Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie
Küchenmöbelindustrie wächst verhaltener

Die wirtschaftliche Situation der deutschen Küchenmöbelindustrie fasste Stefan Waldenmaier, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VdDK e.V.), Herford, anlässlich der Jahrespressekonferenz am 16. September in folgenden ‚Schlagzeilen‘ zusammen: Branchenzweig weiterhin auf Wachstumskurs – Abschwächung des Wachstums erwartet – steigende Exportquote über 40% bestätigt führende Rolle im internationalen Wettbewerb.

2019 begann für die deutsche Küchenmöbelindustrie vor dem Hintergrund einer äußerst volatilen Entwicklung im Vorjahr. Denn 2018 war nach einem starken Wachstum im ersten Halbjahr ein deutlicher Rückgang der Auftragseingänge im 2. Halbjahr gefolgt. Durch hohe Auftragsbestände in den Unternehmen noch bis zum Ende des ersten Halbjahres 2018 hatte sich der eingangs genannte Auftragsrückgang allerdings umsatzseitig kaum ausgewirkt. So konnte die deutsche Küchenmöbelindustrie das Jahr 2018 mit einem erfreulichen Umsatzwachstum von +5,5% abschließen.

Umsatzzuwachs im Ausland doppelt so hoch wie im Inland

Diese Entwicklung hat sich 2019 abgeschwächt: Im ersten Halbjahr realisierte die Branche ein nur leichtes Umsatzwachstum von per 30.6.2019 in Höhe von +1,4%. Dabei war die Situation in den einzelnen Monaten nach wie vor recht unstet – die Umsatzentwicklung lag so im Extremfall zwischen +17,4% im Mai und -12,6% im Juni 2019.

Wie schon im Vorjahr hat sich das Auslandsgeschäft dabei erneut besser entwickelt als das Inlandsgeschäft. Per 30. Juni 2019 lag der Umsatzzuwachs im Auslandsgeschäft bei +3,8%, während das im Inlandsgeschäft um -0,2% zurückgegangen ist. Innerhalb der Zielregionen im Export dominiert weiterhin die Euro-Zone. Hier konnte der Umsatzzuwachs sogar um +5,5% gesteigert werden, was in Anbetracht von Rezessionserscheinungen in einzelnen Ländern der Euro-Zone außerordentlich bemerkenswert ist.

Damit hat die deutsche Küchenmöbelindustrie ihre führende Rolle in Europa nicht nur bestätigt, sondern ausgebaut! Als einzige Sparte der Möbelindustrie realisiert sie dauerhaft eine Exportquote von über 40% – per 30.06.2019 lag die Exportquote bei 41,5%.

Position in Hauptabsatzmärkten der Eurozone erfolgreich ausgebaut

Ein differenziertes Bild ergibt sich bei Betrachtung der Entwicklung in einzelnen Exportmärkten. So konnten die Ausfuhren in die vier wichtigsten Absatzgebiete durchgängig gesteigert werden. Die Umsätze der deutschen Küchenmöbelindustrie in den wichtigsten Auslandsmarkt Frankreich konnten im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um +7,5% gesteigert werden, in die in der Bedeutung folgenden Niederlande um +4,7% in die USA um +2,5%, nach Österreich um +1,3%.

Umsatzverluste musste der Branchenzweig demgegenüber bei den Ausfuhren nach Belgien, in die Schweiz, nach Großbritannien und China hinnehmen. Die Ursachen dieser Rückgänge sind verschieden. Was die Schweiz angeht, wurde die außergewöhnlich positive Entwicklung der Vorjahre befeuert durch vorgezogene Käufe wegen Preisvorteilen aufgrund des Wechselkurses zwischen Schweizer Franken und Euro. Diese „Vermarktungsförderung“ ist jetzt gewissermaßen verbraucht. Bei Großbritannien hinterlässt der bevorstehende Brexit Spuren; der Markt Chinas ist von einer insgesamt rückläufigen Dynamik gekennzeichnet.

