Initiative aus Hessen
Bundesrat fordert Rahmen für Matratzenrecycling

Der Bundesrat hat einen Entschließungsantrag des Landes Hessen zum Recycling von Matratzen verabschiedet. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, den rechtlichen Rahmen zu schaffen, um Matratzen getrennt vom Sperrmüll zu sammeln und wieder in den Kreislauf zu führen. „Auf europäischer Ebene bieten sich aktuell neue Chancen, um das zirkuläre Potential des besonders großen, bislang aber weitgehend ungenutzten Abfallstroms entsorgter Matratzen zu heben und somit Investitionen in ressourceneffiziente Kreislaufführung zu fördern“, heißt es in dem Antrag.
Allein in Deutschland werden jährlich mehr als acht Millionen Matratzen entsorgt, das sind mehr als 300.000 Tonnen Rohstoff. Der größte Teil davon wird verbrannt, wertvolle Ressourcen wie Schaumstoffe und Textilfasern gehen dabei verloren. „Unternehmen in Hessen, aber auch in anderen Ländern, zeigen, dass das nicht sein muss – man kann Schaumstoffmatratzen durch innovatives Recycling in einen Kreislauf führen“, erklärt Hessens Umweltminister Ingmar Jung zu seinem Vorstoß. Damit neue technische Verfahren wirtschaftlich attraktiv und es für Verbraucherinnen und Verbraucher leichter werde, bedürfe es überschaubarer Änderungen im Chemikalien- und Kreislaufwirtschaftsrecht. „Diese Chance sollte der Bund jetzt ergreifen“, so Jung weiter.
Zustimmung gilt als sicher
Breite Zustimmung gibt es dafür gleichermaßen aus Handel und Industrie sowie von Naturschutzverbänden. So unterstützen der Fachverband der Matratzenindustrie, der Nabu und Ikea das Anliegen Hessens. „Die Transformation schaffen wir nur mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette, einschließlich der Abfall- und Recyclingwirtschaft. Wir haben das Netzwerk und viel Know-how. Was wir noch brauchen, ist die Unterstützung der zuständigen Behörden und Ministerien“, sagt Martin Auerbach, Geschäftsführer des Fachverbandes Matratzen-Industrie.
Damit die alte Matratze nicht im Müll landet, sondern als wertvoller Baustein zurückkehrt, braucht es nicht viel: Matratzen müssen sauber und trocken in der Recyclinganlage ankommen. Sie sind aber bislang kaum Bestandteil der Kreislaufwirtschaft, da sie meist Flammschutzmittel und andere Chemikalien enthalten, die das Recycling von Schaumstoffen erschweren. Ziel der Bundesrats-Initiative ist daher, die Bundesregierung aufzufordern, sich bei der EU-Kommission für den raschen Erlass einer Regelung nach der Ökodesign-Verordnung einzusetzen, um diese Bestandteile durch umweltfreundliche, recyclingfähige Alternativen zu ersetzen, ohne dabei die Brandschutzanforderungen zu schwächen.
Flächendeckendes System gefordert
Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft müsse Abfälle während der Sammlung und während des Transports recyclingfähig halten, so der Antrag aus Hessen. Sie sollte sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten gleichermaßen flächendeckend umsetzbar sein. Die Novelle der europäischen Abfallrahmenrichtlinie ermögliche den Mitgliedsstaaten, eine erweiterte Herstellerverantwortung für Matratzen einzuführen. Von dieser Möglichkeit solle die Bundesregierung Gebrauch machen, um die Voraussetzungen für ein hochwertiges Recycling zu schaffen.
„Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die EU verbindliche Ökodesign-Anforderungen für Matratzen aufstellt, damit diese lange halten und nach Lebensende gut recycelt werden können“, fordert Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Derzeit wird die EU-Abfallrahmenrichtline überarbeitet. Diese Chance muss genutzt werden, um die Hersteller von Matratzen in die Pflicht zu nehmen, Sammlung und Recycling zu finanzieren.“ Walter Kadnar, CEO und CSO von Ikea Deutschland, stimmt dem zu: „Es braucht viel Energie und Ressourcen, eine Matratze zu produzieren und zu transportieren. Mit einem klugen und abgestimmten Verfahren ließen sich 80 Prozent des Materials wiederverwenden oder recyceln. Deshalb setzen wir uns für eine erweiterte Herstellerverantwortung für Matratzen ein. Wir möchten, dass mit uns alle weiteren Hersteller, Einzelhändler und Importeure für die Finanzierung der Organisation, der Sammlung und des Recyclings von Altmatratzen verantwortlich sind.“