Pure Talents Contest
Das sind die Gewinnerbeiträge 2024

Die Jury der Pure Talents 2024. Foto: Koelnmesse/Jonas Wagell

Mit einer feierlichen Preisverleihung wurden auf der imm cologne zum 20. Mal aufstrebende Designtalente geehrt.

Technologisch intelligent, funktional und mobil – diese Attribute vereinen sich in herausragenden Designs, die mit einem nachhaltigen Konzept und minimalem Materialeinsatz realisiert wurden. Unter den über 1.000 Einreichungen des neu konzipierten Pure Talent Contests wurden vier besonders beeindruckende Entwürfe geehrt: eine bewegliche Sauna, Dachziegel aus recycelten Palmwedeln, ein kunstvoll verarbeiteter Paravent aus Textil und ein faltbares Dreisitzersofa. Noch bis zum 18. Januar haben Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, die prämierten Designs auf der imm cologne zu erleben.

Der Pure Talents Contest hat das Ziel, junge Designerinnen und Designer zu fördern und feierte dieses Jahr mit einem innovativen Neukonzept seine 20. Ausgabe. Die fünfköpfige Fachjury bewertete die eingereichten „Objects“ (Produkte) und „Spaces“ (Raumkonzepte) in den Themenbereichen „Leben und Wohnen in Städten mit wenig Raum“, „Leben und Wohnen in der Circular Society“ und „Leben und Wohnen als Statement/Botschaft/Konzept“. Eine weitere Neuheit war die Jury selbst, die mit Marco Dessí von Studio Dessí, Esther Jongsma von Vantot, Jonas Wagell von Studio JWDA, Tomás Alonso von Tomás Alonso Design Studio sowie Yael Mer von Raw-Edges Design Studio erstmals aus ehemaligen Nominierten des Nachwuchswettbewerbs bestand, die heute einen festen Platz in der internationalen Design-Community haben.  

Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am ersten Messetag der imm cologne wurden die Gewinnerbeiträge gekürt. Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter der Koelnmesse, erklärt: „Unter den ausgestellten Entwürfen sind nicht nur herausragende Designs zu entdecken, sondern auch Ideen, die unsere Wahrnehmung von Produkt, Zeit und Raum erweitern. Einige bieten unkonventionelle Lösungen für die Herausforderungen unserer Welt, sei es im Umgang mit Urbanisierung, Demografie, Digitalisierung oder vor allem dem Klimawandel. Diese Veränderungen beeinflussen unser Leben und die Designbranche nachhaltig.“

Mobile Sauna für den urbanen Raum

Der Siegerbeitrag in der Kategorie „Leben und Wohnen in Städten mit wenig Raum“ ist das Raumkonzept „MFG Mobile Sauna“ von Emil Löber, Sophia Reißenweber und Friedrich Gerlach. Die Gemeinschaftsarbeit wendet das Tiny House-Prinzip auf einen ungewöhnlichen Raumtypus an: eine mobile Sauna. Die Mikroarchitektur ist auf kompakte Räume wie Auto-Stellplätze ausgerichtet und kombiniert helles Saunaholz mit einer transparenten Außenhülle. Dies repräsentiert eine moderne Neuinterpretation des in Skandinavien tief verwurzelten Konzepts einer gemeinschaftlich genutzten Sauna. „Das Spannendste ist aber, dass diese Sauna mobil ist – eine technisch intelligent gelöste Herausforderung, bei der die gesamte Konstruktion gekippt und von nur drei Leuten zu Fuß gezogen wird. Konzeptionell betrachtet, stellt eine im urbanen Kontext eingesetzte Sauna auf Rädern die mit der Sauna verbundenen gesellschaftlichen und architektonischen Konventionen infrage: ein in unseren Augen genauso cleveres wie humoristisches Konzept,“ erklärt Jurymitglied Jonas Wagell.

Industrieabfälle intelligent verwertet

Carolin Schelkle ist mit ihrer Arbeit „Wasted Treasure“ die Gewinnerin in der Kategorie „Leben und Wohnen in der Circular Society“. Der Entwurf zeigt eine alternative Verwendung für Biomasse aus der Palmölproduktion auf, insbesondere die der schwer abbaubaren Pflanzenfasern der Palmenblätter. Die Arbeit von Schelkle veranschaulicht die Vorteile des Materials am Beispiel von Dachziegeln. „Uns gefällt, dass die Designerin die ursprüngliche Nutzungsmöglichkeit der Palmwedel als Wetterschutz beziehungsweise zur Hausbedachung in eine zeitgemäße, industrielle und nachhaltige Form übertragen hat. Vorbildlich ist auch die ganzheitliche, die Prozesse einschließende Betrachtungsweise des vom Materialansatz getrieben Projekts,“ lobt Designer Marco Dessí. Durch den Zusatz von Kalkstein und dem Recyclingmaterial Ziegelmehl ergeben die getrockneten und fein geriebenen Fasern ein wetterbeständiges und atmungsaktive Baumaterial. Die intelligente Verwertung von Industrieabfällen ist ein wichtiges Thema und betrifft alle Bereiche des Wohnens und Bauens.  

Paravent neu interpretiert

Der Gewinnerentwurf in der Kategorie „Leben und Wohnen als Statement/Botschaft/Konzept“ ist „Pleated Partition Screen“ von Fenna van der Klei. Der Paravent besteht ausschließlich aus Textil und präsentiert eine innovative Neuinterpretation traditioneller Falttechniken wie das Plissee. Ohne Bindemittel oder Klebstoffe versteift, nutzt der Entwurf die Falttechnik und die in den Taschen entstandenen integrierten Filzelemente für Stabilität. Die kunstvolle Verwendung von Farben und Mustern, gepaart mit durchdachten Details und Einfachheit, macht ihn besonders ansprechend. Die selbsttragende Struktur erlaubt einen einfachen Transport in flacher Verpackung. „Der Paravent ist ein wunderschönes visuelles Statement, das als sinnliches und funktionales Gestaltungselement zuhause, im Büro und im Hospitality-Bereich funktioniert,“ so Yael Mer.

Special Mention für Dreisitzersofa  

Die Jury vergab zusätzlich zu den drei Gewinnerentwürfen eine Special Mention für die Arbeit „Ballast" von Anton Defant als Anerkennung für seine unkonventionelle Möbelkonstruktion. Jurymitglied Tomás Alonso beschreibt es als „das wohl am schnellsten zu installierende Dreisitzersofa der Welt". Mit einem radikalen Ansatz, bei dem Sitz- und Rückenlehne auf ein Netzmaterial aus der Fluggepäck-Sicherung reduziert sind, ermöglicht „Ballast" überraschend bequemes Sitzen. Das kompakte Sofa lässt sich in Minuten zusammenfalten, benötigt dabei wenig Material, eignet sich für die unterschiedlichsten Wohnräume und erfüllt die Ansprüche einer nomadischen Lebensweise. Die intelligente Konstruktion, inspiriert von Outdoor-Möbeln, verzichtet auf größere Polsterung im Sinne der Materialtrennung und Zirkularität. „Ballast" ist ein zeitgemäßes Beispiel für experimentelles Design, das die Tradition des Utilitary Designs neu interpretiert.


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