Konjunktur
BVDM optimistisch: 2016 positiv wie 2015

„2015 war ein sehr erfolgreiches Jahr für den Möbelhandel“: Das Jahres-resümee von BVDM-Hauptgeschäftsführer Thomas Grothkopp fällt äußerst positiv aus. Erwartungen des Bundesverbandes des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels für das laufende Jahr: Die 32 Mrd.-Euro-Marke wird erneut überschritten, nachdem der Handel 2015 seinen Umsatz um 4,2% steigern und insgesamt 32,6 Mrd. Euro Brutto-Umsatz erzielen konnte.

Küchenmöbel sind mit 28% Umsatzanteil das stärkste Segment, gefolgt von Polstermöbeln  mit 18% sowie  Schlaf- und Wohnzimmermöbeln mit jeweils 12%. Insgesamt profitiere die Branche von sinkenden Arbeitslosenzahlen, einer niedrigen Inflationsquote, einem extrem niedrigen Zinsniveau und von immer günstigeren Energiepreisen. Grothkopps Prognose: „Den privaten Haushalten bleibt mehr von ihrem Einkommen für andere Verwendungszwecke. Dies wird die Konsumstimmung zusätzlich stimulieren.“

Online wächst

In der Branche macht Grothkopp folgende Entwicklung aus: „Die Marktführer wachsen – der Mittelstand behauptet sich.“ Wegen dieses vielseitigen Angebots könne der Verbraucher frei wählen, wo er sich am besten beraten und bedient fühlt. Dank starker Einkaufsverbände, zu denen zwischen 80% und 90% aller Handelsbetriebe mit mehr als  60% Anteil am Branchenumsatz gehören, könnten in dieser Branche auch kleinere und mittlere Unternehmen erfolgreich arbeiten. Nur ein Viertel des Umsatzes mache der SB-Bereich aus, inklusive des Anteils der branchenfremden Vertriebswege: „Discount-Verhältnisse sind bei Möbeln nicht vorstellbar.“ 

Aber, konstatiert Grothklopp: „Auch die Konzentration im Handel entwickelt sich weiter.“ Die Top-Ten im deutschen  Möbelhandel haben 2015 über 16 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet – über 50% des  Branchenumsatzes! Befeuert werde das Wachstum im
Wesentlichen durch die Übernahme bestehender Unternehmen. Der Flächenzuwachs habe sich aber im vergangenen Jahr etwas abgeschwächt. Die gesamte Verkaufsfläche beträgt derzeit rund 23 Mio. qm. Davon wird ein Viertel von rund 165 Häusern mit jeweils mehr als 25.000 qm betrieben.
Auch der Online-Handel wächst weiter: Rund 2 Mrd. Euro brutto, gut 6% des Gesamtumsatzes, wurden 2015 im
Internet umgesetzt. Auch der statio-näre Handel setze zunehmend auf diesen komplementären Vertriebskanal. Grothkopps Forderung: „Der traditionelle Handel muss sich den Herausforderungen des Online-Handels stellen und somit seine Kernkompetenzen – Beratung, individuelle Planung, fachgerechte Lieferung und Montage – mit den Tools des Onlinehandels verbinden.“

Küchenfachhandel als Branchen-Gewinner

Küchenmöbel sind mit 28% Umsatzanteil das stärkste Segment der Sortimentsbereiche, gefolgt von Polstermöbeln mit 18 sowie Schlaf- und Wohnzimmermöbeln mit jeweils 12%. Neben den großen Wohnkaufhäusern zählen auch die spezialisierten Fachgeschäfte zu den Gewinnern der Branche, erläutert Grothkopp: „Im Küchenhandel werden über 40 Prozent des Küchenabsatzes von Küchenspezialhäusern und Küchenfachmärkten erwirtschaftet, in keinem anderen Sortimentsbereich ist dies so stark ausgeprägt.“

Bürokratie: ein Hemmschuh für den Mittelstand

Bei aller Euphorie erinnert Grothkopp: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden schwieriger.“ Sie tragen überwiegend den Brüsseler Stempel: „Eine Vielzahl an Bestimmungen wurde in den vergangenen Jahren verschärft oder neu geschaffen.“ Exemplarisch erwähnt der Verbandschef die Novelle  des  Elektro - und Elektronikgeräte-Gesetzes (ElektroG), das dem Handel „eine Reihe von Dokumentations- und Nachweispflichten aufbürdet“ und zu „kuriosen Auswüchsen der Bürokratie“ führe, etwa in Recycling-Fragen. Insgesamt fordert der BVDM von der Brüsseler und besonders von der Ber-liner Politik: „Mehr Augenmaß für die Interessen und die Belastbarkeit des mittelständischen Möbel- und Küchenhandels“.

Als eine der größten Herausforderungen der Branche macht Grothkopp die Logistik aus: Die Industrie-, Handels- und Speditionsverbände haben daher das Projekt „ZIMLog“ (Zukunftsinitiative  Möbellogistik) ins Leben gerufen, um Lösungsansätze zu entwickeln.

Zur Möbel-, Küchen- und Einrichtungsbranche im engeren Sinn zählt das statistische Bundesamt runde 9.000 Unternehmen. Dies entspricht ebenso wie die Zahl der Beschäftigten im Einrichtungshandel mit 100.000 dem Vorjahresniveau. Im gesamten deutschen Einzelhandel, in dem rund 2,7 Millionen Menschen beschäftigt sind – davon 1,4 Millionen in Vollzeit –, stehen derzeit 110.000 junge Leute in einem Ausbildungsverhältnis. 

Durch Flüchtlinge: mittelfristig steigende Nachfrage

Der Optimismus der Verbands fußt vor allem auf langfristigen Trends, die sich positiv auf die Branche auswirken: Von Januar bis  September 2015 wurde in Deutschland der Bau von 222.800 Wohnungen genehmigt – 4,8% mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Haushalte ist in den letzten 25 Jahren um 4,7 Mio. auf 40 Mio. gestiegen.

Schwer einzuschätzen seien die Auswirkungen durch Zuzug neuer Bürger aus den Krisenregionen der Welt auf die Branche. Nur vereinzelt gab es im vergangenen Jahr Engpässe bei einfachen Möbeln und Matratzen für Flüchtlingsunterkünfte. Mittelfristig rechnet der BVDM mit einer steigenden Nachfrage, sobald die neuen Bürger eigene Wohnungen bekommen können und über ihr erstes eigenes Einkommen verfügen.

Grothkopp fasst zusammen: „Deutschland gilt zu Recht als Paradies für Möbelkäufer. Sie bekommen erstklassige Ware zu besten Preisen in kundenfreundlichem Ambiente mit Erlebnischarakter und werden von gut ausgebildeten Mitarbeitern beraten. Innerhalb des europäischen Möbelhandels nimmt der deutsche Möbelhandel eine vorbildliche Rolle ein und spielt in der Champions League ganz vorne mit.“ stw

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