Textil- und Matratzenindustrie
Branchen leiden unter Kaufzurückhaltung

Foto: Heimtex

Die Ausgangslage für die Unternehmen der deutschen Textil- und Matratzenindustrie sind weiterhin schlecht: Die Heimtextilien-Industrie hat Umsatzverluste zu beklagen, die Nachfrage bei Textilen Bodenbelägen geht zurück, die Matratzenhersteller haben mit Verlusten bei Umsatz und Absatz zu kämpfen. Und auch die Hersteller von innenliegendem Sicht- und Sonnenschutz vermelden bei den meisten Produktgruppen einen rückläufigen Umsatz und Absatz. 

Bei den Heimtextilien bleibt der Gesamtumsatz -4 % hinter dem Vorjahr zurück. Größter Verlierer sind Möbel- und Dekostoffe sowie Gardinen mit einem Umsatzrückgang von -15 %. Hier zeigt sich, dass der „Cocooing-Effekt“ aus der Corona-Zeit beendet ist und zugleich die hohe Inflation zum Tragen kommt. Der Bedarf der Verbraucher, in das eigene Zuhause zu investieren, ist gedeckt, nun geben sie das knapper gewordene Geld für andere Dinge aus. Bettwaren verzeichnen mit -5 % ein vergleichsweise geringes Minus, Textile Bodenbeläge liegen beim Umsatz nahezu auf Vorjahresniveau (+0,1 %). Die Nachfrage nach Textilen Bodenbelägen hat um -9 % abgenommen und ist unter anderem im erst wieder langsam anziehenden Objektgeschäft nach Corona begründet. Da das Business nicht mehr ausschließlich im Homeoffice, sondern auch am Unternehmenssitz stattfindet, investieren Unternehmen wieder mehr in die Ausstattung ihrer Bürogebäude – auch, um bei der Suche nach Fachkräften mit einem modernen Office punkten zu können. Private Bauvorhaben werden auf Eis gelegt, da Bauherren und Wohnungseigentümer aus Verunsicherung, welchen Standard sie brauchen und welche Technologie sich als zukunftsfähig erweist, die Investition aufschieben – u. a. auch, um damit nicht die Chance auf eine staatliche Förderung zu verspielen. 

Die Matratzenhersteller haben das erste Halbjahr 2023 mit einem Rückgang von -5 % (Umsatz) und -16 % (Absatz) abgeschlossen. Bei den Technologien waren Schaum (-18 %) und Latex (-14 %) am wenigsten nachgefragt, ebenso das Preiseinstiegsprodukt Bonnell (-14 %). Taschenfederkern (TFK) hat die geringsten Verluste beim Absatz zu beklagen (- 7%). Überraschend ist, dass die Nachfrage bei Sonstigen um rund ein Drittel zugelegt hat (+30 %). Bei der Umsatzbetrachtung war Latex (-12 %) größter Verlierer, bei TFK (-4 %) und Schaum (-2 %) zeigen sich vergleichsweise geringe Verluste. Auch bei den Warengruppen ist die Nachfrage deutlich zurückgegangen (Topper -34 %, Unterfederung/Lattenroste -15%). Entsprechend dazu die Entwicklung beim Umsatz (Topper -12 %, Unterfederung/Lattenroste -8%). Erstmalig liegen auch die Ergebnisse für den Verkauf von Boxspring vor (Absatz -16 %, Umsatz -10 %) und lassen auch da die Kaufzurückhaltung der Kunden bei Produkten mit hohem Invest erkennen. 

Der maßkonfektionierte Sicht- und Sonnenschutz hat im 1. Halbjahr im Vergleich zum Jahrhundertsommer 2022 ein Umsatzminus von 2 % zu beklagen. Rollos (+14 %) und Wabenplissee (+6 %) sind beim Umsatz die einzigen Gewinner. Die Nachfrage ist bei fast allen Produktgruppen zurückgegangen und liegt teilweise im zweistelligen Bereich. Einzig Rollos (+6 %) wurden mehr nachgefragt als im Vorjahr. Insgesamt kommen zwei Effekte zum Tragen, die Kaufzurückhaltung beziehungsweise Preissensibilität verbunden mit einem bei vielen Verbrauchern gedeckten Bedarf. 

Die fehlende Kundenfrequenz im stationären Handel und Onlinehandel, die allgemeine Kaufzurückhaltung der Verbraucher, vor allem bei größeren Anschaffungen, sowie die Unsicherheit der Verbraucher aufgrund der weiterhin hohen Inflation sind die großen Herausforderungen, mit denen die Branchen es aufnehmen müssen. Eine weitere Rolle spielt, dass Kunden ihre vorhandenen Finanzen in diesem Jahr in teure Reisen umlenken. Um die Kunden zum Konsum von Heimtextilien und Matratzen zu motivieren, bleibt den Unternehmen mancherorts nichts anderes übrig, als Qualitäten zu reduzieren, um Eckpreislagen weiter halten zu können. Bei den Unternehmen fällt der preisbereinigte Vergleich aufgrund der Preissteigerungen noch negativer aus. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der die Produktionskapazitäten beschränkt. Und auch hier ist kein Ende in Sicht. 


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