Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz
Dickes Umsatzminus im ersten Quartal

Die drei Verbände im Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz haben die Fachpresse zum „digitalen BBQ“ geladen, nachdem das Format bereits im vergangenen Jahr pandemiebedingt hatte ausfallen müssen. Statt persönlich diskutierten Verbandsgeschäftsführer Martin Auerbach sowie die Vorsitzenden der Verbände Thomas Bußkamp (Fachverband Matratzenindustrie), Ottmar Ihling (Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie) und Ingo Fahl (Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz), mit den Teilnehmern die aktuelle Lage der Branche. Dabei waren die aktuelle Umsatzsituation und die Kreislaufwirtschaft die beherrschenden Themen.

Jahresstart mit größtenteils tiefroten Zahlen

Der Start in das neue Jahr wurde durch den langanhaltenden bundesweiten Lockdown und die neuerliche Schließung des Einzelhandels ab dem 16. Dezember 2020 massiv verhagelt. Ende April trat dann zusätzlich die sogenannte Bundesnotbremse mit Gültigkeit bis Ende dieses Monats in Kraft. Rückblickend mussten die stationären Ladengeschäfte rund fünf Monate am Stück geschlossen bleiben, nach Auffassung der Verbände eine weitaus schlimmere Situation als zu Beginn der Pandemie, als der Handel Ende März 2020 für sieben Wochen seine Türen schloss. Der letzte Lockdown dauerte aber mehr als doppelt so lange und betraf das gesamte erste Quartal. Das lässt sich an der Bilanz für alle drei Verbände im Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz ablesen.

Bei den Heimtextilien ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals um knapp ein Viertel zurückgegangen. Davon am stärksten betroffen sind die textilen Bodenbeläge, bei denen das Minus fast 40 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2020 beträgt. Vergleichsweise am besten schließen die Möbelstoffe ab: Hier ist der Umsatzrückgang mit -8,6% gerade noch einstellig und es kann sogar ein kleines Plus bei der abgesetzten Menge verbucht werden.

Vergleichbar sind die Umsatzrückgänge bei den Matratzen, auch hier betragen sie rund ein Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum, bei gleichzeitig rund einem Fünftel weniger abgesetzten Stückzahlen. Am stärksten betroffen sind Taschenfederkerne und Unterfederungen. Kleine Lichtblicke sind dagegen Latexmatratzen und sonstige Matratzen, beide schließen das erste Quartal 2021 mit einem deutlichen zweistelligen Plus bei Umsatz und Absatz ab, wobei der Effekt mit Blick auf den geringen Anteil am Gesamtmarkt überschaubar bleibt. Bei den Matratzen kommt bekannterweise neben dem Lockdown noch die katastrophale Versorgungslage bei einigen Rohmaterialien wie Schäumen und Stahlfedern erschwerend hinzu (lesen Sie hierzu auch das ausführliche Interview mit Thomas Bußkamp im neuen MÖBELMARKT Sleep in der Juni-Ausgabe des MÖBELKMARKT). Der Mangel an diesen Materialien verhinderte höhere Umsätze, die Preissteigerungen bei den Rohstoffen über die vergangenen neun Monate dagegen führten dazu, dass bei vielen Unternehmen der Branche die getätigten Umsätze kaum noch kostendeckend waren, wie Thomas Bußkamp ausführte. Das Verständnis im Handel für die aktuell besonders schwierige Situation sei dagegen sehr gering, so Bußkamp, der auch CEO des Matratzenherstellers EuroComfort Group ist.

Einzig die Mitglieder des ViS konnten im ersten Quartal einen Umsatzzuwachs von 3,3% verzeichnen. Einen großen Unterschied gab es hier zwischen dem DIY-Bereich, der fast die Hälfte seines Umsatzes verlor, und der Maßkonfektion, die um 5,1% zulegte. Wegen des geringen Anteils des DIY-Bereiches am Gesamtumsatz der Verbandsmitglieder blieben die Vorzeichen insgesamt aber positiv.

Kreislaufwirtschaft bleibt zentrales Thema

Die Kreislaufwirtschaft und damit das Recycling von Matratzen und anderen Textilien bleibt derweil das Topthema der Branche und steht auch bei den Verbänden des Kompetenzzentrums ganz oben auf der Prioritätenliste. Hierzu hat die Verbändegemeinschaft jetzt sogar eine eigene Website gelauncht, www.kreislaufwirtschaft.eu. Damit wolle man den Turbo zünden bei der Gestaltung des Wandels hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Dazu gehört für Thomas Bußkamp auch, dass das Recycling soweit optimiert wird, dass aus einer alten Matratze wieder neue Matratzen werden könnten und nicht wie aktuell vor allem Hartschäume, die beispielsweise als Dämmmaterial in der Bauindustrie zum Einsatz kommen – dass also ein wirklicher Kreislauf gleichwertiger PRodukte entsteht. Wichtig sei jetzt, so Auerbach, neben dem sichtbar machen der eigenen Aktivitäten nach Außen auch die Vernetzung mit den verschiedenen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette. Zu den Projekten und Netzwerken, in denen das Kompetenz-Zentrum mitwirkt, sind ganz aktuell der DIN-Arbeitsausschuss zu zirkulären Textilien sowie der Innovationsraum BIOTEXFUTURE hinzugekommen. In dem fünfjährigen Forschungsprogramm werden Projekte initiiert, gefördert und durchgeführt, die den Übergang der Textilindustrie von fossilen hin zu biobasierten Rohstoffen ermöglichen.


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