2015
Rückblick auf ein starkes Jahr!

Viel besser als erwartet! Nach einem überraschend guten Jahr 2014 mit einem Plus von 2,5%, freut sich die deutsche Möbelindustrie über das mit einem Wachstum von 6,2% beste Ergebnis dieses Jahrzehnts: Die Hersteller haben im vergangenen Jahr fast 17,4 Mrd. Euro umgesetzt! 

Der Umsatzanstieg im größten Segment der Branche – bei den Wohnmöbeln und sonstigen Möbeln – betrug nach den amtlichen Zahlen 4,6%, aber: „Aus einer verbandsinternen Erhebung wissen wir, dass das Wachstum der hierbei enthaltenen klassischen Wohnmöbel deutlich darunter liegt. Mitgezählt werden in diesem Bereich auch Gartenmöbel, Stahl- und Kunststoffmöbel, Kleinmöbel und Möbelteile, die stärker gewachsen sind“, schränkt Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM), ein.

Einen ganz enormen Zuwachs verbuchen die Matratzen-Produzenten nach einem flauen 2014: 21,9% mehr als im Vorjahr wurde verkauft, bei einem erzielten Umsatz von 939,7 Mio. Euro. Deutschlands Küchenmöbler freuen sich über 4,56 Mrd. Umsatz, was einer Steigerungsrate von 7% entspricht. Im Ausland haben sie mit 1,68 Mrd. Euro gar 10,9% mehr erzielt als im Vorjahr. 

„Mit der wirtschaftlichen Entwicklung unserer heimischen Möbelindustrie in 2015 sind wir zufrieden, wenngleich für die Zukunft weiterhin Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit bestehen“, erklärt Dirk-Uwe Klaas. In den ersten zehn Monaten des letzten Jahres lagen die Erlöse der Herstellerbetriebe mit einem Plus von 5,4% auf 14,4 Mrd. Euro spürbar über dem Vorjahresniveau und deutlich über den Erwartungen noch zu Jahresbeginn. Hierzu hat wohl das unerwartet gute Konsumklima wesentlich beigetragen. Zum Ende des Jahres 2015 lag das Umsatzplus bei guten 5%.

Export: 10,5% Zuwachs, aber Import-Druck bleibt

Nicht nur Küchen „made in Germany“ erfreuen sich in anderen Teilen der Welt großer Beliebtheit. Insgesamt ist das Möbel-Exportvolumen um 10,5% auf rund 5,5 Mrd. Euro angewachsen, der heimische Markt wuchs um immerhin 4,3% auf 11,9 Mrd. Euro.

Top-Einfuhrländer für deutsche Möbel sind im Schengen-Raum neben Frankreich mit 1,27 Mrd. Euro und einem Zuwachs um 0,4%, der Schweiz (1,16 Mrd. Euro, Zuwachs: 9%) und Österreich (985,4 Mio. Euro, Zuwachs: 1,9%)  Großbritannien und Spanien. Im Vereinigten Königreich wurden 701,3 Mio. Euro umgesetzt, was einem Plus von 10,3% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Spanien waren es 337,8 Mio. Euro bei einem Plus von 26,2%. Die Top-Steigerung ist, wenn auch auf niedrigerem Niveau, in der Slowakei zu verbuchen, mit 61,8% und 201 Mio. Euro. Auch in den USA laufen die Exportgeschäfte prima: Bei einer Steigerungsrate von 25,6% verkauften deutsche Möbler Waren im Wert von 489,1 Mio. Euro.

Schwacher Euro stimuliert Export

Kein Wunder also, dass Dirk-Uwe Klaas ein überaus positives Fazit zieht: 

„Das Exportgeschäft leistete mit der Erholung im Euroraum und den positiven Wirtschaftsaussichten in wichtigen Absatzmärkten wie USA und Großbritannien einen zusätzlichen Beitrag zum Branchenwachstum.“ Der Export insgesamt stieg in den ersten zehn Monaten 2015 um 5,6% auf 8,4 Mrd. Euro. Auf den Märkten außerhalb der EU machte der schwache Euro die deutschen Möbel günstiger und stimulierte den Export zusätzlich. Ein Drittel der deutschen Möbelexporte wird in Nicht-EU-Ländern abgesetzt.

Die Industrieexportquote, also der Anteil der von den heimischen Möbelherstellern direkt ins Ausland gelieferten Ware am Gesamtumsatz der Branche, kletterte in den ersten zehn Monaten 2015 auf 31,8%. Damit hat sie einen neuen Rekordwert und sich innerhalb der letzten 15 Jahre verdoppelt – für Klaas „ein eindrucksvoller Beleg für die hohe Wertschätzung, die der Weltmarkt deutschen Möbeln entgegenbringt. Das Umsatzplus und der große Erfolg im Exportgeschäft belegen nachhaltig die starke Stellung deutscher Produzenten am Markt“. 

