Rat für Formgebung
21 Designtalente mit Nachwuchspreis „one&twenty“ ausgezeichnet

Bild: Rat für Formgebung

Mit dem internationalen Wettbewerb „one&twenty“ ehrt der Rat für Formgebung jährlich herausragende Designstudierende und Absolventinnen aus den Bereichen Produktdesign und Lifestyle. Die jetzt bekanntgegebenen 21 Winner-Projekte 2024 demonstrieren eindrucksvoll, wie entschlossen der Nachwuchs nach Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit sucht.

Die ausgezeichneten Projekte wurden aus mehr als 800 Einreichungen aus über 50 Ländern ausgewählt. Sie sind geprägt vom Einsatz fortschrittlicher Technologien und innovativer Materialien sowie einem tiefen Verständnis für das Zusammenspiel aus Nachhaltigkeit, Interdisziplinarität und Kooperation.

Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung, betont: „Die ausgezeichneten Designtalente zeigen, was möglich ist, wenn Innovation auf Verantwortung trifft. Die Winner-Projekte beweisen die Kraft von Design, das echte Lösungen für die Zukunft schaffen kann und damit die Transformationsfähigkeit von Unternehmen nachhaltig vorantreibt. Die Aufgabe der Unternehmen ist es, diese Konzepte und Visionen von Nachwuchs-Designer zu integrieren und den Freiraum für kreatives und lösungsorientiertes Design zu schaffen.“

Am 15. April werden die Winner an einem neuen Ausstellungsort im Mailänder Viertel Brera geehrt. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wird zudem ein Projekt zum „Best of Best“ gekürt. Die Ausstellung ist während des Salone del Mobile geöffnet.

Reparieren statt wegschmeißen: Stoppt die Wegwerfkultur

Die 21 ausgezeichneten Projekte verdeutlichen, dass Nachhaltigkeit kein nebensächlicher Gedanke, sondern ein integraler Bestandteil des Designprozesses ist. Gleich mehrere Winner setzten sich mit dem Problem der wachsenden Wegwerfkultur – in der eine Reparatur defekter Objekte finanziell nicht rentabler ist als ein Neukauf – auseinander. Die Lösung liegt in Ansätzen des Circular Design: Wenn Objekte von vorneherein aus leicht auswechselbaren Komponenten bestehen, ist die Reparatur einfacher und attraktiver als die Entsorgung.

„New Gen“ von Marcus Götschl ist ein schlichtes Bett, das umweltfreundlich als Flatpack geliefert werden kann. Für den Aufbau ist kein Werkzeug nötig, da das Bett auf Beschläge verzichtet. Stattdessen werden Komponenten ineinandergesteckt. Das Stecksystem aus dünnen Holz-Elementen und Beinen mit Hohlkörper hat einen niedrigen Ressourcenverbrauch und kann bei Bedarf mit Ersatzteilen erneuert werden.

Dem Problem der steigenden Kleidungsabfälle stellt sich „ButtonUp“ von Lilian Onstenk entgegen. Die Designerin möchte das Auswechseln von Knöpfen leichter machen, da defekte Verschlüsse ein Hauptgrund für das Wegwerfen von Textilien sind. Der Aluminium-Verschluss ButtonUp wird nicht eingenäht, was die Handhabung für Nutzerinnen vereinfacht, den Austausch ohne Nadel und Faden möglich macht und schlussendlich für ein in Einzelteile getrenntes Recycling sorgt.

Die Designerin Zixuan Zhou widmet sich mit „ANTI throw-away mentality“ zwei Haushaltsgeräten, die oft frühzeitig weggeworfen werden: dem Toaster und dem Wasserkocher. Bei industriellen Varianten ist eine Reparatur finanziell unattraktiv oder schlichtweg nicht möglich, da viele Hersteller Komponenten innerhalb der Geräte entweder mit Klebstoffen oder durch Schweißverfahren befestigen. Dadurch wird es schwierig, die Geräte zu demontieren. Widerstände oder Kondensatoren werden oft direkt auf Leiterplatten gelötet. Dies erschwert den Austausch einzelner Komponenten. Zixuan Zhous Geräte aus hitzebeständiger Keramik sind dagegen intuitiv konstruiert und erlauben das Auswechseln von Ersatzteilen. Das Ziel: Die langfristige Beziehung zwischen Nutzern und ihren Geräten soll so gefördert werden.

Heißer Tipp für kühle Zeiten: „Hotspot“ revolutioniert das Wohnklima

Ein herausragendes Beispiel für den innovativen Geist der one&twenty Gewinnerinnen ist das Projekt „Hotspot“ von Moritz Walter, welches sich den Herausforderungen der zukünftigen Raumheizung widmet. „Hotspot“ gibt eine visionäre Antwort auf die Frage: Wie wollen wir in Zukunft heizen?

Durch die Entwicklung eines dezentralen, strombasierten Heizsystems, das kleine, individuell anpassbare Wärmezonen schafft, geht das Projekt innovative Wege in der Raumheizung. Die Produktfamilie, bestehend aus einem Wärmepaneel für großflächiges Heizen und mobilen, modularen Wärmespeichern für körpernahe Wärme, zeichnet sich durch Flexibilität und eine nahtlose Integration in Wohnräume aus. Das poppige und doch minimalistische Design der faltbaren Heizmodule sorgt dafür, dass sie auch in den wärmeren Monaten als attraktive Designobjekte eine Funktion erfüllen.

Mutige Transparenz: Ein Projekt geht den Open-Source-Weg

Unter den prämierten Arbeiten sticht ein Projekt durch seine Zugänglichkeit hervor. „Opencyclone“ nutzt die Prinzipien der Open-Source-Hardware, um die Grenzen der Kollaboration neu zu definieren. Lion Sanguinette und Jonathan Stein haben im Rahmen ihres Studiums an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein ein Produktionssystem für Open-Source-Hardware erschaffen. Auf der Website os-systems.eu können Privatpersonen sowie Unternehmen Baupläne herunterladen, mit denen sie selbst mit wenigen Geräten, Skills und Materialien einen Handstaubsauger bauen können. „Opencyclone“ kann in verschiedenen Stufen von Komplexität kreiert werden und eignet sich damit für DIY-ler aber auch für Unternehmen. Dieses Projekt illustriert die Möglichkeiten, die sich eröffnen, wenn Designwissen frei geteilt wird – eine Inspiration für eine neue Generation von Designern, die Wert auf Offenheit und gemeinschaftliches Wachstum legen.

„Best of Best“ in Mailand durch hochkarätige Jury ausgezeichnet

Neben den Winnern hat die Jury bestehend aus den Designerinnen Hanne Willmann (Studio Hanne Willmann), Eva Marguerre und Marcel Besau (Studio Besau-Marguerre), Philipp Mainzer (E15), Arianna Lelli Mami und Chiara Di Pinto (Studiopepe), Daniera ter Haar und Christoph Brach (Raw Color), Min Chen (Chen Min Office), Yoko Choy (Collective Contemporist, China Editor Wallpaper), Joa Herrenknecht (Studio Joa Herrenknecht) und Sabine Marcelis (Studio Sabine Marcelis) ein Projekt als „Best of Best“ ausgezeichnet. Welcher Designer sich über diese Auszeichnung freuen darf, wird erst bei der Preisverleihung am 15. April in Mailand bekanntgegeben.


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