Neues Museum Nürnberg
Bau(Spiel)Haus: Fokus auf die spielerische Kreativität

Das Neue Museum Nürnberg feiert 2019 wie ganz Deutschland die Gründung des Bauhaus in Weimar, das so sehr das Bild unserer Welt verändert hat. Was verbindet das Bauhaus-Jubiläum mit Künstlicher Intelligenz? Was haben die Arbeitswelten des Silicon Valley mit den experimentell-gestalterischen Ansätzen des Bauhaus zu tun? Warum konnte diese legendäre Gestaltungsschule bis heute so stilprägend werden und die Bauhaus-Lehre sich weltweit durchsetzen?

Das Spiel hat bis heute großen Einfluss auf das kreative Arbeiten. Die Bauhaus-Meister erkannten in der experimentellen Auseinandersetzung mit dem Material ein zentrales Moment. Besonders in den Anfangsjahren pflegte man am Bauhaus bewusst das Spiel (im weitesten Sinne) mit aller Lust und Ernsthaftigkeit als Grundlage für jede Art von Gestaltung. Die vielen Feste wurden zum heiteren Zeremoniell, die Bühne zum Labor ungebremster Fantasie mit geistigem und sozialen Klebstoff. Das Potenzial des Spiels im kreativen Prozess kann bis in die Gegenwart hinein verfolgt werden. In den Arbeitswelten der New Economy ist das Spiel zum Kreativitäts- und dadurch Produktivitätsmotor geworden und seine Rolle für die Zukunft ist ausschlaggebend.

Die Ausstellung Bau(Spiel)Haus (noch bis zum 16. Juni 2019) verfolgt die Bauhaus-spezifische und bis heute bewährte Einbindung von Spielkonzepten und Spielräumen in die gestalterische Entwicklung anhand thematischer Cluster. Der narrative Faden macht nicht nur historische Spielkonzepte, sondern auch deren vielschichtige Auswirkungen bis hinein in virtuelle Sphären greifbar. Konzeptuelle Gegenüberstellungen und visuelle Analogien sind gewollt: Die Puppenstube von Ludwig Hirschfeld-Mack trifft auf ein aus farbigem Plexiglas gestaltetes Puppenhaus der Künstlerin Laurie Simmons (mit Peter Wheelwright). Alma Siedhoff-Buschers Wurfpuppen setzen sich mit einer Nerf Gun auseinander, ihr berühmtes Spielzimmer für das Musterhaus Am Horn mit Basketballcourts auf den Büroetagen im Silicon Valley. Maria Montessoris Sprachkasten mit verschiedenfarbigen Elementen trifft auf bunte Post-its.

Parallel dazu sind zum Bauhaus zeitgleiche Entwicklungen wie etwa Bruno Tauts Glasspiel Dandanah oder Hermann Finsterlins modularer Baukasten namens Stilspiel vertreten. Auch das prominente Erbe der Hochschule für Gestaltung in Ulm darf nicht fehlen – historische Entwicklungen mit prägenden Elementen werden durchdekliniert: Der Itten-Hocker, als einfacher Holzkubus mit Schlitz, trifft auf den Ulmer Hocker, dieser wiederum auf Hans Gugelots modulares Spielmöbel-System und Van Bo Le-Mentzels Hartz-IV-Möbel, seinen sogenannten Berliner Hocker.

Die Ausstellung Bau(Spiel)Haus folgt dem dialogischen Prinzip der Kuratoren Thomas Hensel und Robert Eikmeyer. Es ist ein fließendes Miteinander von klassischen Exponaten und neueren Beiträgen mit einer Resonanz zeitgenössischer künstlerischer Beiträge auf Einladung. Liam Gillick hat das Ausstellungsdisplay entworfen, eine Reminiszenz an das Baukastenprinzip und Josef Albers experimentelle Papierfaltungen.


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