Einziger Branchenzweig mit massivem Exportüberschuss

Die Export-Rückgänge in die genannten Länder sind allerdings verkraftbar, da der Stellenwert dieser Regionen für das Auslandsgeschäft nur eine begrenzte Wirkung entfaltet. In die Volksrepublik China mit ihren 1,4 Milliarden Einwohnern wurden im 1. Halbjahr 2019 beispielsweise Küchenmöbel in einem Gesamtwert von 33,9 Millionen Euro exportiert. Das ist allerdings nur ein Drittel des Exports, den die deutsche Küchenmöbelindustrie mit Österreich mit knapp 9 Millionen Konsumenten realisiert – auf die Einwohnerzahl bezogen also der 470-fache Umsatz!

Unverändert keine Rolle spielen hingegen die Einfuhren ausländischer Küchenmöbelhersteller in den deutschen Markt. Diese sind im 1. Halbjahr 2019, trotz eines bereits extrem niedrigen Niveaus, weiterhin gesunken und zwar um -7,6%. Damit ist die deutsche Küchenmöbelindustrie diejenige Teilbranche des Möbelsektors mit dem höchsten Außenhandelsüberschuss. Dieser beträgt im 1. Halbjahr 2019 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres 1.019 Mio. Euro, was einem Zuwachs des Außenhandelsüberschusses von +1,98% entspricht.

Als positiv bewertet der Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie auch die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der heimischen Küchenmöbelindustrie. Per 30.06.2019 stiegen die Beschäftigtenzahlen um +6,6%. Nach Angaben des VdDK macht sich zwischenzeitlich in einer Reihe von Regionen – u.a. im nördlichen Teil von Ostwestfalen-Lippe – ein deutlicher Fachkräftemangel bemerkbar. Daher unterstützt der Fachverband mit Nachdruck Bemühungen aus der Wirtschaft und von wirtschaftsnahen Dienstleistern, durch Qualifizierungsangebote in der Region dem Fachkräftemangel aktiv zu begegnen.

Trotz rückläufiger Wachstumszahlen keine Rezessionsgefahr

Für die künftige Entwicklung ist der VdDK vorsichtig, denn momentan scheinen sich die Rahmenbedingungen zu verschlechtern. Im 1. Halbjahr 2019 sind die Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um -0,1% zurückgegangen, für Zweifamilienhäuser um -4,7%, für Mehrfamilienhäuser um -3,2%. Auch deutet sich im europäischen Kontext eine Abschwächung der Konjunktur an. Lag der Zuwachs der Anschaffungsneigung im Dezember 2017 noch bei +21 Punkten, hat er sich bis jetzt auf +11 Punkte reduziert. Diese rückläufige Konsumstimmung wird sich mittelfristig auch auf die wirtschaftlichen Perspektiven in einzelnen Regionen der Euro-Zone auswirken.

Dies spiegelt sich nach Angaben des VdDK auch in der internen Verbandsstatistik zu den Auftragseingängen wider. So ist die Entwicklung der Auftragseingänge 2019 zwar weiterhin positiv, allerdings schwächelnd. Die Zuwächse sind von +8,7% im Januar unter Schwankungen bis August auf +3,1% zurückgegangen.

Zuversicht für laufendes Jahr – Konjunktur zunehmend inlandsgestützt

Dass die Ursache für diese Entwicklung im Wesentlichen in einer abflauenden Konjunktur in vielen Exportregionen der deutschen Küchenmöbelindustrie liegt, zeigt die Entwicklung der Auftragseingänge bezogen auf Durchschnittspreise – gesplittet nach In- und Ausland: Im Inland war die Volumenentwicklung schlechter als die Entwicklung der Auftragseingänge in Euro, was steigende Durchschnittspreise bedeutet. Im Auslandsgeschäft jedoch ist es genau umgekehrt.

Für das 2. Halbjahr 2019 prognostiziert der VdDK eine schwächere Konjunktur aufgrund einer rückläufigen Entwicklung im Auslandsgeschäft. Im Ergebnis erwartet der Interessensverband der deutschen Küchenmöbelindustrie trotzdem weiteres Wachstum per 31.12.2019 für den Branchenzweig in einer Größenordnung von ca. zwei Prozent.


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