt wickelt: Es kann jede Form annehmen, definiert einen Innen- und damit auch einen Außenraum. Kann gefaltet, geschlungen, geknotet immer wieder neue Erscheinungen annehmen. Verfremdet das Bild, dessen stolzer Träger es eben noch war.“

Japan hat im Furoshiki eine lange Tradition im Umgang mit der Nutzung einfacher Tücher. Grundlage verschiedenster Knot- und Falttechniken ist jeweils ein quadratisches Stück Stoff in einer Größe von 70 x 70 bis 100 x 100 cm. Verschiedenste traditionelle Vorlagen zeigen diverse Nutzungsmöglichkeiten: Eine schmückende Geschenkverpackung, eine praktische Umhängetasche, Schutz für ein kostbares Gut oder einfach Transportmittel. Dabei bleibt es immer das quadratische Tuch, das es ursprünglich war: wiederverwendbar in all seinen Formen und dabei nachhaltig.

In diesem Sinne beschäftigt sich die Expo-Installation des Ateliers ushitamborriello mit der Linie und dem Volumen. Sie spürt dem Verhältnis zwischen Raum und Fläche nach, versucht sich spielerisch einer versöhnlichen Annäherung zwischen dem Äußeren und dem Inneren, lädt zum Flanieren und Entdecken ein. Und zeigt auf, wie die Veränderung des Blickwinkels unsere Wahrnehmung der Welt bestimmt.

Edda Simon


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