Messen und das Virus – ein Kommentar von „Max“ Merkel
Zu einem Leben mit Covid-19 gibt es vorerst keine Alternative

Derzeit steht die Branche vor einem Messeherbst, in dessen Vorfeld vor allem die Fragezeichen dominieren. Welche Messen finden überhaupt statt? Welche Aussteller werden sich wo präsentieren? Wie wird der Handel die entsprechenden Angebote annehmen? Wird die Angst vor dem Corionavirus die Besucherfrequenz dramatisch nach unten drücken oder vertraut man auf die ausgeklügelten Sicherheits- und Hygienekonzepte der Veranstalter? Fragen über Fragen, und die Halbwertszeit der Antworten nimmt ständig ab. Was gestern noch galt, ist heute schon überholt und muss morgen bereits einer neuen Bewertung unterzogen werden.

Einige Entscheidungen sind dennoch festgezurrt worden. Die Koelnmesse wird bis Ende Oktober keine eigenen Veranstaltungen durchführen. M.O.W. sowie einige Events in OWL werden wohl stattfinden, auch wenn dies teilweise eventuell in ausgedünnter Form passieren wird, die Hausmesse Süd und die Hausmessen Oberfranken öffnen ihre Pforten – letztere mit leicht modifiziertem Format.

Und im Ausland, vor allem in Fernost, setzt man vermehrt auf virtuelle Messen, um so die wichtigen Kunden aus Amerika und Europa zu erreichen, die allein schon auf Grund von Reisebeschränkungen auf Messen in Übersee verzichten müssen.
Auf Dauer werden weder Messeabsagen noch digitale Messen eine Lösung sein. Gerade im Einrichtungsbereich zählt die „Touch and Feel“-Erfahrung. Und wie in allen Branchen sind persönliche Kontakte unersetzlich, wenn es um den Aufbau und um die Festigung langfristiger Geschäftsbeziehungen geht.

Das Coronavirus ist noch jung, aber seine Lebenserwartung ist hoch. Will heißen, dass wir noch lange damit leben müssen. Wir werden diese widerlichen kleinen Biester wohl auch mittelfristig nicht loswerden. Dies gilt es zu akzeptieren. Solange weder Impfstoff noch nachweisbar wirksame Medikamente vorhanden sind, werden wir mit einem gewissen Risiko leben müssen. Und dennoch müssen wir ein Stück weit Normalität einkehren lassen.

In vielen anderen Bereichen haben wir uns mit bestimmten Rest-Risiken arrangiert. Jedes Jahr zählen wir tausende Verkehrstote. Doch niemand käme auf die Idee, deswegen den Verkehr lahmzulegen. Dafür ist es – zumindest für die überwiegende Mehrheit – selbstverständlich, dass wir bestimmte Regeln befolgen, um uns und andere zu schützen. Die Vorfahrtsregel rechts vor links ist uns in Fleisch und Blut übergegangen, bei Fahrtantritt legen wir schon automatisch den Sicherheitsgurt an und auf dem Motorrad setzen wir uns einen Helm auf, ohne dabei die Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte zu beklagen.

Auch die Gefährlichkeit von Covid-19 lässt sich durch die Einhaltung bestimmter Regeln und Verhaltensmuster eindämmen. Die vergangenen Wochen und Monate haben dies anschaulich unter Beweis gestellt. Genauso wie das Gegenteil. Durch den Verzicht auf Abstandsregeln und Mundschutz tun sich unkalkulierbare Gefahrenquellen auf.

Der Herbst 2020 wird noch von Unsicherheit geprägt sein. Das ist auch nachvollziehbar, denn an ein unverkrampftes Leben mit Corona müssen wir uns erst noch gewöhnen. Jede Entscheidung, die von Vorsicht geprägt ist, muss akzeptiert werden. Es geht schließlich um Menschenleben. Vor diesem Hintergrund ist der jüngste Beschluss der Kölner Messemacher zum jetzigen Zeitpunkt vernünftig und lobenswert. Die Koelnmesse hat bewiesen, dass sie die Sorgen der Aussteller, Besucher, aber auch der Mitarbeiter ernst nimmt, aber auch dass sie langfristig an die Weiterentwicklung ihrer stark international ausgerichteten Messeformate denkt. „Stell dir vor, es ist Messe, und keiner geht hin“, das wäre die denkbar ungünstigte Botschaft für die Folgeveranstaltungen in den kommenden Jahren gewesen.

Apropos Zukunft: Bereits im Januar stehen in Deutschland mit der Heimtextil, der imm cologne und der Domotex internationale Messen mit globaler Strahlkraft an. Bleibt zu hoffen, dass wir bis dahin gelernt haben, mit Corona zu leben und die neue Normalität zu akzeptieren. Und zur Normalität gehören für uns Möbler nun mal auch Messen. Die großen Messegesellschaften haben an durchdachten Sicherheits- und Hygienekonzepten getüftelt, die ein hohes Maß an Sicherheit versprechen. An uns allen liegt es, diese auch einzuhalten.
Ein spannender herausfordernder Herbst liegt vor uns. Nutzen wir diese Zeit, uns mit der neuen Situation „anzufreunden“. Allerspätestens zum Jahresende hin sollten wir wieder Lust dazu haben, ins Auto einzusteigen, den Sicherheitsgurt anzulegen und Gas zu geben.


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