Wayfair/Grass/Zukunftsinstitut
Trends 2023: Comfortcore, Stilexperimente, Material-Boom

Zum Beginn des Jahres hat MÖBELMARKT.de aktuelle Trends zusammengefasst. Betrachtet man die Prognosen für 2023, so macht sich zum einen materielle Bodenständigkeit breit. Zum anderen kommt das an, was die urbane Fashion-Avantgarde seit Jahren vormacht: Vorhandenes wird auf neue, mitunter sehr humorvolle Weise zusammengefügt, während Neues nur punktuell gekauft wird – gerne auch in Form von Accessoires. Diese Grundströmungen lassen sich gleich in verschiedenen Prognosen ablesen – wie unsere unsere exklusive Zusammenschau aktueller Möbeltrends zeigt.

Wayfair: „Comfortcore“ für das Heim als Refugium

Eine der unmittelbarsten, nachfrage-orientierten Prognosen für den unteren bis mittleren Preisbereich trifft Wayfair. Der weltweit auf Rang 4 stehende US-amerikanische Online-Möbelhänder (TOP 30 MM/August 2022) ruft ¬– basierend auf Suchanfragen und Studien – das übergeordnete Konsumthema „Comfortcore“ aus. Wayfair-Stilexpertin Nadia McCowan Hill fächert dieses in wiederum drei maßgebliche Strömungen auf: "Dopamine Dream" (luxuriöse Einzelstücke, kräftige Farben), „Curved Cocoon“ (flüsterweiche Töne, kokon-artige, runde Formen) und „Rooted at Home“ (Hommage an das einfache, Hausgemachte in Küche und Dining).

AD: Dekorieren, Runterkommen, gute Laune zelebrieren

Als findige und detailfreudige globale Trendbeobachterin und Impulsgeberin für das gehobene Segment gilt Sydney Gore, Digital Design Editor von Architectural Digest. Sie sagt für 2023 eine Welle von Styles voraus, die die Laune heben und die Innenräume fröhlicher machen. Zu den Looks, die sie in den Ring wirft, gehören „Kitschy Kitchens“, humorvolle Deko-Accessoires in Form von umfunktionierten Haustextilien, Gehäkeltem, Miniaturen, folkloristischen Figuren oder Schafen (!), „Quiet Interiors“ mit zurückgenommenen Farben und Linien, „(Modern) Farmhouse“ (rustikale Architektur, stilkundig, nicht romantisch) und „Middle Age Modern“ (kunsthandwerkliche und Metallelemente, dunkles Holz, Edelsteintöne).

Grass: Ein „neues Miteinander der Stile“

Aufmerksame Trendscanner und -Setter für die mittlere bis hochwertige Preisrange sind schon immer die Vorlieferanten der Möbelindustrie, sodass auch der jährlich erscheinende Forecast des österreichischen Unternehmens Grass einen Blick wert ist. „Playful Diversity“ ist der Begriff, den der Beschlaghersteller in den letzten Monaten – beginnend mit der Summer Edition des letzten Salone del Mobile ¬– ausgemacht hat.

Harald Klüh, Global Brand Manager und Trendscout des Unternehmens, stellt fest: „Zwar gibt es kaum neue Designtrends, aber das Miteinander von alt und neu, von minimalistisch und maximalistisch, von natürlich und artifiziell führt zu einer Art polymorphem Zeitgeist, der alle Einflüsse zulässt und inkludiert.“
Grass hat drei maßgebliche stilistische Strömungen identifiziert: "Maximalismus" (Spiel mit Kitsch, Farbe und Folklore), "Wabi Sabi" (japanisches Schönheitskonzept, eine Art herbe, manchmal auch morbide, gereifte Schlichtheit einfacher, handgemachter Dinge, natürliche Farben) und "Supplementism" (Accessoires als Stars).

Zukunftsinstitut: „Radikale Materialien“ und Gebrauchtes

Eher soziologisch gehalten sind die Prognosen des Home-Report des Zukunftsinstituts. Drei maßgebliche Trends hat Oona Horx Strathern in ihrem Home-Report für das Jahr 2023 ausgemacht. Während der Trend „Spa-throom“ mit dem Badezimmer als Spa eher für die Neubelebung einer älteren Idee steht, haben die anderen beiden proklamierten Trends News-Wert: Der Begriff „Radical Materials“ benennt F+E-Entwicklungen im Bereich Materialien, die von den – in der Textilbranche zunehmend eingesetzten – Pilzmyzelien, Muscheln oder Seegras (z. B. David Thulstrup, MycoWorks) bis hin zu einem neuen, behutsameren Vorgang mit dem Wertstoff Holz bis hin zu Kiefer reicht (z. B. vaarnii.com).

Dass nun auch das Zukunftsinstitut das Thema „Re-loved Revolution“ als Trend für die Home-Living-Branche aufruft, zeigt, dass es hier um mehr geht als eine punktuelle kurzlebige Entwicklung. Wie schon mehrfach im MM berichtet, formiert sich in der Branche ein professioneller Second-Hand-Markt.

Im Update in MM 1/23 zeigt sich, dass die aktuelle Kaufzurückhaltung und der zwangsläufige Umgang der der Menschen mit niedrigeren Budgets diesem Trend weiter in die Karten spielt (siehe z.B. die Online-Plattformen Revive, Cocoli oder die vielen stationären Gebrauchtmöbelhändler für skandinavische und Mid-Century-Klassiker).

Zum Jahresbeginn stellt das Zukunftsinstitut den Mega-Trend Neo-Ökologie erneut in den Fokus. Als "Blaue Ökologie" (im Gegensatz zur grünen) werde Ökologie ein Technologiethema.

Think pink: Magenta bringt Frische in die Ausstellungen

Last but not least sei hier noch die Pantone Farbe des Jahres 2023 genannt, Viva Magenta. Die Begründung von des amerikanischen Farbinstituts für die Wahl: „Im Zeitalter der Technologie suchen wir nach Inspiration durch die Natur und das, was wirklich ist. Pantone 18-1750 Viva Magenta stammt aus der Familie der Rottöne und ist inspiriert vom Rot der Cochenille, einem der wertvollsten Farbstoffe aus der Familie der natürlichen Farbstoffe und einem der stärksten und leuchtendsten, die die Welt kennt.“ Es ist zu erwarten, dass die Farbe zumindest für Akzente gern aufgegriffen wird – auch, um den aktuellen Herausforderungen Freude und Kraft engegegenzusetzen.


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