Mittelstandsverbund ZGV
Kooperationen trotzen Konjunktureintrübung

Die deutsche Wirtschaft ist verhalten in das Jahr 2019 gestartet. Ein von Unwägbarkeiten geprägtes außenwirtschaftliches Umfeld hat die Konjunktur ins Schwanken gebracht. Dennoch hält der kooperierende Mittelstand Kurs in diesem unruhigen Fahrwasser, wie die Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes ZGV belegt. Auch das Thema Datennutzung treibt die Verbundgruppen um.

So bewerten knapp 70% der Kooperationen die wirtschaftliche Lage im ersten Quartal 2019 als gut. Für knapp 27% stellt sich die Entwicklung befriedigend dar. Hingegen bewerten lediglich 1,4% der Verbundgruppenzentralen ihre derzeitige Lage als schlecht. Auch der Ausblick für das weitere Jahr 2019 hellt sich weiter auf, wenngleich sich die Umsätze zu Beginn des Jahres zunächst tendenziell stabil als steigend zeigten. Knapp 45% der Verbundgruppen – und damit knapp 7% mehr als im Vorquartal – rechnen in naher Zukunft mit wachsenden Umsätzen. Gleichzeitig planen knapp 19% der Verbünde – ein Plus von über 5% im Vergleich zum Beginn des Jahres – mit einer rückläufigen Entwicklung.

Investitionsbereitschaft bleibt stabil

Haben im 1. Quartal des Jahres knapp 38% und damit 7% mehr als im Schlussquartal 2018 stärker investiert, ist der Ausblick für das weitere Jahr etwas verhaltener. So wollen knapp 45% der Kooperationen noch kräftiger investieren – etwas mehr als 43% der Unternehmen bewegen sich auf konstantem Investitionsniveau.

Ein ähnliches Bild in Sachen Personal: Stieg die Mitarbeiterzahl im 1. Quartal 2019 bei über 28% der Kooperationen an, was einem Plus von über 8% im Vergleich zum Schlussquartal 2018 entspricht, verbleibt die Beschäftigtenzahl voraussichtlich für das weitere Jahr bei knapp 57% der Verbünde auf gleichem Level.

Auch der Blick gen Anschlusshäuser zeigt, das sich die Mitarbeiterzahl zwar weiter moderat entwickelt – immerhin stellen über 13% der Unternehmen neues Personal ein – allerdings kalkulieren gleichzeitig knapp 10% der Verbundgruppen-Mitglieder mit weniger Personal.

Data-Sharing im Verbund – DSGVO hemmt Potentiale

Der Wert von Daten ist in den letzten Jahren immens gewachsen. Anzeichen für ein Nachlassen des Datenwachstums gibt es nicht – ganz im Gegenteil. Doch nicht nur auf die Datenverfügbarkeit kommt es an, sondern ebenso auf den richtigen Umgang mit den Daten. Denn dieser ist heute ein wesentlicher Faktor, um eine noch persönlichere Kundenerfahrung zu ermöglichen.

Laut jüngsten Untersuchungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn sammeln zwar immer mehr kleine und mittlere Unternehmen Kundendaten, jedoch erzielt lediglich ein Bruchteil hieraus wirtschaftlichen Profit. Es gibt wenige Konzepte, wie die Daten für den Vertrieb, das laufende Geschäft oder für digitale Geschäftsmodelle genutzt werden könnten.

Anders im kooperierenden Mittelstand, denn das Defizit lässt sich innerhalb von Verbundgruppen besser kompensieren, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes zeigte. Knapp 57% der Verbünde gehen davon aus, Daten gemeinsam im Verbund besser auswerten und nutzen zu können als dies kleinen und mittleren nicht-kooperierenden Unternehmen möglich ist.  Die Ausarbeitung eines Konzepts zur Stärkung des Wettbewerbs durch Zugang zu Daten gerade in genossenschaftlichen oder sonst förderwirtschaftlichen Verbundgruppen ist deshalb Thema einer Studie, welche der Mittelstandsverbund ZGV beziehungsweise die ServiCon Service & Consult eG im Februar 2019 bei Prof. Dr. Nikolas Guggenberger von der Universität Münster sowie Dr. Vera Demary, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., in Auftrag gegeben haben. Ziel ist, ein Papier zu erstellen, das die Möglichkeiten und Vorteile einer gemeinschaftlichen Datennutzung gerade auf den verschiedenen Plattformen für Konsumgüterhandel analysiert und dabei den genossenschaftlichen Ansatz näher bewertet.

Allerdings werden Potential und Motivation durch neue Regelungen in Sachen Datenschutz gehemmt. Denn obwohl sich gerade der kooperierende Mittelstand nach besten Kräften um eine entsprechende Einhaltung der sehr komplexen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bemüht, bestehen in der Praxis nach wie vor erhebliche Rechtsunsicherheiten sowie Sorge vor insbesondere wettbewerbsrechtlichen Abmahnungen von Verstößen gegen die europäische Verordnung.  

Statt sich mit Innovation, Digitalisierung und neuen Geschäftsmodellen zu befassen, steht die Ressourcen-verbrauchende Einhaltung des überaus bürokratischen Regelungswerkes im Fokus. Das spiegelt auch die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes wider, denn die Einführung der DSGVO hat bei knapp 68% und damit bei über zwei Drittel der Verbundgruppen einen veränderten Umgang mit Kundendaten hervorgerufen.

„In seiner jetzigen Form ist das Gesetz nicht praxistauglich. Die Verordnung muss grundlegend angepasst werden, um den Anforderungen des Mittelstands gerecht zu werden und diesen nicht zu benachteiligen. Statt drakonische Strafen für kleinste Verstöße zu verhängen, sollte der Gesetzgeber den Unternehmen vielmehr bei der aufwändigen Umsetzung eine Brücke bauen“, fordert auch Günter Althaus, Präsident des Mittelstandsverbundes.  

Der Mittelstandsverbund werde sich weiterhin vehement dafür einsetzen, dass die DSGVO sowie deren Auswirkungen für den Mittelstand nicht zu einem Wettbewerbsnachteil werden.


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