Aber: Deutschland wird für ausländische Hersteller immer interessanter als Zielmarkt. Nicht ohne Grund warnt Klaas vor „hohem Importdruck“ als „großer Herausforderung“. Die Importe stiegen mit einem Plus von 5,2% bis Oktober 2015 spürbar: „Ein deutlicher Hinweis auf die hohe Wettbewerbsintensität im Inland.“ (Klaas) Damit stammen aktuell nach wie vor fast zwei von drei in Deutschland verkauften Möbeln aus dem Ausland. Vor allem die chinesischen Hersteller haben 2015 einen beachtlichen Satz hingelegt: Bei einer Steigerung um 14,3% haben sie Waren im Wert von 1,83 Mrd. Euro nach Deutschland eingeführt. Top-Importeur bleibt Polen, mit einer Einfuhr im Wert von 2,86 Mrd. Euro und einer Steige

rung um 5,6%. Ebenfalls beachtlich die Zuwächse der tschechischen Republik mit 1,41 Mrd. (+11,7%) und der Türkei (+13% mit 298 Mio. Euro). Auf dem absteigenden Ast waren Frankreich (-8,9% auf 306,5 Mio. Euro) und Italien (-4,2% auf 815,9 Mio. Euro). 

Einhergehend mit dem Import-Plus von 0,86% ist trotz der starken Importe das Außenhandelsdefizit um 1,8 Prozentpunkte angewachsen, auf den höchsten Wert der letzten 10 Jahre.

Branche schrumpft weiter, Produktivität steigt

Deutschlands Industrie besteht aus mittlerweile 499 Herstellern, 15 weniger als noch im Vorjahr. Das bedeutet: Nach dem kurzfristigen Anwachsen von 2012, setzt sich der Abwärtstrend weiter fort, und in allen Segmenten sind weniger Betriebe zu verzeichnen,  Zuwachs ist nur im Bereich Ladenmöbel (+1,6 % auf 82) und bei den Matratzen (+4,5% auf 33) zu verzeichnen. Analog zu dieser Entwicklung ist auch die Zahl der Beschäftigten in den meisten Segmenten leicht gesunken: Standen 2014 84.226 Menschen in Lohn und Brot, waren ein Jahr später noch 83.747, 0,6% weniger. Personal-Zuwachs verbuchten lediglich die Küchenmöbler (+0,9% auf 15.806), Ladenmöbler (+4,6% auf 10.7379) und Matratzenhersteller (+6,2% auf 4.154). 

Die sinkenden Betriebs- und Beschäftigten-Zahlen gehen einher mit steigender Produktivität: Erzielte jeder deutsche Möbelhersteller 2014 im Schnitt noch 31,9 Mio. Euro, waren es ein Jahr später 34,8 Mio. Der Umsatz pro Beschäftigten legte im gleichen Zeitraum um 19% auf 207.600 Euro zu. 

Optimismus, aber keine Euphorie für 2016

Nach einem erfolgreichen Jahr 2015 ist die deutsche Möbelindustrie „für 2016 bestens aufgestellt“, wagt Klaas einen Blick in die Zukunft, denn: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen.“ Die Wirtschaftsforschungsinstitute sehen in Deutschland für 2016 weiterhin einen moderaten Aufschwung. Die prognostizierten Wachstumsraten variieren dabei zwischen 1,6 und 2,2%. 

Der Aufschwung in 2016 wird hierbei vor allem von den privaten Konsumausgaben getragen. Dabei sollen die privaten Haushalte von einer per Saldo sinkenden Steuer- und Abgabenbelastung und der weiter steigenden Beschäftigung sowie den Lohnabschlüssen profitieren. Klaas ergänzt: „Nach einhelliger Meinung wird 2016 zudem von einer erheblich steigenden Bautätigkeit geprägt.“ Insbesondere der private Bausektor werde dabei von den weiterhin historisch niedrigen Zinsen profitieren: „Diese zusätzlich errichtete Wohnfläche wird den Einrichtungsbedarf 2016 erheblich stimulieren.“

Dennoch bestehe kein Grund zur Euphorie, denn das Konsumklima 2016 „ist mit vielen Fragezeichen versehen“. In der zweiten Jahreshälfte 2015 gaben in Deutschland die Konsumindizes deutlich nach. Die weltweiten Krisen werden – und dies ist für Klaas „maßgebliche Grundlage der Käuferlaune“ – das Vertrauen in Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität nicht stärken. Zudem bleibe der Importdruck aus Ost und Fernost unverändert hoch.

Klaas wagt dennoch eine positive Prognose: „In der Gesamtbewertung sind wir zuversichtlich. Wir erwarten für 2016 ein weiteres, leichtes Umsatzplus von rund einem Prozent.“ Nach der kräftigen Steigerung in 2015 wäre das „ein erneuter Erfolg“. stw

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