Recht auf Reparatur
Fachkräftemangel als Bremsfaktor
Köln. Die geplante EU-Richtlinie „Recht auf Reparatur“ stößt schon vor ihrer Einführung zum 31. Juli 2026 auf ein zentrales Problem: Der personelle Mehraufwand, der durch das Recht auf Reparatur erwartet wird, ist aus Sicht der Betriebe eine besonders große Herausforderung. Das zeigt die im Auftrag des Handelsverband Technik (BVT) und des Spezialversicherers und Fachhandelspartners Wertgarantie vom IFH Köln durchgeführte Studie „Das Recht auf Reparatur: Der Arbeitsmarkt als Schlüsselfaktor für den Erfolg der neuen EU-Richtlinie“.
85% der befragten Fachhändler erachten die Verfügbarkeit qualifizierter Reparaturfachkräfte als entscheidend, um der erwarteten steigenden Nachfrage nach kompetenten Reparaturen nachzukommen. Gleichzeitig befürchten 80% eine weitere Verschärfung der ohnehin knappen Personal- und Zeitressourcen. Die Mehrheit der befragten Fachhandelsunternehmen (61%) planen aktuell jedoch keine personellen Aufstockungen im Bereich Reparatur, nur ein Drittel (33 %) hat dies vor.
Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Strategic Insights & Analytics und Mitglied der Geschäftsleitung IFH Köln, sagt: „Hier offenbart sich ein Dilemma, das auch von den befragten Experten in der vertiefenden Analyse angesprochen wird. So wird befürchtet, dass das Recht auf Reparatur zu scheitern droht, wenn zum offiziellen Start der EU-Richtlinie nicht genügend Kapazitäten bei Fachhandel und Herstellern vorhanden sind, um eine positive Erfahrung für Verbraucher zu gewährleisten.“
Fachkräftesituation wird als zentrale Herausforderung gesehen
Acht von zehn der befragten Fachhändler (84%) empfinden die Rekrutierung von geeignetem Fachpersonal als sehr schwierig beziehungsweise eher schwierig. Aus Sicht der Befragten erschweren insbesondere die hohen Lohnanforderungen in elektrotechnischen Berufen den freien Werkstätten und dem Fachhandel das Gewinnen geeigneten Personals. Hinzu kommt der demografische Wandel, der die Situation noch verschärft. So zeigt die Engpassanalyse der Agentur für Arbeit: Rund ein Viertel der Beschäftigten in elektrotechnischen Berufen sind um die 55 Jahre oder älter. Die große Mehrheit der befragten Fachhändler (90%) in der Gesamtstudie erwarten daher einen weiterwachsenden Fachkräftemangel im Reparaturbereich.
Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
86% der Befragten des Fachhandels sprechen sich dafür aus, die Aus- und Weiterbildung von Reparaturfachkräften weiter zu fördern, um den Engpässen auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Experten schlagen diesbezüglich insbesondere Zertifikatslehrgänge und Praxistrainings vor, um dem Fachkräftemangel schnell und effektiv entgegenzutreten. Dabei müsse die körperliche Sicherheit der Techniker als auch der Verbraucher gewährleistet bleiben. Ergänzend könnten Reparaturdienstleister auch stärker auf lohnunabhängige Anreize rund um das Thema Work-Life-Balance setzen − beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle für Alleinerziehende − um Fachkräfte zu gewinnen.
