Neue Programme
Von der Haut zum edlen Leder

Lederfabrik Gmelich + Söhne baut das Lager­programm „Ascot“ weiter aus

Am Anfang war das Rind … Doch bis aus dem Naturprodukt – der Rinderhaut – ein hochwertiges Leder entsteht, ist es ein langer Weg. Hightech und Handwerk gehen bei dem Traditions-unternehmen Gmelich Leder + Söhne in Großbottwar Hand in Hand. Auf der einen Seite computergesteuerte Maschinen, auf der anderen Seite die Mitarbeiter, die mit ihrem fundierten Know-how, mit viel Gefühl und Erfahrung die Rohware in rund 30 Produktionsschritten zu edlen Ledern verarbeiten. 

Leder „made in Großbottwar“ findet sich heute auf Sofas, Sesseln und Bürostühlen sowie in Zügen, Flugzeugen, Schiffen und Autos. So ist das Lenkrad eines Lamborghini mit feinstem Gmelich-Leder ummantelt und die Wartelounges der Pariser Flughäfen sind mit robustem Leder aus der Großbottwarer Lederfabrik ausgestattet.

Im Polstermöbelbereich gehört Gmelich laut Geschäftsführer Volker Nagel zu den zwei größten Zulieferern im Land. In Deutschland gibt es nur noch eine Handvoll Gerbereien, die vollstufig – von der rohen Haut bis zum fertigen Leder – arbeiten. Zudem ist Gmelich der einzige Lederproduzent, der sich in erster Linie auf den Polstermöbelmarkt konzentriert. Premiummarken wie die Polstermöbelhersteller Cor, Rolf Benz, Vitra, Walter Knoll, Wittmann oder die Büromöbelhersteller Brunner, Interstuhl und Sedus Stoll gehören zu den Kunden von Gmelich Leder. 

Lagerprogramm „Ascot“

Mit der Erweiterung seines Lagerprogramms „Ascot Premium Collection“ ist der Lederspezialist in der Lage, innerhalb von zwei Tagen – und „wenn’s brennt“ auch schon innerhalb von 24 Stunden – zu liefern. Das Lagerprogramm wurde unter Geschäftsführer Volker Nagel konsequent ausgebaut und bietet ein multifunktionales, robustes und strapazierfähiges Leder. Das vollnarbige Semianilin-Leder ist derzeit in 111 Farben vorrätig, und diese Farbvielfalt soll noch erweitert werden. 

Bereits ab einer Bestellmenge von einer Haut wird aus dem „Ascot“-Programm geliefert. Auf Kundenwunsch können Sonderfarben individuell gefertigt werden, und zwar ab einer Bestellmenge von mindestens 50 Haut. Insgesamt befinden sich 28.000 fertige Leder im Lager. Die 135 Mitarbeiter von Gmelich Leder produzieren derzeit pro Tag rund 700 Häute. „Das ist mehr als ein halbes Fußballfeld an Leder“, macht Volker Nagel die Dimensionen deutlich.

Gmelich + Söhne blickt auf eine fast hundertjährige Tradition zurück. Aus dem 1923 von Otto Gmelich gegründeten Handwerksbetrieb ist längst ein international agierendes Unternehmen geworden. Zu 50% produziert der Lederhersteller für den deutschen Markt, die andere Hälfte geht in europäische Länder, in die USA, nach Kanada, China und Australien sowie in den Mittleren Osten.

Partner der Möbelindustrie

Die Kundschaft stammt zu drei Viertel aus dem Möbelbereich. So stellt Gmelich hauptsächlich Leder für Polstermöbel und Büromöbel her. Dabei konzentriert man sich stets auf das obere Qualitätssegment. Und in diesem Marktbereich hat Gmelich Leder seine feste Position inne. „Wir sind heute ein Top-Lieferant der Polstermöbelindustrie“, wie Volker Nagel hervorhebt. „Bester Service und beste Qualität sind unser Anspruch, Individualität, Flexibilität und Zuverlässigkeit die Kriterien unserer Arbeit. Wichtig sind uns langjährige Partnerschaften mit unseren Kunden – und das leben wir.“

Partner sind neben der Industrie auch mittelständische Gewerbe sowie Ledergroßhändler. Immer weniger Möbelhersteller legen sich selbst große Leder-lager an, um nicht unnötig Kapital zu binden. Deshalb hat sich im Polstermöbelledergeschäft ein Händlermarkt entwickelt. Mit den Händlern arbeitet Gmelich auch im Export zusammen und vertreibt über diese Kontakte seine Leder weltweit an renommierte Möbelhersteller. 

Volker Nagel kam 1999 zu Gmelich und hat sich erst um den Vertrieb gekümmert, bevor er  im Jahr 2004 die Geschäftsführung übernahm. Damals lag der Jahresumsatz noch bei 10 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz in Höhe von 26 Mio. Euro erzielt. Maßgeblich beteiligt an den Umsatzsteigerungen ist nicht zuletzt das immer weiter ausgebaute Lagerprogramm, da der Markt immer mehr Artikel und Farben erwartet. 

In den nächsten Jahren soll der Firmensitz im Industriegebiet von Großbottwar modernisiert und weiter ausgebaut werden. Insgesamt sechs Mio. Euro an Investitionen hat Geschäftsführer Nagel dafür eingeplant. Insbesondere soll die Lagerfläche von derzeit 2.500 qm auf rund 4.000 qm erweitert werden. 

Nachhaltigkeit im Fokus

Gmelich Leder sieht sich als „Green Company“, die in allen Schritten auf eine besonders umweltschonende Produktion achtet. Das beginnt schon bei der Beschaffung der Rohware, die von Schlachthöfen aus der Umgebung stammt. Die tierischen Häute werden zu fast 100% verwertet: Die obere Schicht – das sogenannte „Narbenleder“ – wird zu hochwertigen Lederqualitäten verarbeitet, die darunterliegende Schicht – das „Spaltleder“ – zu Gürteln oder Schuhen. 

Die fast ausschließliche Verwendung von Frischware minimiert den Salzeintrag ins Abwasser. Zur Färbung werden hochwertige Farbstoffe und für die Appretur lösemittelfreie Zurichtsysteme eingesetzt. Ein landwirtschaftlicher Betrieb in unmittelbarer Nähe erzeugt u. a. aus den bei Gmelich anfallenden Abfallprodukten wie Hautresten Strom in einer Biogasanlage. Über die entstehende Abwärme wird Gmelich über eine Pipeline kontinuierlich mit heißem Wasser versorgt, so dass der Lederproduzent jährlich 150.000 Liter Heizöl einsparen kann.

„Zur Gerbung setzen wir hochwertige Mineralgerbsalze ein, was nach heutigem Stand der Technik zu einer der ökologischsten Gerbarten zählt“, so  Volker Nagel. Daneben hat der Lederspezialist auch mit Olivenblättern gegerbte Bio-Leder im Produktportfolio. Alle Gmelich-Leder sind mit dem „Blauen Engel“ zertifiziert.

Das Konzept von Gmelich Leder, sich über Qualität, Flexibilität und Individualität am Markt zu behaupten, geht offensichtlich auf. „Inzwischen kommt es immer häufiger vor, dass wir selbst keine Akquise mehr betreiben müssen, sondern von potenziellen Auftraggebern angerufen werden“, freut sich Volker Nagel. „Unser Name hat sich in den verschiedenen Branchen herumgesprochen. Wir haben da eine Nische erfolgreich besetzt.“ Michaela Höber

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