Matratzen-Industrie
Fachverband treibt mit EPR-System die Kreislaufwirtschaft voran
Mit einem Positionspapier zur Erweiterten Herstellerverantwortung für Matratzen sowie der Gründung einer Betreiber-Organisation treibt der Fachverband der Matratzenindustrie das Thema Kreislaufwirtschaft voran. Der Verband versteht dies als Blaupause für Politik und Akteure der Wertschöpfungskette.
Pro Jahr entsorgen deutsche Haushalte rund 6,2 Millionen alter Matratzen. Bei einem Durchschnittsgewicht von 15 Kilogramm je Matratze sind das knapp 100.000 Tonnen. Damit beträgt der Gewichtsanteil entsorgter Matratzen im Verhältnis zum Verpackungsmüll nicht einmal 1%. Dennoch: In den knapp 100.000 (konkret 93.000) Tonnen Alt-Matratzen stecken viele Wertstoffe, die in Deutschland bis heute zu 95% Prozent verbrannt werden und verloren gehen.
Der Fachverband Matratzen-Industrie mit Sitz in Wuppertal will dies mit einem Positionspapier zur Erweiterten Herstellerverantwortung für Matratzen (EPR) ändern. Ein EPR-System regelt die Verantwortung der Hersteller für ihre Produkte. Das schließt auch ein, was nach der Nutzungsphase beispielsweise mit Matratzen passiert, also Sammlung, Zerlegung, Recycling etc. Mit seinem Entwurf steckt der Matratzenverband den rechtlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Rahmen für ein deutsches EPR-System für Matratzen ab und benennt 15 zentrale Eckpunkte für dessen Ausgestaltung. Und dabei macht der Verband nicht nur Vorschläge. „Öffentlich geförderte Stuhlkreise haben wir genug, jetzt müssen wir ins Tun kommen,“ so bringt es Martin Auerbach, Geschäftsführer des Matratzenverbands, auf den Punkt. „Mit der Gründung einer Betreiber-Organisation für die Erweiterte Herstellerverantwortung gehen wir in Vorleistung und formulieren dabei auch klare Forderungen an die Politik.“
Denn der Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) von Juni 2024 enthalte außer Absichtserklärungen zur Umsetzung der EPR nicht viel Hilfreiches. Vielmehr werde auf die Führungsverantwortung der EU verwiesen. Die deutsche Wirtschaft brauche aber das klare Bekenntnis zu einer nationalen Regelung, so der Matratzenverband. Deshalb unterstützt er den Vorstoß von Hessens Landwirtschafts- und Umweltminister Ingmar Jung (CDU). Auf dessen Initiative hin fasste die letzte Umweltministerkonferenz mehrere Beschlüsse: So soll der Bund aufgefordert werden, sich bei der Novelle der europäischen Abfallrahmenrichtlinie für eine erweiterte Herstellerverantwortung für Matratzen einzusetzen. Außerdem soll der Bund eine nationale Getrenntsammlungspflicht – wie es sie in Frankreich, Belgien und den Niederlanden schon gibt – prüfen.
Dies seien wichtige Signale. Dringend gebraucht werden aus Sicht des Verbandes außerdem konkrete Rechtsverordnungen und daraus resultierende Maßnahmen zur praktischen Umsetzung. Ohne die werde es nicht gelingen, möglichst zeitnah echtes Recycling von Matratzen in Deutschland in die Tat umzusetzen, Kreisläufe zu schließen und endliche Ressourcen zu schonen.