Project44
Angriffe beeinträchtigen globale Lieferketten

Karte der vom Konflikt im Roten Meer betroffenen Containerschiffe, Stand 03.01.2024. Quelle: Project44

Die Houthi-Angriffe beeinträchtigen die globalen Lieferketten: Bisher wurden 181 Schiffe umgeleitet. 27 Schiffe befinden sich weiterhin auf dem Kanal. Die ETA-Analyse von Project44 zeigt, dass sich die Transitzeiten der betroffenen Schiffe um 7-20 Tage verlängern. Die Anzahl der Schiffe, die den Kanal passieren, ist seit Beginn der Angriffe um über 59%gesunken. Project44, die nach eigenen Angaben weltweit führende Plattform für Verlader und Logistikdienstleister, hat die Lage hier zusammengefasst.

Jemenitische Gruppe Houthi attackiert Containerschiffe

Die Houthi-Rebellen im Jemen greifen Container-Schiffe in der Straße von Bab al-Mandeb mit Raketen und Drohnen an. Bislang wurden das Hapag-Lloyd-Schiff Al-Jasrah, das MSC-Schiff MSC Palatium III, die M/V Swan Atlantic, die MSC United VIII und die Maersk Hangzhou von Inventor Chemical Tankers getroffen.

Der jüngste Angriff fand am 31. Dezember 2023 statt. Am 14. Dezember entging das Maersk-Schiff Gibraltar nur knapp einem Raketenangriff. Die große Reedereien Hapag-Lloyd, MSC, Evergreen und CMA CGM haben ihren Betrieb im Roten Meer vorübergehend unterbrochen. Maersk nahm den Schiffsverkehr durch das Rote Meer wieder auf, hat aber nach dem jüngsten Angriff auf eines seiner Schiffe eine erneute Unterbrechung des Betriebs angekündigt. Auch das Mineralöl- und Energie-Unternehmen BP hat seine Aktivitäten im Roten Meer eingestellt.

Am 18. Dezember initiierte eine Koalition aus den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und den Seychellen unter dem Namen "Operation Prosperity Guardian" eine Operation, die sich auf das Gebiet rund um das Rote Meer konzentriert. Ziel dieser Koalition ist es, die Risiken für Handelsschiffe zu minimieren, Angriffe zu verhindern und den Welthandel zu schützen. Die Kampagne wird von einigen weiteren Ländern unterstützt. In Reaktion auf den Hilferuf der Maersk Hangzhou wurden drei Schiffe der Houthi von den USA versenkt. Unmittelbar darauf entsandte der Iran ein Kriegsschiff in die Region. Die Angriffe setzen sich fort, und die Entsendung des Kriegsschiffs eines Houthi-Verbündeten birgt die Gefahr einer weiteren Verschärfung der Situation.

Konflikt beeinträchtigt Schiffsverkehr

Die Schiffe in diesem Gebiet stehen vor der Entscheidung, das gesteigerte Risiko in Kauf zu nehmen, Afrika zu umfahren, oder vor Anker zu gehen und auf eine sichere Durchfahrt zu warten.

Mit Stand von Anfang Januar 2024 schätzt Project44 die Zahl der Schiffe, die Afrika umfahren, auf insgesamt 181. Die KI-gestützten ETAs von Project44 haben ergeben, dass sich die Transitzeit für die meisten umfahrenden Schiffe um 7 bis 20 Tage verlängern wird. Einige der umgeleiteten Schiffe haben ihre Geschwindigkeit erhöht, um die dadurch entstehenden Verzögerungen zu minimieren. Dies wiederum führt zu einem erhöhten Treibstoffverbrauch, was zu steigenden Preisen im Seetransportsektor führt.  

26 weitere Schiffe verweilen an ihrem aktuellen Standort und beobachten die Entwicklung des Konflikts. Trotz der Initiierung der Operation Prosperity Guardian vermeiden diese Schiffe die Durchfahrt, was darauf hindeutet, dass die Verlader die Sicherheit des Roten Meeres weiterhin anzweifeln. Project44 beobachtet, dass einige Schiffe, die zuvor als umgeleitet gekennzeichnet waren, wieder in die Meerenge zurückkehren. Hierzu zählen vor allem Schiffe der Reederei Maersk, die kurzzeitig ihre Tätigkeit im Roten Meer wieder aufgenommen hatten. Es ist wahrscheinlich, dass diese Schiffe nach dem Angriff vom Wochenende wieder umkehren werden.  Die “Karte der vom Konflikt im Roten Meer betroffenen Containerschiffe” gibt eine Übersicht über alle 207 betroffenen Schiffe.

Im Vergleich zum 21. Dezember, hat sich das Ausmaß der Auswirkungen vergrößert. Das Kap der Guten Hoffnung verzeichnet einen stärkeren und konstanten Schiffsverkehr. Viele der Schiffe, die auf die Verbesserung der Situation warteten, umfahren nun auch das Kap der Guten Hoffnung, einige bleiben aber auch an Ort und Stelle.

Trotz erhöhter Risiken setzen einige Schiffe ihren Fahrplan wie geplant fort. In der Woche vom 17. bis 24. Dezember passierten insgesamt 66 Schiffe den Kanal. In der Woche vom 24. bis 31. Dezember sind es mit 33 Schiffen deutlich weniger. Dies entspricht einem Rückgang des täglichen Schiffsverkehrs um 55 Prozent. Während vor den Anschlägen durchschnittlich fast 15 Schiffe pro Tag unterwegs waren, sind es aktuell nur noch 6,6 pro Tag.

Historischer Handel durch den Suezkanal

Der Suezkanal wurde im Jahr 1869 eröffnet, um eine Verbindung zwischen dem Nordatlantik über das Mittelmeer und das Rote Meer zum Indischen Ozean herzustellen. Seit dieser Zeit hat sich der Kanal zu einer bedeutenden Handelsroute für globale Lieferketten entwickelt. Schiffe sind durch den Kanal zwischen 7 und 20 Tage schneller am Ziel. Unterbrechungen des Schiffsverkehrs können erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Handel haben. Ein Beispiel hierfür war das Jahr 2021, als ein im Kanal festgefahrenes Schiff den Betrieb für sechs Tage zum Erliegen brachte.

Angesichts der Ankündigungen von Reedereien, Schiffe um den Kanal herumzuleiten, ist es erforderlich, dass sich Handelsrouten, die den Suezkanal nutzen, auf erhebliche Verzögerungen vorbereiten.

Die Aufschlüsselung zeigt die wichtigsten Verkehrswege, die den Kanal nutzen, gemessen an der Anzahl der Fahrten. Der Handel zwischen Asien und Europa / dem Mittelmeer ist am stärksten betroffen und macht vier von fünf der wichtigsten Verkehrswege aus. Der Handel zwischen Nordamerika (insbesondere der Ostküste) und Asien könnte angesichts der anhaltenden Trockenheitsprobleme am Panamakanal stärker betroffen sein, da dies die effizienteste Umleitungsmöglichkeit ist. Auch wenn die aufgelisteten Fahrtrouten das größte Volumen an Fahrten durch den Kanal ausmachen, gibt es mehr als 33 weitere Handelsrouten, die den Kanal regelmäßig nutzen und ebenfalls von dem Konflikt betroffen sind.

Zu den erwarteten Auswirkungen der Anschläge gehören: Verlängerte Transitzeiten, Unterbrechungen der globalen Ölversorgung sowie Probleme mit Lagerbeständen.

Da die Spannungen in der Region nach wie vor hoch sind, will Project44 die Situation weiter beobachten und aktuelle Informationen und Einblicke bereitstellen.

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